Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
haben mir verraten, dass der alte Junge hier ist. Ich dachte, ich sag mal Guten Tag.«
    Nach der aufwändigen Kameraausrüstung zu schließen war Saxons Interesse an der Statue mehr als zufällig, Austin berührte den bronzenen Arm des
Navigators
. »Miss Mechadi sagte, Sie wüssten eine Menge über die Statue. Wie alt ist sie?«
    Saxon wandte sich um. »Über zweitausend Jahre.«
    Neugierig betrachtete Austin die dunkelgrüne Statue, die beinahe Hunderte von Menschen das Leben gekostet hätte.
    Die Figur war fast zwei Meter groß und hatte den linken, mit einer Sandale versehenen Fuß leicht nach vorn gesetzt. Sie trug einen dicht bestickten Kilt, der von einer breiten Schärpe gehalten wurde. Über der rechten Schulter lag eine Tierhaut. Das Haar fiel in langen Strähnen herab, und auf dem Kopf saß ihm eine kegelförmige Mütze. Das Lächeln in seinem bärtigen Gesicht erinnerte in seiner Friedfertigkeit an einen Buddha. Die Augen waren halb geschlossen.
    Die rechte Hand hielt auf Höhe der Taille einen schatullenähnlichen Gegenstand. Die linke Hand war erhoben und leicht gekrümmt, wie bei Hamlet, wenn er Yoricks Schädel betrachtet. Eine schlanke, kleinköpfige Katze schmiegte sich an seine Füße. Der Künstler hatte das Tier geschickt dazu benutzt, der Statue zusätzlichen Halt zu geben.
    »Wenn man mir nicht gesagt hätte, dass das phönizisch ist«, bemerkte Austin, »hätte ich Mühe, sie zuzuordnen.«
    »Das liegt daran, dass die Kunst der Phönizier keinen bestimmten Stil hat. Sie waren zu sehr mit Handel beschäftigt, um große Kunstwerke zu schaffen. Die Phönizier haben Handelswaren hergestellt, und sie haben die Kunst ihrer Handelspartner imitiert. Die Haltung der Figur ist ägyptisch, der Kopf syrisch, fast schon orientalisch. Der natürliche Faltenwurf scheint von den Griechen abgeschaut. Die Größe ist ungewöhnlich. Phönizische Bronzen sind eher klein.«
    »Auch die Katze ist ungewöhnlich.«
    »Die Phönizier hielten Katzen an Bord ihrer Schiffe, damit sie Ratten fingen. Außerdem waren sie Handelsware. Sie bevorzugten rot getigerte Kater.«
    Austin betrachtete den schatullenartigen, etwa fünfzehn Zentimeter großen Gegenstand in der rechten Hand der Statue. Auf der Oberseite gab es eine runde Vertiefung von vielleicht anderthalb Zentimetern. Einen achtzackigen Stern hatte man darin eingelassen. Eine Spitze war länger als die anderen.
    Eine breite Linie, an beiden Enden spitz zulaufend, verlief quer über den Stern.
    Saxon bemerkte den konzentrierten Ausdruck in Austins Gesicht. »Interessant, nicht wahr?«
    »Carina hat das mit dem Kompass erwähnt. Angeblich haben die Chinesen den Kompass aber erst Jahrhunderte nach der Blütezeit des phönizischen Handels erfunden.«
    »Das ist die gängige Meinung. Aber was denken
Sie?
«
    »Ich will mich da nicht festlegen«, sagte Austin. »Das Reich der Phönizier erstreckte sich entlang der gesamten Mittelmeerküste und weit darüber hinaus. Zweifellos haben sie permanenten Kontakt zu ihren Kolonien gehalten. Sie mussten große Strecken auf offener See zurücklegen. Von Tyrus bis zum westlichsten Punkt des Mittelmeerraums sind es fast viertausend Kilometer. Das setzt bisher nicht da gewesene Navigationsfähigkeiten voraus, einschließlich guter Karten und Instrumente.«
    »Bravo! Ich bin mir sicher, dass diese wissbegierigen, schlauen Leute die besonderen Eigenschaften des Magneteisensteins kannten. Sie hatten den technischen Verstand, eine Magnetnadel auf eine Windrose wie diese zu setzen.
Voilà!
Ein Kompass.«
    »Dann ist die Statue also ein Original?«
    Saxon nickte. »Ich denke, sie stammt ungefähr aus dem Jahr 850 vor Christus, als sich das phönizische Reich auf seinem Höhepunkt befand.«
    »Die Kompassnadel scheint sowohl nach Osten als auch nach Westen zu zeigen.«
    Saxon hob eine Augenbraue. »Was sehen Sie noch?«
    Austin begutachtete das Bronzegesicht. Die Nase sah aus, als wäre sie unter einen Vorschlaghammer geraten. Trotz der Beschädigung erkannte man das Gesicht eines jungen Mannes mit gestuftem Bart. Was Austin zuerst für ein Lächeln gehalten hatte, konnte auch eine Art Grimasse sein. Die Augen blickten nach oben. Austin stellte sich hinter die Statue und betrachtete die erhobene Hand.
    »Ich glaube, er blickt in die Sonne, so als würde er mit einem Gradstock navigieren.«
    Saxon lachte leise. »Sie können einem Angst machen, mein Freund.«
    Die Kameralinse war auf die Mitte der Statue gerichtet, wo sich auf der Schärpe ein

Weitere Kostenlose Bücher