Höllenschlund
Zeb befreit und mit einer äußerst begehrten Aufgabe im Haushalt betraut, und zwar schon so kurze Zeit nach seinem Eintreffen in Monticello?«
Emerson lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Hände vor dem Gesicht. »Ich habe keine Ahnung. Wissen Sie vielleicht mehr darüber?«
Paul wandte sich an Angela. Er wollte die junge Dame für den wissenschaftlichen Vortrag entschädigen, den er ihr gehalten hatte. »Das kann Miss Worth erklären.«
Angela sprang sofort in die Bresche. »Wir glauben, dass sich Lewis auf einer Geheimmission befand und Jefferson wichtige Informationen überbringen wollte. Lewis wurde aus genau diesem Grund ermordet, aber Zeb Moses reiste nach Monticello weiter, um das Ziel der Mission zu erfüllen. Darauf hat Jefferson ihn mit der Freiheit und einer Anstellung belohnt.«
»Eine kuriose Geschichte«, sagte Emerson kopfschüttelnd, um seine Skepsis zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei unfreundlich zu werden. »Welche Art Information könnte man dem jungen Zeb denn anvertraut haben?«
Gamay wollte nicht zu viel preisgeben. Sie antwortete, bevor Angela etwas sagen konnte. »Wir glauben, dass es sich um eine Landkarte handelte.«
»Eine Landkarte wovon?«
»Das wissen wir nicht.«
»Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Emerson. »Aber ich verspreche Ihnen, dass ich der Sache nachgehen werde.
Sie haben meine Neugier geweckt. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass Zeb an Nacht-und-Nebel-Aktionen beteiligt gewesen sein könnte.« Er blickte auf die Uhr und erhob sich von seinem Sessel. »Leider muss ich dieses faszinierende Gespräch jetzt unterbrechen. Ich habe einen Termin mit einem potenziellen Mäzen.«
»Dafür haben wir natürlich Verständnis«, sagte Paul. »Danke, dass Sie uns einen Teil Ihrer kostbaren Zeit widmen konnten.«
»Keine Ursache«, sagte Emerson, während er seine Gäste zur Tür führte.
Für Emerson mochte das Thema beendet sein, aber nicht für Angela.
»Ach, das hätte ich fast vergessen, Mr. Emerson«, sagte sie.
»Haben Sie jemals von Jeffersons Artischocken-Gesellschaft gehört?«
Emerson hielt überrascht inne, die Hand am Türknauf.
»Nein«, sagte er. »Noch nie. Hat es etwas mit Landwirtschaft zu tun?«
»Vielleicht«, antwortete Angela mit einem Schulterzucken.
»Auch zu diesem Thema müsste ich zunächst einige Nachforschungen anstellen.«
Emerson beobachtete vom Eingang aus, wie seine Besucher in den Humvee stiegen und davonfuhren. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck tiefster Besorgnis.
Schnell kehrte er in sein Büro zurück und wählte eine Telefonnummer.
Eine Männerstimme antwortete. Sie klang trocken und spröde. »Guten Morgen, Charles. Wie geht es Ihnen?«
»Ich habe mich schon besser gefühlt. Die Leute, die gestern angerufen haben und mehr über Zeb Moses wissen wollten, haben die Bibliothek soeben verlassen. Ein Ehepaar, das für die NUMA arbeitet, und eine junge Frau von der Philosophischen Gesellschaft.«
»Ich gehe davon aus, dass Sie Ihr ganzes rhetorisches Geschick eingesetzt haben, um sie abzuwimmeln.«
»Ich dachte auch tatsächlich schon, es wäre mir gelungen, bis die junge Frau nach der Artischocken-Gesellschaft fragte.«
Mehrere Sekunden lang herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen, bis die kalte, trockene Stimme sagte:
»Wir sollten lieber ein Treffen mit den anderen einberufen.«
»Ich werde mich sofort darum kümmern«, sagte Emerson.
Er legte auf und starrte einen Moment lang ins Leere.
Dann schien er wieder aufzuwachen und tippte die erste Telefonnummer einer Liste ein, die er auswendig gelernt hatte.
Während er darauf wartete, dass sich die erste Person meldete, nahm ein Bild vor seinem geistigen Auge Gestalt an. Es war das Bild eines riesigen Garnknäuels, das sich langsam entwirrte.
»Erste Eindrücke?«, fragte Paul, als sie von Monticello abfuhren.
»Aalglatt, aber nicht sehr mitteilsam«, sagte Gamay.
»Er hat uns etwas verheimlicht«, pflichtete Angela ihr bei.
»Ich habe seine Reaktion beobachtet, als Sie die Artischocken-Gesellschaft erwähnten«, sagte Paul. »Wie ein Hirsch, der im Scheinwerferlicht erstarrt.«
»Das ist auch mir aufgefallen«, sagte Gamay. »Angelas Frage hat ihn eindeutig erschüttert. Vielleicht sollten wir uns diese kleine Gesellschaft mal etwas genauer ansehen. Kennt irgendwer einen Experten für Artischocken?«
»Ich kenne wirklich jemanden«, sagte Angela. »Einen Autor, der alles zum Thema Artischocken recherchiert – für ein Buch.
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