Hoellenprinz
geschnürt.
»Habt ihr denn irgendwo Verbandszeug oder Schmerzmittel?«, fragte Caro.
»Ja, oben im Bad gibt es einen Medizinschrank. Da ist alles drin. Verband, Salbe, Schmerztabletten. Würdest du das holen?«
»Klar«, antwortete Caro und verlieà das Zimmer.
Was war das? Da war doch ein Geräusch. Wurde er jetzt paranoid? Und wieso war verdammt noch mal die Terrassentür noch immer offen? Instinktiv griff er nach seinem Handy. Es war nicht da. Luna hatte es mitgenommen. ScheiÃe!
Da war es wieder. Lukas hielt die Luft an und im selben Moment erschien der Hagere im Türrahmen. Lukasâ Blut gefror in den Adern, seine Finger krallten sich um die Stuhllehnen. Der Hagere kam ruhig auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und beugte sich so weit runter, dass er seine Hände auf die Lehnen stützen konnte.
»Hallo Lukas. Du erklärst mir jetzt bitte in wenigen Worten, warum Luna mich im Präsidium sucht.«
»Weil ⦠weil sie ⦠ich â¦Â«
Zack!
Das war eine Ohrfeige. »Was hab ich dir gesagt? Wenn etwas schiefgeht mit unserem Deal, weià dein Vater in Windeseile, was für ein schwules Söhnchen der Herr Baron aufzieht. Also reià dich zusammen und rede!«
Mit dieser Drohung hatte er ihn immer wieder gekriegt, denn etwas Schlimmeres als die Reaktionen seines Vaters auf seine Homosexualität hatte Lukas sich nicht vorstellen können â bis jetzt. Erstaunlicherweise lieà ihn das plötzlich kalt. Sein Vater kannte dank seiner widerlichen Nachforschungen wahrscheinlich eh schon die ganze Wahrheit und verabscheute ihn bis auf die Knochen, mehr Verachtung war also gar nicht mehr möglich. Daniel war tot, seine Liebe im Waldboden versickert. Sein Werk war gelöscht, komplett, ausnahmslos. Er war bei den Mädchen aufgeflogen. Sein ganzes Leben war mit Karacho gegen eine Mauer gecrasht.
»Sagen Sie es ihm. Es ist mir egal«, flüsterte Lukas.
Zack!
Das war die andere Seite.
Ein Auto fuhr vor.
»Wer ist das?«, fragte Sebastian.
»Meine Mutter, wahrscheinlich.«
Dann trat plötzlich auch noch Caro mit dem Verbandszeug ins Zimmer.
»So, damit müssten wirâ¦Â« Mitten im Satz hielt sie inne. Sie riss die Augen auf und rief: »Sebastianâ¦Â« Weiter kam sie nicht. Lukas sah Panik in Sebastians Augen, ein ungewohnter Anblick â und gefährlich.
Blitzschnell hatte Sebastian seine Dienstwaffe gezogen und richtete sie abwechselnd auf Caro und Lukas. Er zog sich mit der freien Hand nervös seine Kappe tiefer ins Gesicht. Caro wimmerte leise. »Ihr zwei haltet jetzt eure Klappe, damit die Frau Baronin nichts mitbekommt. Und dann machen wir einen Ausflug.«
36
C aro geht nicht ran.«
»Mist. Sie hatte keinen Akku mehr. Dann versuchen wir es eben bei Lukas. Hast du seine Nummer?«, fragte Ela.
»Nee«, schnaubte Sophie. »Ich verseuch doch nicht mein Handy.«
»Ich hab sein Handy«, sagte Luna. »Und das von Daniel auch. Wir können ihn nicht anrufen.«
»Du hast bei den Jungs echt aufgeräumt«, sagte Sophie überrascht.
Luna zuckte mit den Schultern. Sie saà hinten im Auto, der Motor war bereits an, nur wussten sie leider nicht, wo sie als Nächstes hinfahren sollten.
»Sie wollten zur Polizei. Vielleicht sind sie ja noch da«, sagte Ela.
»Also, nichts wie hin«, erwiderte Sophie und legte den Gang ein.
»Nein, warte. Ich hab die Nummer von Frau Volkmann. Ich rufe dort an.«
»Okay.«
»Volkmann«, meldete sich die Kommissarin zum Glück sofort nach dem ersten Tuten.
»Hallo. Hier ist Michaela Janzen. Ich wollte mal fragen, ob Lukas und Caro zufällig gerade bei Ihnen sind.«
»Lukas und Caro? Nein. Was ist denn bei euch los? Luna war vorhin hier und hat nach meinem Kollegen gefragt.«
»Ja?«
»Der Pförtner hat mich angerufen, und als ich runtergekommen bin, war sie schon weg.«
»Und der Kollege?«
»Der ist gegangen. Wieso?«
»Wann?«
»Hat sich krankgemeldet.«
»Nachdem Luna da gewesen war?«
»Ãäähh, ja, ich glaube schon. Warum? Was ist passiert?«
Ela blickte von Luna zu Sophie, zu Luna, zu Sophie. Dabei ratterte sie in ihrem Kopf alle Informationen herunter, ordnete sie, kombinierte und sagte schlieÃlich:
»Bitte Frau Volkmann, sie müssen mir jetzt glauben. Es könnte sein, dass Ihr Kollege Sebastian Steingarden etwas Dummes vorhat. Ich erkläre
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