Höllensog
sagte der Russe.
Suko nickte. »Es ist so etwas wie unsere letzte Chance. Der Fisch ist nicht normal. Das ist ein Riesenaal oder eine Muräne, wie auch immer. Wir können ihn nur schlecht erwürgen, denke ich mal.«
»Klar.«
Auf dem Boot hockend schlug Suko einmal den Kreis. Auch hier ließ ihn die Peitsche nicht im Stich. Die drei Riemen rutschten aus der Öffnung und klatschten wie Schlangen auf das Holz.
Das Wasser in der Nähe des Kahns hatte sich einigermaßen beruhigt.
Die Wellen schlugen nicht mehr über, sie rollten nur mehr gegen das Boot an.
Es begann das Warten.
Beide Männer gingen davon aus, daß es dieser Riesenfisch nicht bei einem Angriff beließ. Er würde noch einmal kommen, denn einen Erfolg hatte er nicht erzielen können.
Suko wartete mit der einsatzbereiten Peitsche. Auch Wladimir Golenkow war nicht untätig. Sein Blick durchstreifte die Umgebung des treibenden Boots. Er suchte vor allen Dingen dicht unter der Wasserfläche nach, denn dort zeichneten sich die Angreifer besonders gut ab, weil das Wasser da wie Glas wirkte und noch von den Strahlen der Sonne erwischt wurde.
Suko hatte sich etwas nach hinten gedrückt und hockte in der Nähe des Hecks. Er wußte, daß er sich auf den Russen verlassen konnte. Der bewegte den Kopf, er suchte, er wollte endlich den Angriff, er fieberte ihm entgegen.
Die Männer wurden nicht enttäuscht.
»Er kommt, Suko!« Gleichzeitig schnellte der Arm zur Seite, und der rechte Zeigefinger streckte sich.
Suko sah den Schatten!
Aal oder Muräne?
Es war noch immer nicht festzustellen, jedenfalls war dieses Wesen kein Fisch, sondern ein Untier, das sich sehr geschmeidig bewegen konnte und dabei schon einem beweglichen Torpedo glich.
»Gleich springt er!«
Das tat der Fisch!
Diesmal hatte er die Situation instinktiv richtig erkannt, und er würde auch nicht zu kurz springen, sondern als monströses Etwas über die beiden Männer herfallen. Er stieg vor ihnen und dem Boot hoch, wieder war sein Maul weit aufgerissen, und das Schimmern der scharfen Zähne vermischte sich mit dem Blitzen der Wassertropfen.
Wenn ich mich jetzt geirrt habe, ist es aus, dachte Suko. Der Gedanke war nur für einen Moment dagewesen, dann hatte er ihn schon wieder zur Seite gedrückt.
Der Monsterfisch fiel. Und Suko schlug zu.
Es ging bei ihm nicht nur um das Schlagen, sondern auch um die reine Körperbeherrschung, weil es nicht so einfach war, auf dem kieloben treibenden Boot das Gleichgewicht zu halten, deshalb konnte er auch nur mehr aus dem Handgelenk schlagen und seinen Körper nicht dem Angreifer entgegenwuchten.
Er traf ihn trotzdem.
Wie im Lehrbuch falteten sich die drei Riemen auseinander. Sie würden den Riesenfisch in der Nähe seines Mauls treffen, und sie erwischten ihn auch dort.
Als wäre der Monsterfisch ein langer, fettiger und strammer Hals, so drehten sich die drei Riemen um den schwarzgrauen Körper, als wollten sie ihn fesseln.
Der Fall des mutierten Tiers war trotzdem nicht aufzuhalten, nur die Richtung hatte sich geändert.
Der Fisch prallte nicht mehr mit seinem offenen Maul auf die Menschen nieder, er hatte sich etwas gedreht, und sein Körper erwischte Suko und den Russen.
Suko stärker als Wladimir. Auf dem glatten Holz des Kiels verlor der Inspektor den Halt und rutschte in den See. Zugleich klatschte auch der Monsterfisch ins Wasser. Wellen schwappten hoch. Suko war nach unten gesunken, er hielt die Peitsche fest. Mit der linken Hand vollführte er eine Schwimmbewegung, er tauchte wieder auf und hörte Wladimir schreien. Der Russe kniete auf dem Kiel und deutete an Suko vorbei.
Dort tobte der Monsterfisch.
Ja, er tobte und kämpfte um seine Existenz, denn er war dabei, sein Leben zu verlieren.
Genau dort, wo ihn die Peitsche erwischt hatte, fing der Körper an, sich aufzulösen. Die drei Riemen hatten tiefe Furchen in die Haut gerissen, die aussahen, als wären sie mit einer breiten Messerklinge geschnitten worden. Aus diesen streifenartigen Wunden quoll eine dicke Flüssigkeit, die aussah wie Blut, das aber von dem überlaufenden Wasser rasch weggespült wurde.
Noch hielt er das Maul offen.
Es zuckte hin und her, aber die Teile lösten sich als schmierige Brocken von seinem Körper, und plötzlich verschwand auch die obere Hälfte der Gestalt.
Sie sackte einfach weg.
Die dunkle Tiefe des Sees schluckte zuerst diesen Überrest und wenig später auch den anderen.
Wassertretend schaute Suko zu. Er hatte einen Arm angehoben, angewinkelt
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