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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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schließlich eingesammelt hatte, was er tragen konnte, stahl er sich davon und ließ nur seine Fußabdrücke im Sand zurück.

Im Weißen Haus, 1809
    Im Haus des Präsidenten an der Pennsylvania Avenue war es dunkel, abgesehen vom Arbeitszimmer, wo ein knisterndes Feuer im Kamin die Winterkälte verscheuchte. Der gelblich flackernde Feuerschein fiel auf das markante Profil des Mannes, der an einem Schreibtisch saß und bei der Arbeit leise vor sich hin summte.
    Mit den blaugrauen Augen, deren eindringlicher Blick jeden bei der ersten Begegnung verblüffte, warf Thomas Jefferson einen Blick auf die Wanduhr. Es war zwei Uhr morgens.
    Normalerweise begab er sich um zehn zur Ruhe. Seit sechs Uhr abends hatte er am Schreibtisch gearbeitet, nachdem er bei Sonnenaufgang aufgestanden war.
    Am Nachmittag hatte der Präsident den Ausritt mit seinem Lieblingspferd Eagle durch Washington unternommen und trug noch immer seine Reitkleidung: eine bequeme, abgewetzte braune Jacke, eine rote Weste, Kordhosen und Wollsocken. Die Reitstiefel hatte er gegen die absatzlosen Pantoffeln ausgetauscht, mit denen er schon häufig ausländische Abgesandte schockiert hatte, die standesgemäßeres Schuhwerk an den Füßen eines Präsidenten erwartet hatten.
    Der Präsident streckte seinen langen Arm nach einem Schränkchen aus. Ein Fingerdruck genügte, um die Türen aufspringen zu lassen – etwas, das Jeffersons Vorliebe für mechanische Apparaturen sehr zusagte. Darin standen ordentlich aufgereiht ein Kelch aus geschliffenem Glas, eine Karaffe mit französischem Rotwein, ein Teller mit Gebäck und eine Nachtkerze, die es ihm ermöglichen würde, durch die Korridore hinweg den Weg zu seinem Schlafzimmer zu finden. Er schenkte sich ein halbes Glas Wein ein, hielt es mit verträumtem Blick ins Licht und nahm einen kleinen Schluck, der sofort angenehme Erinnerungen an Paris weckte.
    Er sehnte sich nach dem Anbruch des folgenden Tages. In wenigen Stunden würde die schwere Last seines Amtes auf die schmalen, aber durchaus fähigen Schultern seines Freundes James Madison übergehen.
    Er gönnte sich einen weiteren Schluck Wein und wandte sich wieder den Dokumenten zu, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen. In der gleichen flüssigen Handschrift, mit der er auch die Unabhängigkeitserklärung niedergeschrieben hatte, waren dort in Tabellen Begriffe aus über fünfzig indianischen Sprachen notiert, die er während eines Zeitraums von dreißig Jahren gesammelt hatte.
    Jefferson hatte sich schon seit Langem eingehend mit der Frage beschäftigt, wie die Indianer nach Nordamerika gekommen waren, und hatte viele Jahre damit verbracht, Listen mit Wörtern zusammenzustellen, die in indianischen Sprachen und Dialekten häufig auftraten. Nach seiner Theorie würden Ähnlichkeiten zwischen Wörtern aus der Alten und der Neuen Welt vielleicht einen Hinweis auf den Ursprung der Indianer geben.
    Jefferson hatte seine Macht als Präsident schamlos ausgenutzt, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Einst hatte er fünf Häuptlinge der Cherokee zu einem Empfang ins Weiße Haus eingeladen und sie über ihre Sprache ausgefragt. Er hatte Meriwether Lewis beauftragt, das Vokabular der Indianerstämme zu protokollieren, denen er auf seiner historischen Reise zum Pazifik begegnete.
    Das Buch, das Jefferson über den Ursprung der Indianer schreiben wollte, würde den Höhepunkt seiner intellektuellen Karriere markieren. Die stürmischen Ereignisse während seiner zweiten Amtszeit hatten ihn zeitweise daran gehindert, das Vorhaben weiterzuverfolgen, und so hatte er vorläufig darauf verzichtet, die Listen an den Drucker zu schicken. Zuvor wollte er Zusammenfassungen der Unmengen an neuem Material schreiben, das Lewis und Clark von ihrer Expedition mitgebracht hatten.
    Er schwor sich, diese Aufgabe zu Ende zu bringen, sobald er wieder in Monticello war, und ordnete die Papiere zu einem Stapel, den er mit einem Band zusammenschnürte und zusammen mit anderen Wörterlisten und Dokumenten in eine schwere Truhe legte. Sie würde zusammen mit seinen übrigen Besitztümern zum James River transportiert und auf ein Boot verladen werden, das seine Sachen nach Monticello bringen sollte. Er legte die letzten Papiere in die Truhe und ließ den Deckel zuschnappen.
    Jetzt war sein Schreibtisch vollständig abgeräumt, bis auf eine Zinnschachtel, in deren Deckel sein Name geprägt war.
    Der Präsident öffnete die Schachtel und nahm ein rechteckiges Stück Pergament heraus, das etwa

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