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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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ich ein paar Tage frei machen könnte,
würde ich meine Eltern besuchen. Die habe ich schon seit drei Jahren nicht mehr
gesehen.«
    »Dann mach
das doch. Und was ist mir dir, Jacky?«
    »Ich weiß
nicht. Wenn Maik wieder auftauchen sollte und wir einfach abgehauen sind? Das gibt
doch nur Theater.«
    »Du immer
mit deiner Muffe«, verdrehte Simone genervt die Augen. »Er ist nun mal nicht hier.
Und selbst wenn er jetzt käme, würde keine von uns mit einem Freier aufs Zimmer
gehen. Es ist uns einfach zu gefährlich.«
    »Das stimmt
schon. Aber …«
    Wie auf
Bestellung ertönte die Klingel. Kurz, kurz, dann drei Mal lang.
    »Das ist
Viola«, atmete Mona erleichtert durch. »Ich gehe und mache ihr auf.«
    Die vierte
Kollegin, Viola, die neben ihrem Job als Prostituierte noch ein Fernstudium in BWL
absolvierte, betrat ein paar Augenblicke später gut gelaunt die Küche.
    »Was ist
denn hier los? Krisensitzung?«
    »Wir haben
uns gerade darüber unterhalten, ob wir vielleicht ein paar Tage in Urlaub gehen
sollten«, erklärte Mona ihr. »Arbeiten will, so lang das mit den Morden nicht aufgeklärt
ist, von uns keine.«
    »Klasse
Idee, aber leider ohne mich. Ich habe in drei Tagen Zwischenprüfung und muss noch
einen Haufen lernen.«
    »Da waren
es noch zwei, die an den Gardasee wollten«, resümierte Simone enttäuscht.
    »Was hast
du nur mit deinem Gardasee?«, blaffte Jacky. »Ich will nicht an den Gardasee. Wenn
ich schon mal in Urlaub fahren kann, dann will ich in ein Flugzeug steigen und richtig
weit weg. Mindestens Mallorca, oder noch besser Ibiza.«
    »Von mir
aus, dann eben Mallorca.«
    »Das macht
mal, Mädels«, unterstützte Viola die beiden. »Ich bin nur hier, weil ich mein Telefon
vergessen habe. Das hole ich jetzt und dann bin ich auch schon wieder weg. Viel
Spaß, ihr zwei, und schreibt mal ’ne Ansichtskarte.«
    Damit drehte
die schlanke Frau in den verwaschenen Jeans sich um, verschwand in ihrem Zimmer,
steckte das Telefon in die Hosentasche, war keine halbe Minute später schon wieder
durch die Tür und sprang die Treppen hinunter. Vor dem Haus angekommen, bog sie
nach links, zündete sich eine Zigarette an und marschierte mit raumgreifenden Schritten
Richtung Stadtmitte.
    Niemand,
der ihr zufällig über den Weg gelaufen wäre, hätte Viola Bremer für eine Prostituierte
gehalten. Die sportliche, knapp 30-jährige Frau konnte ebenso über Musik wie über
Kunst referieren, war an Philosophie genauso interessiert wie an Politik oder Sport.
Ende 2013 würde sie, wenn alles normal lief, ihren Master in BWL in der Tasche haben
und dann nach Freiburg ziehen. Freiburg, die Stadt, die sie schon als Kind lieben
gelernt hatte, nachdem ihr Vater samt seiner Sekretärin, gegen die er ihre Mutter
ausgetauscht hatte, dorthin gezogen war. Zweimal im Jahr hatte Viola ihn dort immer
besuchen dürfen, wenn sie Ferien hatte, und immer war es für sie wie das Eintauchen
in eine neue, aufregende Welt gewesen. Die Studenten, das Klima, das herrliche Umland
mit der Nähe zu Frankreich, all das begeisterte die Heranwachsende. Sie hatte ihren
ersten Kuss in Freiburg bekommen, das erste Mal dort, völlig aufgeregt, Petting
erlebt und natürlich auch den ersten richtigen Sex. Da war sie 14 gewesen, neugierig
und gierig auf das Leben. Drei Jahre später waren im gleichen Jahr beide Elternteile
gestorben. Die Mutter hatte ein Gehirntumor dahingerafft, den Vater seine Gier,
wegen der er das Spekulieren an der Börse angefangen hatte. Nach dem Zusammenbruch
des Neuen Marktes im Jahr 2000, auf den er voll gesetzt hatte, stand er plötzlich
mit zwei Millionen Mark Schulden da. Hätte er nur mit seinem eigenen Geld spekuliert,
so stand es in seinem Abschiedsbrief, wäre der Verlust zu verkraften gewesen, aber
weil er mit Krediten auf Aktienbasis gearbeitet hatte, waren alle Dämme gebrochen
und er mit einem Seil um den Hals aufgefunden worden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte
die junge Viola immer geglaubt, nach dem Tod der Eltern über ein erkleckliches Erbe
verfügen zu können, doch plötzlich stand sie völlig mittellos da. Mit Jobs in Kneipen
und Boutiquen hatte sie sich die ersten Jahre über Wasser gehalten, aber das hatte
sich als hartes Brot erwiesen. Und irgendwann, nachdem sie sich wieder einmal von
einem Mann getrennt hatte, der sich nicht die Bohne für ihre sexuellen Bedürfnisse
interessieren wollte, war sie aus ganz freien Stücken und eigenem Antrieb zur Hure
geworden. Hure, das war der Begriff, den sie am liebsten für

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