Höllenschlund
Taucher«, sagte Trout.
Saxon und Trout saßen im Schlauchboot, das in der Nähe der Markierungsboje trieb. Trout machte sich größere Sorgen, als er zugeben wollte. Ein paar Minuten vor Saxons Bemerkung hatte er auf die Uhr gesehen. Gamay und Zavala reizten ihren Luftvorrat bis zum Letzten aus, vor allem, wenn sie beim Auftauchen Dekompressionsstopps einlegen mussten.
Seine Fantasie malte sich Schreckensszenarien aus, wie sich die Taucher im unbekannten Labyrinth unter dem Hotel verirrten oder mit den Druckluftflaschen festklemmten.
Trout hatte auf einen Blaureiher gestarrt, der über dem See dahinglitt, als er sah, wie die Wasseroberfläche in Bewegung geriet.
Er zeigte auf die Luftblasen. »Sie kommen!«
Dann nahm er ein Paddel und sagte zu Saxon, dass er das Gleiche tun sollte. Sie waren nur noch wenige Meter entfernt, als der erste Kopf auftauchte. Gamay. Zavala folgte wenige Sekunden später.
Gamay blies ihre Tarierweste auf und ließ sich auf dem Rücken treiben. Sie nahm das Mundstück heraus und sog gierig die frische Luft ein.
Trout warf seiner Frau eine Leine zu. »Hallo, du Schöne! Soll ich dich ein Stück mitnehmen?«, fragte er.
»Das ist das beste Angebot, das ich an diesem Tag gehört habe«, antwortete Gamay mit erschöpfter Stimme.
Zavala hängte sich hinter Gamay an die Leine. Trout und Saxon schleppten die zwei entkräfteten Taucher in seichteres Wasser. Sie legten ihre Druckluftflaschen und Schwimmflossen ab und wateten ans Ufer. Sie ließen die Bleigürtel fallen, kletterten auf die grasbewachsene Böschung und setzten sich, um sich auszuruhen.
Saxon zerrte das Schlauchboot ans Ufer. Trout öffnete eine Kühltasche und verteilte Flaschen mit kaltem Wasser. Er konnte seine Neugier kaum zügeln. »Macht es nicht so spannend! Habt ihr König Salomons Mine gefunden?«
Zavalas Lippen verzogen sich zu einem matten Lächeln.
»Er ist
dein
Mann«, sagte er zu Gamay. »Vielleicht solltest du ihm die schlechte Neuigkeit beibringen.«
Gamay seufzte. »Jemand war vor uns da.«
»Goldgräber?«, fragte Trout.
»Nicht ganz«, sagte Zavala. Er stand auf und holte seinen Tauchbeutel aus dem Schlauchboot. Er nahm die Metallkiste heraus und reichte sie Trout. »Das haben wir in der Mine gefunden.«
Paul blinzelte hektisch, als er sprach- und fassungslos auf den Namen starrte, mit dem der Deckel verziert war. Er gab die Kiste an Saxon weiter.
Saxon hatte seine Verblüffung schneller überwunden.
»Thomas Jefferson!«, platzte es aus ihm heraus. »Wie kann das sein?«
Gamay zog ein kleines Messer aus der Scheide am Bein und gab es Saxon. »Wenn Sie schon dabei sind, könnten Sie uns auch die Ehre erweisen.«
Trotz seiner Aufregung ging Saxon mit äußerster Behutsamkeit vor, als er den verrosteten Verschluss aufhebelte. Der Deckel war mit Wachs versiegelt worden, ließ sich aber mühelos aufklappen. Dann starrte er ein paar Sekunden lang in die Kiste. Schließlich zog er zwei weiche Pergamentblätter hervor, die in steifes Wachspapier eingewickelt waren. Auf dem Pergament waren Linien, Kreuze und Schriftzeichen zu erkennen. Er legte beide quadratischen Blätter an den ausgefransten Rändern zusammen.
»Das ist der Rest der phönizischen Karte«, flüsterte er. »Sie zeigt den Fluss und die Bucht.«
Gamay nahm Saxon die Pergamente aus den zitternden Händen und betrachtete stumm die Zeichen, bevor sie die Blätter an ihren Mann weiterreichte.
»Die Sache wird immer undurchsichtiger«, sagte sie.
»Diese Sache ist so undurchsichtig wie sämige Muschelsuppe«, sagte Trout kopfschüttelnd. »Wo genau habt ihr das gefunden?«
Gamay beschrieb ihren Tauchgang in die Höhle und durch den Schacht hindurch. Zavala setzte die Schilderung mit der Erkundung der Höhlentunnel und der Kammer fort, in der die Kiste auf einem steinernen Sockel gestanden hatte.
Saxon hatte sich von seinem Schock erholt und war wieder in der Lage, klare Gedanken zu fassen. »Faszinierend«, sagte er. »Irgendwelche Hinweise auf Gold?«
»Jedenfalls haben wir keine bemerkt«, sagte Gamay.
Saxon kniff die Augen zusammen. »Entweder gab es dort Gold, und ihr habt es nicht gesehen, oder die Mine war vollständig erschöpft und wurde deshalb aufgegeben.«
»Trotzdem stellt sich die Frage, wie das, was sie gefunden haben, zu den sagenhaften Geschichten über König Salomons Goldmine passen soll«, sagte Trout. »Ist das hier nun Ophir oder nicht?«
»Ja und nein«, sagte Saxon. Er lachte leise, als er Trouts verwunderten
Weitere Kostenlose Bücher