Höllenschlund
Sechzigern war.
Gamay stellte Paul und Angela vor. »Danke, dass Sie bereit sind, uns zu empfangen.«
»Kein Problem. Jason sagte, dass Sie für die
National Underwater and Marine Agency
arbeiten.«
»Paul und ich sind bei der NUMA. Miss Worth ist Bibliothekarin bei der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft.«
Emerson hob eine Augenbraue. »Ich fühle mich geehrt.
Die Leistungen der NUMA sind mir gut bekannt. Und die Philosophische Gesellschaft gehört zu den Juwelen der Gelehrsamkeit in unserem Land.«
»Vielen Dank.« Angela blickte sich in der Eingangshalle um. »Ihre Bibliothek ist aber auch sehr beeindruckend.«
»Wir sind stolz auf dieses Haus«, sagte Emerson. »Die Renovierung hat fünfeinhalb Millionen Dollar gekostet, das Haus wurde im Jahr 2002 eröffnet. Unser Regalplatz reicht für achtundzwanzigtausend Bände, und es gibt die verschiedensten Lese- und Multimedia-Bereiche. Ich mache einen kleinen Rundgang mit Ihnen.«
Emerson zeigte ihnen die Lesesäle und Forschungsarbeitsplätze und führte sie dann in sein geräumiges Büro.
Er forderte seine Besucher auf, sich zu setzen, und nahm selbst hinter einem großen Eichenholzschreibtisch Platz.
»Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie unsere Bibliothek der NUMA behilflich sein könnte«, sagte er. »Die Hügel von Virginia sind recht weit von den Ozeanen entfernt.«
»Das ist uns aufgefallen«, sagte Gamay lächelnd. »Aber Sie haben vielleicht mehr für uns, als Sie glauben. Meriwether Lewis hat auf Anweisung von Thomas Jefferson eine Expedition zum Pazifik unternommen.«
Falls Emerson diese Erklärung für recht weit hergeholt hielt, ließ er es sich nicht anmerken. »Meriwether Lewis«, sagte er nachdenklich. »Ein faszinierender Mann.«
Angela konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Eigentlich interessieren wir uns mehr für seinen Diener. Einen jungen Mann namens Zeb Moses, der sich bei Lewis befand, als er starb.«
»Jason sagte schon, Sie hätten Zeb erwähnt, als Sie anriefen. Das ist auch der Grund, warum er Ihre Anfrage an mich weitergeleitet hat. Zeb war ein ganz erstaunlicher Mann. Er wurde als Sklave geboren und hat fast sein ganzes Leben lang in Monticello gearbeitet. Er starb mit über neunzig, nachdem er lange genug gelebt hatte, um die Emanzipationsproklamation noch lesen zu können.«
»Sie scheinen recht viel über ihn zu wissen«, sagte Paul.
Emerson lächelte. »Kein Wunder. Zeb Moses ist mein Vorfahr.«
»Ein ganz wunderbarer Zufall«, sagte Paul. »Damit sind Sie genau der Richtige für die Frage, die uns beschäftigt.«
»Ich werde mein Bestes tun. Fragen Sie.«
»Wissen Sie, wie Zeb so kurz nach seiner Ankunft den Status als freier Sklave erlangen konnte?«
Paul hatte die Angewohnheit, wenn er in Gedanken versunken war, den Kopf ein wenig schräg zu legen und mit den großen braunen Augen zu blinzeln, als würde er über den Rand einer imaginären Brille schauen. Es war eine irritierende Eigenart, mit der er die Leute häufig verunsicherte. Emerson war da keine Ausnahme.
Er schien für einen Moment den Ausdruck unverbindlicher Freundlichkeit zu verlieren. Sein Lächeln wurde zu einer beinahe finsteren Miene, doch dann hatte er sich sofort wieder in der Gewalt. Er verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen.
»Wie ich bereits sagte, mein Vorfahr war eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Woher wissen Sie, dass Zeb ein Freier war?«
»Wir haben uns über die Bewohner von Monticello vor Kurzem sachkundig gemacht«, sagte Paul. »Das Wort ›Freier‹ steht neben Zebs Namen auf einer Liste in Jeffersons Handschrift.«
»Jefferson hat einige seiner Sklaven in die Freiheit entlassen«, sagte Emerson.
»Aber nicht gerade viele«, erwiderte Angela. »Jefferson hatte gewisse Vorbehalte gegenüber der Sklaverei, aber auf Ihrer eigenen Website steht, dass er über einen längeren Zeitraum mindestens zweihundert eigene Sklaven gehabt habe. Er hat über einhundert verkauft und achtundfünfzig an seine Familie verschenkt. In seinem Testament hat er nur fünf von ihnen in die Freiheit entlassen und zu seinen Lebzeiten bloß drei, darunter auch Ihren Vorfahr.«
Emerson lachte. »Erinnern Sie mich gegebenenfalls daran, dass ich mir keinen intellektuellen Schlagabtausch mit Ihnen liefern sollte, junge Dame. Sie haben natürlich völlig recht.
Aber trotzdem zeigt sich, dass er tatsächlich Sklaven entlassen hat, wenn auch leider nicht sehr häufig.«
»Was mich zu meiner Frage zurückbringt«, sagte Paul.
»Warum wurde
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