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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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alles, was dem modernen Menschen so richtig Spaß macht. Sie stehen dafür auf
die wörtliche Auslegung des alten Testaments, was nichts anderes heißt, als dass
Ehebrecher, Gotteslästerer, Lügner und ähnliches Gesocks am besten mit Stumpf und
Stiel auszurotten sind.«
    »Und so
einer ist dieser Bernd Ahrens?«
    »Wenn es
stimmt, was sein Vermieter sagt, und daran zweifle ich nicht, dann ist er so einer,
ja.«
    »Was in
der Folge bedeuten könnte, dass er es mit Menschen wie Stefanie Kratzer, die ihr
Geld mit Prostitution verdient hat, und Oliver Heppner, der auf Kerle stand, nicht
so hatte.«
    »Das kann
schon richtig sein, was du da sagst. Aber dafür müsste er von deren Vorlieben gewusst
haben, und es erscheint mir ziemlich wagemutig, das als gegeben anzusehen. Woher
sollte er dieses Wissen haben?«
    »Stopp,
Thilo«, ging Lenz dazwischen. »Wir dürfen keinesfalls vergessen, wie wir überhaupt
auf ihn gekommen sind. Der Bezug zu den Opfern muss bei der Annahme, dass er etwas
mit den Morden zu tun hat, zwangsläufig über Maik Wesseling hergestellt worden sein.«
    »Was die
Sache irgendwie schon kugelrund erscheinen lässt, wenn du mich fragst.«
    Lenz dachte
ein paar Sekunden nach.
    »Zu rund,
würde ich darauf antworten. Zu rund, zu abgeschliffen, zu eindeutig.«
    »Und warum
ist er dann abgehauen, als wir bei ihm aufgetaucht sind?«
    »Das ist
eine Frage, die mich auch beschäftigt. Er wusste ja nicht, dass wir Bullen sind.«
    »Wie Zuhältertypen
sehen wir aber auch nicht gerade aus, für den Fall, dass er sich vor denen gefürchtet
haben sollte.«
    »Nein, das
nun hoffentlich nicht.«
    Der Hauptkommissar
betrachtete eine einsame, scheinbar unbeweglich am Himmel stehende Wolke.
    »Entweder,
der Typ ist ein völlig anderer als der, der er vorgibt zu sein, was ich beim besten
Willen nicht glauben kann, oder er ist da in eine Sache hineingeraten, die deutlich
ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Ich habe ihn vorhin zwar nur ein paar Augenblicke
lang gesehen, aber wie ein abgebrühter Killer kam er mir nun wirklich nicht vor.«
    »Hör mir
bloß mit so einem Kram auf«, echauffierte Hain sich prompt. »Du bist derjenige,
der mir immer wieder erklärt hat, dass Äußerlichkeiten nichts, aber auch rein gar
nichts über einen Täter aussagen müssen. Also kann es sehr wohl sein, dass der Typ
uns wie die allerletzten Anfänger abgekocht hat. Was er eigentlich ohnehin gemacht
hat.«
    »Ja, stolz
sollten wir nicht sein auf die Geschichte.«
    »Aber wir
können immerhin daran arbeiten, dass dieser Fauxpas in unserer Vita nicht zur bestimmenden
Größe wird.«
    Lenz warf
seinem Kollegen einen verstörten Blick zu.
    »Sag mal,
hast du wieder mit dem Kiffen angefangen? So redet doch kein normaler Mensch.«
    »Ich schon.«
    »Na, wenn
du meinst. Und wie würde dein weiteres Vorgehen aussehen, mal ganz unabhängig von
deiner konfusen Wortwahl?«
    Wieder hob
der Oberkommissar den Arm, was wohl bedeuten sollte, dass es noch ein wenig Recherche
an seinem Telefon brauchen würde, bevor mit einer Antwort zu rechnen war. Dann wählte
er eine Nummer, trat ein paar Schritte zur Seite und führte ein kurzes Gespräch.
    »Wir fahren
zu Herrn Wiesinger«, erklärte er schließlich, während er das Gerät in die Tasche
gleiten ließ. »Werner Wiesinger.«
    »Und wer
ist dieser Herr Wiesinger?«
    »Der Mann
ist der Gründer und Leiter der ›SektenberatungNordhessen e.V.‹, und wie
es aussieht, kann der uns etwas über diese ›Bibeltreue Glaubensgemeinschaft Kassel‹
erzählen.«
    »Das ist
doch mal ein Wort. Ich dachte zwar, dass wir zuerst zu Ahrens’ Arbeitsplatz fahren,
aber so soll es mir auch recht sein.«

24
     
    Bernd Ahrens war noch nie in seinem
Leben so gerannt. Direkt nachdem er um die nächste Hausecke gegangen war, hatte
er beschleunigt, und seine Beine waren mit einem für die Verhältnisse des unsportlichen
Mannes so irrsinnigen Stakkato über das Pflaster geflogen, dass ihm sofort der Schweiß
aus allen Poren getreten war und er befürchtete, seine brennende Lunge würde explodieren.
Über die Straßenbahnhaltestelle an der Hauptstraße hatte ihn sein Weg geführt, dann
auf die andere Straßenseite, wo er schließlich keuchend in einen türkischen Lebensmittelmarkt
gestürmt war.
    »Kann ich
Ihnen helfen?«, wollte die junge Frau mit dem Kopftuch an der Kasse besorgt wissen.
»Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Doch, doch,
alles in Ordnung. Ich brauche eine Flasche Wasser.«
    »Mit oder
ohne

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