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Höllenscript

Höllenscript

Titel: Höllenscript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das allmählich dunkler werdende Licht der Dämmerung.
    Das Gepäck hatte Claudine im Flur stehenlassen. Sie war in den Wohnraum gegangen, stand in dessen Mitte, überlegte, ob sie Musik hören sollte, und entschied sich dagegen. Zunächst wollte sie duschen und dann weitersehen. Die Ruhe würde schon zurückkehren, da machte sie sich keine großen Sorgen. Sie kannte sich schließlich aus, denn so war es immer gewesen.
    Und doch kam ihr an diesem Tag etwas anders vor, obwohl sie nicht wußte, was es war. Das Model war fest davon überzeugt, daß sich die Atmosphäre verändert hatte. Sie kam mit ihr nicht zurecht.
    Normalerweise gab sie nicht viel auf etwas Imaginäres, hier aber dachte sie anders darüber. Es kam ihr vor, als sei ein Fremder in der Wohnung – oder bis vor kurzem gewesen. Und der Besuch schien etwas mitgebracht zu haben.
    Ein wenig unsicher ging sie zwei kleine Schritte vor. Das Licht hatte sie nicht eingeschaltet. Es war hell genug, trotz der Dämmerung, und sie blickte sich um.
    Spuren entdeckten sie nicht. Kein Schmutz auf dem Parkett. Nichts war verstellt oder durchsucht worden. Auf dem hellen Regal standen die wenigen Gegenstände noch so, wie sie zuvor gestanden hatten, auch die teure Musikanlage hatte niemand gestohlen. Es gab also keinen offensichtlichen Grund, unruhig zu werden.
    »Ich bin überspannt, zu nervös«, schimpfte sich Claudine selbst aus.
    »Das kommt von diesem Job, der frißt mich irgendwann noch auf und…«
    Sie stoppte ihr Flüstern.
    Etwas war passiert.
    Ein Geräusch. Seltsam, aber auch normal. Das Schleifen einer Tür über den Boden. Claudine wußte, daß die Tür zum Bad schleifte, wenn sie geöffnet oder geschlossen wurde. Beim Eintreten hatte sie gesehen, daß die Tür geschlossen gewesen war.
    Jetzt nicht mehr!
    Etwas Kaltes rieselte wie eisige Hagelkörner über ihren Rücken. Sie stand auf der Stelle und versteifte sich. Wobei sie sich innerlich noch verkrampfte.
    Dann drehte sie sich um. Lieber Gott, laß es nicht wahr sein. Mach, daß ich mich irre! So betete sie stumm.
    Dann hörte sie die Geräusche.
    Und Sekunden später erschien der Fremde in der Tür, wo er auch stehenblieb, aber einen Satz sagte, der Claudine einen weiteren Angstschauer über den Rücken jagte.
    »Jetzt beginnt das Spiel…«
    ***
    Warum schrei ich nicht? Warum renne ich nicht einfach weg? Warum stehe ich hier und starre diesen Typen an? Warum kann ich mich nicht bewegen? Wieso sage ich nichts?
    Sie ärgerte sich über sich selbst und gestand sich ein, daß es ein verdammter Schock war, der sie starr gemacht hatte. Starr vor Angst.
    Der Eindringling bewegte sich nicht.
    Er stand nur einfach da, als wollte er die verfließenden Sekunden genießen und sich alles genau anschauen, bevor er sich bewegte.
    Auch Claudine sah ihn.
    Sie wußte nicht, wie sie ihn beschreiben sollte. Gut, er war ein Mann, das sah sie. Er trug schwarze Kleidung, ein etwas helleres Hemd, sogar eine Krawatte. Sein Haar war dunkel, und trotzdem zeigte es einen rötlichen Schimmer. Eine hohe Stirn. Augen, die weit auseinander standen. Die schmale Nase, die wie ein Knochen aussah, auf dem die dünne Haut nur zufällig wuchs. Das leicht spitze Kinn und die insgesamt gesehen doch ziemlich dünne Gestalt.
    Kein Macho-Typ, kein Gegner der kompakten Sorte, und doch jemand, vor dem sich Claudine fürchtete. Es mußte an der Aura liegen, die den Mann umgab. Sie hatte irgend etwas Schlechtes, über das sie sich nicht im klaren wurde. Jedenfalls war sie so stark, daß Claudine nicht mal an Widerstand dachte.
    Er hatte von einem Spiel gesprochen, das beginnen konnte. Welches meinte er damit?
    Sie traute sich auch nicht zu fragen, zuckte aber zusammen, als er vorging. Er schlenderte auf sie zu, als wäre er der Besitzer oder Mieter der Wohnung und sie die Fremde. »Ja«, wiederholte er sich, »das Spiel kann beginnen.«
    »Spiel?« flüsterte Claudine. Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder. »Ja, mein Spiel.«
    »Aber warum?«
    Er hob die Schultern. »Es ist nun mal so. Du bist mir aufgefallen. Ich habe dich auserwählt. Damit mußt du dich abfinden.«
    Der Schock bei Claudine hatte etwas nachgelassen, deshalb konnte sie auch den Kopf schütteln. »Abfinden? Nein, ich…«
    »Doch!«
    Nur dieses eine Wort hatte er gesagt, aber Claudine fühlte sich von ihm getroffen. Es hatte so endgültig geklungen, und sie wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte.
    Dafür sprach der Unbekannte weiter: »Wir werden gemeinsam diese Wohnung

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