Höllenschlund
zogen sie sich an einen Ecktisch zurück.
Austin war nicht gern der Verlierer, aber sein Groll währte für gewöhnlich nur kurz. Er hob sein Bier, um anzustoßen.
»Meinen Glückwunsch, Saxon. Wie haben Sie das geschafft?«
Saxon nahm einen Schluck Bier und wischte sich den Schaum vom Schnurrbart.
»Mit Glück und Spucke«, sagte er. »Ich hatte schon seit Längerem vor, mich auf diese Region zu konzentrieren. Ich hatte mich von der Westküste Nordamerikas abgewandt, nachdem mein Nachbau abgefackelt wurde.«
»Warum glauben Sie, dass es Brandstiftung war?«, fragte Austin.
»Ein paar Tage vor dem Feuer erhielt ich von einem Händler ein Kaufangebot für das Schiff. Ich sagte ihm, dass der Nachbau ein wissenschaftliches Projekt sei, das ich nicht verkaufen werde. Am Ende derselben Woche wurde das Boot in Brand gesteckt.«
»Wer wollte es kaufen?«
»Sie sind ihm bei der Enthüllung des
Navigators
begegnet. Viktor Baltazar.«
Austin erinnerte sich an den wütenden Blick in Saxons Augen, als Baltazar das Lagerhaus des Smithsonian betreten hatte.
»Erzählen Sie uns, was Sie zur Chesapeake Bay gezogen hat«, sagte Austin.
»Ich habe diese Gegend schon immer als einen möglichen Kandidaten betrachtet, weil es hier so viele Goldminen gibt.
Auch der Susquehanna River hat meine Aufmerksamkeit erregt. Vor einigen Jahren wurden ein Stück flussaufwärts – in Mechanicsburg, Pennsylvania – ein paar Tafeln mit Zeichen gefunden, die vielleicht phönizischen Ursprungs sein könnten.«
»Und was hat Sie zu Thelma Hutchins geführt?«
»Nach dem Diebstahl des
Navigators
war ich völlig verzweifelt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also kam ich hierher und hörte mich in Taucherläden und bei historischen Gesellschaften um. Thelmas Ehemann – oder wohl eher sein Helfer – scheint irgendwann ein paar Andeutungen gemacht zu haben. Ich ging Gerüchten über ein Wrack nach, in dem ein Schatz verborgen sein soll. Dann hörte ich von Thelma und machte sie ausfindig. Sie war mit meinem Vorschlag, die Amphore mitzunehmen, einverstanden. Offensichtlich ist sie meinem Charme erlegen.«
»
Offensichtlich
«, sagte Austin. »Und wie haben Sie uns gefunden?«
»Wenn die NUMA unauffällig bleiben möchte, schlage ich vor, dass Sie Ihre Fahrzeuge nicht in diesem wunderbaren Türkiston, sondern etwas unscheinbarer lackieren. Ich war gerade auf dem Weg zu einem verspäteten Frühstück, als ich Ihren Wagen sah. Ich bin Ihnen bis zum Bootskai gefolgt und habe dann beobachtet, wie Sie Ihre Tauchersachen ausluden.
Nach Ihrem Ausflug bin ich Ihnen bis zu Thelmas Haus gefolgt. Aber jetzt würde ich Ihnen gerne eine Frage stellen.
Wie haben
Sie
von dem Wrack erfahren?«
Austin erzählte Saxon von dem zweiten
Navigator
, den sie in der Türkei gefunden hatten, und außerdem von der Landkarte, die in die Statue graviert war.
Saxon lachte trocken. »Eine verdammte Katze! Ich hatte schon immer den Verdacht, dass die Statue noch nicht alle Geheimnisse preisgegeben hat. Vielleicht waren es zwei, die einen Tempel bewacht haben.«
»Salomons Tempel?«, fragte Austin, als er sich an seine Gespräche mit Nickerson erinnerte.
»Wahrscheinlich.« Saxon runzelte die Stirn. »Mich wundert nur, dass die Leute, die die Originalstatue gestohlen haben, nicht auch das Wrack ausfindig gemacht haben.«
»Vielleicht sind sie einfach nicht so schlau wie wir«, sagte Austin. »Sie haben also die Amphore. Was wollen Sie damit machen?«
»Ich habe sie bereits geöffnet und untersuche noch den Inhalt.«
»Sie haben keine Zeit verloren. Was befindet sich darin?«
»Die Antwort hängt von Ihnen ab, Kurt. Ich hoffe, dass wir zu einer Vereinbarung gelangen können. Ich könnte die technischen Möglichkeiten der NUMA gut gebrauchen. Ich bin nicht an Gold oder Schätzen interessiert. Nur an Wissen.
Mein höchstes Ziel ist es, die Königin von Saba zu finden.
Ich gebe jederzeit zu, dass ich von dieser Dame wirklich besessen bin.«
Austin legte die Stirn in tiefe Falten und wandte sich an Zavala. »Meinst du, wir sollten mit diesem windigen Kerl einen Handel schließen?«
»Verdammt, Kurt, du weißt genau, wie sehr ich auf Abenteuerromanzen stehe. Mein Okay hat er.«
Austin hatte sich bereits entschieden. Die Unterstützung durch die NUMA wäre nur ein kleiner Preis, den sie für Saxons Fachwissen zahlen müssten. Er bewunderte den Mann für seine Brillanz und Hartnäckigkeit.
Schließlich richtete er den Blick auf Saxon. »Wir haben uns einstimmig
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