Höllenscript
Spiel.«
»Hör auf mit deinem verdammten Spiel!« schrie sie gegen den Tisch oder was immer es war. »Hör damit auf! Ich will es nicht hören. Ich kann es nicht hören.« Speicheltropfen sprühten aus ihrem Mund und gerieten in das Licht des Scheinwerfers, wo sie zu reflektierenden Kugeln wurden.
»Nein, Claudine, nein. Ich werde nicht aufhören, denn dieses Spiel ist wichtig für mich. Du bist erst der Anfang, aber es werden große Dinge folgen.«
»Ich habe damit nichts zu tun!«
Der Unbekannte lehnte sich zurück. »Aber sicher hast du das. Du bist der Starter.«
Claudine Otrano begriff nicht ganz. »Der, der was bin ich?«
»Der Starter.«
»Und weiter?«
»Das wirst du noch erleben«, erklärte der Mann. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
Claudine verfolgte ihn mit ihren Blicken. Bisher wußte sie nur, daß sie in einem Käfig steckte, in der Nähe ein Schreibtisch mit einer Lichtquelle stand, aber was hinter ihm lag, sah sie nicht. Das wurde von der Dunkelheit verschluckt, denn das Licht strahlte nach vorn.
Der Fremde kam auf den Käfig zu. Er sah so aus, wie sie ihn auch zuerst erlebt hatte, aber sie erinnerte sich noch an das andere, das Schreckliche kurz vor ihrer Bewußtlosigkeit.
Sie forschte in seinem Gesicht nach, doch es blieb unbewegt.
Er ging etwas steif den kurzen Weg und blieb vor dem Käfig stehen wie ein Wächter, der aus sicherer Position heraus sich einen Gefangenen genau anschaut.
»Ja, du bist die Richtige«, flüsterte er.
»Die Richtige? Wofür?« Sie hielt zwei Stangen mit beiden Händen umklammert. »Was willst du damit sagen?«
»Deine Stimme klingt gut.«
»Wieso?«
Er griff in die Tasche und holte ein Handy hervor. Dabei lächelte er und sprach weiterhin von Claudines Stimme, die einfach Eindruck machen mußte.
Sie deutete auf das tragbare Telefon. »Was soll ich damit?« flüsterte sie.
»Verdammt, das ist…«
»Telefonieren«, sagte er nur.
»Und?«
»Ich werde dir den Namen des Mannes nennen und auch die Nummer. Danach wirst du genau das tun, was ich dir befehle. Aber ich weiß auch, daß du nicht alles behalten kannst. Deshalb habe ich dir die Informationen aufgeschrieben. Solltest du nur mit einem Buchstaben vom Text abweichen, werde ich dich töten.«
Claudine starrte den Mann sprachlos an.
Sie war jetzt nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen, sie schüttelte nur den Kopf. Der Kerl hatte über ihren Tod gesprochen, als würde er über das Wetter reden. Das war nicht zu fassen. Er hatte keinen Respekt vor dem menschlichen Leben, aber sie wußte auch, daß er nicht bluffte. Aus einer Seitentasche hatte er einen Zettel hervorgeholt und faltete ihn auseinander. »Hier habe ich dir alles aufgeschrieben.«
»Wen soll ich anrufen?«
Der Kopf des Fremden ruckte hoch. »Einen gewissen Bill Conolly sollst du kontaktieren.«
Claudine riß den Mund auf, brauchte aber noch ein paar Sekunden, bis sie eine Frage stellte.
»Was hast du gesagt? Wen soll ich anrufen? Bill – ahm – Bill Conolly?«
»Ja, ihn.« Der Mann lächelte. »Wie ich deiner Reaktion entnehmen kann, kennst du ihn.«
Claudine Otrano nickte. Reden konnte sie nicht mehr. Die Kehle war erst einmal zu.
Ja, sie kannte Bill Conolly. Dreimal war sie ihm begegnet, wobei sich der Kontakt mehr in Grenzen gehalten hatte. Mit seiner Frau Sheila war er stärker gewesen, denn mit ihr hatte Claudine beruflich zu tun gehabt.
Sehr viel wußte sie auch nicht über Sheila. Sie mischte ein wenig im Modegeschäft mit, zumindest noch vor wenigen Jahren, aber das Ehepaar war ihr schon unvergeßlich geblieben.
»So, ruf ihn an.« Claudine bekam beides gereicht. Das Handy und den Zettel. Sie nahm es automatisch entgegen, während der Mann zurückging und die Lampe so drehte, daß ihr Lichtschein die Zelle erhellte und die junge Frau den Text lesen konnte.
Sie schaute auf die Nummer, sah die Wörter, deren Buchstaben vor ihren Augen verschwammen, und dachte daran, daß sie es nie schaffen würde. Und sie sagte es auch. »Das kann ich nicht.«
Der Fremde war wieder an das Gitter herangetreten. »Du wirst es wohl müssen, meine Liebe.«
»Nein, ich…«
Er schüttelte den Kopf. »Mach es dir nicht noch schwerer, Claudine. Oder willst du sterben?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann los!«
Claudine fiel noch ein Einwand ein. »Was ist, wenn ich seine Frau an den Apparat bekomme?«
»Das wirst du nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil er allein ist. Weil ich bereits für alles gesorgt habe. Das ist die Nummer
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