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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Er galoppierte über die Brücke und ließ das Tier am anderen Ende wenden.
    Austin ging zu Val und wuchtete sich in den Sattel. Das Gewicht des Kettenhemdes war ungewohnt für ihn, und er war längst nicht so beweglich wie Baltazar. Squire reichte ihm den Helm und sagte, dass er den Kopf nach vorn neigen sollte, um durch die schmalen Augenschlitze blicken zu können.
    Austin nahm auch Schild und Lanze entgegen und hörte sich an, wie er sie benutzen sollte.
    »Achten Sie auf den Wimpel vorn an der Lanze«, sagte Squire. »Daran sehen Sie, wo die Spitze ist.«
    »Hätten Sie sonst noch einen guten Rat?« Austins Stimme hallte im Helm wider.
    »Ja«, sagte Squire. »Überlassen Sie dem Pferd die Arbeit, denken Sie an die dritte Runde und beten Sie, dass ein Wunder geschieht.«
    Er gab dem Pferd einen leichten Klaps gegen die Flanke, und das gewaltige Tier machte einen Satz nach vorn. Austin versuchte es zu bewegen, im Kreis zu laufen. Val reagierte sehr gut auf Kniedruck. Das Gewicht seiner Ausrüstung behinderte ihn zwar, aber der Sattel war im Rücken hochgezogen und bot eine gute Stütze.
    Doch dann musste er die kurze Probe schon beenden.
    Ein Mann im grünen Kostüm eines Herolds schmetterte eine Fanfare auf seiner Trompete: das Signal, sich bereitzumachen. Austin wandte sich mit seinem Pferd in Baltazars Richtung. Die zweite Fanfare war das Zeichen, die Lanzen zu senken. Der dritte Trompetenstoß folgte eine Sekunde später.
    Baltazar gab seinem Pferd unmittelbar vor dem Signal die Sporen. Austin folgte nur eine Sekunde später.
    Die Pferde galoppierten los, und ihre Hufe schleuderten Erdbrocken wie aufgescheuchte Vögel in die Luft. Der Boden zitterte, als die schweren Tiere und die metallverkleideten Reiter aufeinander zustürmten.

47
    Gamay und Zavala hatten sich an der Leine der Boje orientiert und waren mit geübten Schwimmflossenschlägen in die Tiefe abgetaucht. Die Klarheit der Oberfläche des Sees war trügerisch. Der grünlich-braune Farbton hatte sich zu einer schlammigen Trübe verdichtet, die die Sicht auf wenige Meter beschränkte. Die Dunkelheit schluckte schnell die zwei Lichtkegel ihrer elektrischen Lampen und dämpfte das Hellgelb ihrer Taucheranzüge.
    Knapp über dem Grund schwebten sie mit langsamen Flossenbewegungen auf der Stelle, um keine Wolke aus Schlamm aufzuwirbeln, der sie völlig blind machen würde.
    Sie konsultierten einen Kompass und schwammen in westlicher Richtung weiter, bis ein riesiger Schatten im Halbdunkel aufragte. Das Licht der Lampen fiel auf eine senkrechte Fläche. Gemauerte Steinbrocken waren gerade noch unter dem moosartigen Bewuchs zu erkennen, der das zweistöckige Hotel bedeckte. Fische schossen durch die glaslosen Fenster, die sie – leer wie die Augenhöhlen eines Totenschädels – anstarrten.
    Eine Donald-Duck-Stimme quäkte im Lautsprecher von Zavalas Unterwasserfunk.
    »Willkommen im idyllischen
Hotel Gold Stream
«, sagte Gamay.
    »Hier hat jedes Zimmer Wasserblick«, fügte Zavala hinzu.
    »Im Augenblick scheint allerdings nicht Saison zu sein. Jedenfalls sehe ich keinen einzigen Hotelgast.«
    Obwohl das Gebäude nicht besonders groß war, verliehen ihm das Mansardendach und die Steinwände eine gewisse Würde. Sie schwammen über die breite Terrasse vor dem Eingang. Der Portikus war eingestürzt. Grüner Schleim überzog dort das verrottende Holz, wo die Gäste eines vergangenen Zeitalters in Schaukelstühlen gesessen hatten, um die frische Landluft zu genießen.
    Sie lugten durch den Eingang. Die Finsternis war praktisch undurchdringlich, und die Kälte, die aus dem Innern des Hotels strömte, drang durch ihre Taucheranzüge. Sie schwammen zur Rückseite des Gebäudes. Zavala richtete seine Lampe auf einen einstöckigen Anbau.
    »Das könnte der Küchenflügel sein«, sagte er.
    »Gut geraten«, sagte Gamay. »Ich glaube, ich erkenne sogar ein Ofenrohr, das aus dem Dach ragt.«
    Sie glitten einen sanft geneigten Hang hinunter, dessen Rasen durch Süßwasserpflanzen ersetzt worden war, bis zu einer breiten Steintreppe. Am Fuß der Treppe befand sich ein steinerner Vorsprung, wo früher mal die Ausflugsboote gelegen hatten. Die Anlegepoller aus Granit standen immer noch.
    Von dort tauchten die beiden hinab in die klaffende Öffnung.
    Die Stalaktiten und Stalagmiten in der Höhle waren wie die Zähne eines alten Hundes abgenagt worden, und Unterwassergewächse trübten ihre einst brillant gewesenen Farben.
    Fantastische Felsformationen gaben einen

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