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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Kohlensäure?«
    »Ohne«,
antwortete Ahrens, ohne den Blick von der Schaufensterscheibe zu nehmen, die den
Blick auf die Haltestelle und die Straße freigab.
    »Kalt oder
nicht so kalt?«
    »Was?«
    »Möchten
Sie eisgekühltes Wasser, oder ist es Ihnen lieber, wenn es nicht ganz so kalt ist?«
    »Egal«,
schüttelte er den Kopf, wobei er erschreckt zusammenzuckte, weil in diesem Augenblick
das Gesicht des jüngeren der beiden Männer an der Straßenecke auftauchte, die er
selbst wenige Sekunden zuvor passiert hatte.
    »Hier, bitte«,
kam es von hinten. »Ich gebe Ihnen das nicht so kalte Wasser, weil das viel gesünder
ist. Es erfrischt vielleicht im ersten Moment nicht so toll, ist aber viel besser
für den Körper.«
    Ahrens hörte
zwar die Stimme der Frau in seinem Rücken, der Inhalt ihrer Worte drang jedoch nicht
bis zu ihm durch. Der einzige Gedanke, den er fassen konnte, beschäftigte sich mit
Flucht. Flüchten und untertauchen.
    »Darf es
noch etwas sein oder war es das?«
    »Nein, das
ist alles«, erwiderte der Mann an der Scheibe hastig. »Oder nein, warten Sie bitte.
Ich brauche noch eine Tafel Schokolade.«
    »Welche
Sorte?«
    In diesem
Augenblick betrat eine kugelrunde Frau mit bodenlangem Kleid und eng geschlungenem,
knallbuntem Kopftuch, auf dem Ahrens einen breiten Schweißrand hätte erkennen können,
wenn er denn hingesehen hätte, den Laden. Doch der Witwer hatte ausschließlich Augen
für das Geschehen an der Haltestelle gegenüber, wo sein Verfolger, nachdem er akribisch
in die Gesichter aller Wartenden gesehen hatte, abdrehte.
    Hinter seinem
Rücken fingen die Frauen ein Gespräch in einer Sprache an, die er nicht verstehen
konnte und für die er sich auch nicht interessierte.
    »Danke«,
murmelte er Richtung Kasse, »ich habe es mir anders überlegt. Nichts für ungut,
auf Wiedersehen.«
    Damit verließ
er das Geschäft, wobei er im Gehen das ebenso aufgeregte wie ärgerliche Palaver
der Kassiererin wahrnahm. Mit schnellen Schritten trabte Ahrens nach links, wo er
fast über eine auf dem Boden liegende leere Obstkiste gestolpert wäre, fing sich
gerade noch ab und setzte seinen Weg stadtauswärts fort. Meter um Meter brachte
er zwischen den Stadtteil, in dem er wohnte, und sich und mit jedem Meter musste
er stärker gegen die Tränen ankämpfen, die aus seinen Augen rinnen wollten. Die
Hitze machte ihm enorm zu schaffen, und der Gedanke, dass vor seiner Tür zwei Männer
auf ihn warten könnten, schnürte ihm die Kehle zu. Dann hatte Bernd Ahrens die Randbezirke
der Stadt erreicht. Mit kleiner werdenden Schritten, weil seine Kraft nahezu aufgebraucht
war, folgte er einem Weg, dessen eine Hälfte den Radfahrern vorbehalten war, aber
es gab an diesem Tag keinen, der auf seinem Wegerecht bestanden hätte. Immer weiter
stieß er ins Grüne vor, hörte dabei nicht das fröhliche Gezwitscher der Vögel aus
den Bäumen über seinem Kopf, hörte nicht das leise Rauschen des kleinen Bachlaufs
links neben sich.
    Was ihn
allerdings schlagartig aus seiner Apathie riss, war der enervierende Krach eines
Eisenbahnzuges, der in nicht mehr als 15 Metern Entfernung an ihm vorbeiratterte.
Ahrens hob den Kopf, sah nach rechts und erkannte das charakteristische Rot der
Deutschen Bahn. Seine Haare flatterten, sein Hemd bewegte sich leicht, und schlagartig
wurde ihm klar, warum er auf diesen Weg geraten war, den er noch nie zuvor in seinem
Leben gesehen oder betreten hatte. Zielstrebig ging er weiter, und wenn ihm auch
ein wenig mulmig zumute war bei dem Gedanken an das, was nun vor ihm lag, so zögerte
er doch keinen Augenblick.
    Etwa 150
Meter weiter kam er an eine Fußgängerbrücke, die auf die andere Seite der eingleisigen
Bahnstrecke führte.
    Hinter zwei
rot und weiß gestrichenen Geländern, die den Weg verengten und vermutlich bewirken
sollten, dass Radfahrer absteigen mussten und Fußgänger noch achtsamer die Gleise
überquerten, gab es ein leuchtend gelbes Warnschild, auf dem ein Zug abgebildet
war. Offenbar wurde es seiner mahnenden Funktion nicht immer zur Gänze gerecht,
denn rechts und links der Barrieren konnte Bernd Ahrens deutlich die Reifenabdrücke
von Fahrrädern sowie die Spuren von Schuhsohlen erkennen. Das Schlucken fiel ihm
nun erschreckend schwer, und die Schweißflecken unter seinen Achseln breiteten sich
immer weiter aus.
    Gott hat
mir diesen Weg gewiesen. Wenn er nicht wollen würde, dass ich es tue, hätte er mich
sicher in eine andere Richtung gelenkt.
    Er lehnte
sich mit dem Gesäß

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