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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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zog ihre leisen Turnschuhe an und schlich geräuschlos die Treppe nach unten. Hier lag alles in tiefem Schlaf und roch wieder nach ihren Eltern, vor allem nach dem Parfüm ihrer Mutter. Sie nahm die Terrassentür, da sie leiser zu öffnen war als die Haustür. Der Garagenschlüssel zu Daniels Reich lag nach wie vor auf dem Türrahmen. Sie öffnete die Tür und trat ein. Irgendwie fühlte es sich verbotener an als vorhin in Daniels Zimmer. Nicht weil sie da den Auftrag von Beate hatte, sondern weil sie das Gefühl hatte, dass es Daniel nicht recht wäre, dass sie sich hier umschaute.
    Ela steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche und überlegte, wo sie anfangen sollte. Wie in der Silvesternacht vor drei Jahren stand sie auf der Seite der Garage mit dem Gartenkram und dem Werkzeug. Die Garage war durch einen großen Wandschrank in zwei Teile geteilt, im hinteren war sie noch nie gewesen. Doch heute musste sie dort mit dem Suchen anfangen. Sie quetschte sich durch den Schlitz zwischen Schrank und Wand, dann stand sie in Daniels kleinem Versteck. Es gab einen Sessel, ein kleines Tischchen mit einer Lampe, einen elektrischen Heizkörper auf Rollen und eine Kiste. Auf ihr war ein voller Aschenbecher abgestellt und überall standen und lagen leere Bierflaschen rum. Trotz der sommerlichen Temperaturen war es Ela kühl, was allerdings auch an der extremen Kargheit dieses Ortes liegen konnte. Sie zögerte. Sie wusste, dass sie besonders sorgfältig suchen musste, denn manchmal hatte sie Beate in der Garage rumschleichen sehen, wenn Daniel unterwegs war. Sie hatte ihm nachspioniert, immer alles von ihm wissen wollen. Ela konnte also davon ausgehen, dass sie die Dinge, die hier offen herumlagen, kannte. Falls Daniel also tatsächlich etwas zu verbergen hatte, dann hatte er es extrem gut versteckt. Ich werde auch die Wand abtasten, beschloss sie. Sie hatte unzählige Filme gesehen, in denen hinter lockeren Ziegeln ganze Schätze verwahrt wurden. Aber erst wollte sie Daniels Lieblingsplatz auf sich wirken lassen und setzte sich in den Sessel.
    Â»Ich will hier nicht mehr wohnen.«
    Daniel und ich sitzen im Baumhaus. Wir lassen die Beine baumeln, weil Daniel nicht mehr reinpasst. Mein Herz verkrampft sich. Daniels Augen, seine Körperhaltung, seine Worte, sein Schweigen alles an ihm war in letzter Zeit dunkel und schwer geworden. Obwohl ich den Grund kenne, frage ich: »Was ist denn los?«
    Und er antwortet: »Ich ertrage sie nicht mehr. Sie bringt mich noch mal um.«
    Ela schrak hoch. Ihr kam ein entsetzlicher Gedanke. Was, wenn Beate, wenn sie … Ela entfuhr ein Schrei und sie hielt sich sofort die Hand vor den Mund. Beate schlief sicher nicht und sie musste leise sein. Ela atmete schwer in ihre Hand. Was, wenn Beate entdeckt hätte, dass Daniel ausziehen wollte? Diesen Gedanken hatte er schon lange gehabt und auch mit Ela oft besprochen. Wenn sie deshalb ausgeflippt, einfach total durchgedreht ist? Auch das hatte Ela mehrmals bei ihr erlebt. Was, wenn also nicht der Alkohol, sondern die kaputte Psyche einer Mutter in dieser Nacht ein Monster geschaffen hatte? Der Gedanke fühlte sich schrecklich an und sie würde ihn am liebsten sofort wieder loswerden, obwohl seine Konsequenz ihre eigene Unschuld wäre.
    Ela stand abrupt auf, stellte den Aschenbecher auf den Boden und hob den Deckel der Kiste. Sie musste suchen, die Wahrheit finden, dann würde sie auch nicht so viel Blödsinn denken! Auf den letzten Zentimetern quietschte der Deckel wie in einem Gruselfilm. Sie stockte, lauschte dem Nachhall des Geräuschs und öffnete schließlich den Rest mit einem Ruck. Die Kiste war randvoll. Auf den ersten Blick sah sie nur jede Menge Zeitschriften, und als sie näher hinsah, erkannte sie, dass es sich um Pornozeitschriften handelte. Sie wusste, dass Jungs in dem Alter auf so was standen und sich so Zeug auf dem Handy, im Internet und in Zeitschriften anschauten. Trotzdem ekelte sie der Anblick. Das war etwas, was sie von Daniel nicht wissen wollte. Schnell schaffte sie die Dinger beiseite und schaute, was darunter zum Vorschein kam. Ein kleines Netbook, ein externes DVD-Laufwerk und diverse handbeschriftete DVDs. Sie setzte sich mit ihrem Fund in den Sessel und las die Beschriftungen. Es waren Kopien von Actionfilmen. Sie kannte Daniels Vorliebe für Action im Kino und war sogar mal mit ihm in einen dieser Filme gegangen. Grässlich!
    Daniel hatte

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