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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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sein schien. Aber zumindest konnte ich die Schiffe sehen. Die Kriegsschiffe da draußen sind real. Die gibt es wirklich. Mit meinen Landsleuten darauf. Das ist wahr .
    Die Piraten fingen wieder mit ihren Psychospielchen an.
    »Es gibt überhaupt keine Piraten«, sagte der Anführer. »Alles nur Show. Ich habe mir dein Schiff schon früher angesehen. Wir haben uns schon mal getroffen, in Mombasa!«
    Ich lachte.
    »Hm, ich glaube, ich erinnere mich sogar an dich.«
    »Ich bin überhaupt nicht aus Somalia«, fuhr er fort, »sondern wohne in Mombasa in Kenia.«
    »Ja, klar, weiß ich doch«, sagte ich.
    »Wir drei hier leben in Mombasa«, sagte der Anführer und deutete auf Tall Guy. »Nur der da wohnt in New York City.«
    »Ach ja? In welchem Bezirk denn?«
    »In der Nähe vom Times Square«, behauptete der Anführer, bevor sich Tall Guy selbst eine Antwort einfallen lassen konnte.
    »Er muss ja verdammt reich sein. Wohnungen sind dort ziemlich teuer.«
    Ich spielte genauso mit ihnen, wie sie mit mir spielten.
    »Ja, wir sind Sicherheitsleute. Werden sehr gut bezahlt.«
    »Aber ihr hättet mich beinahe erschossen, als ihr auf das Schiff kamt!«, protestierte ich. »Eine eurer Kugeln schlug keine zwei Handbreit von meinem Kopf entfernt ein. Und als ich versuchte, vom Rettungsboot zu fliehen, hättet ihr mich am liebsten erschossen!«
    Der Anführer zuckte nur mit den Schultern. Gehört alles zum Training, mein Freund , schien er sagen zu wollen.
    Sogar mit der Navy versuchten sie ihre Psychospielchen.
    »Brauchen Leichensack!«, schrie der Anführer ins Funkgerät. »Leichensack, sofort!«
    »Wozu braucht ihr einen Leichensack? Over«, kam es von der Navy zurück.
    »Mussten Frau hier töten. Sie war nicht halal. Das ist gegen die Lehre.«
    Verblüffte Funkstille.
    Dann: »Okay, wir werfen euch einen Leichensack zu.«
    Ich dachte, meine Halluzinationen hätten wieder angefangen.
    »Legt die Leiche in den Sack, wir holen sie dann ab, over.«
    Jetzt hatte ich genug. »Hier ist Richard Phillips von der Maersk Alabama !«, schrie ich.
    Der Anführer schaltete sofort das Funkgerät aus.
    »Die spinnen, die Navy-Leute«, sagte er. »Arbeite seit Jahren mit ihnen zusammen.«
    Ich beachtete ihn nicht mehr.
    »Der Typ ist ein Idiot, dieser Lieutenant Commander. Ich werde ihn töten, weil er so ein Idiot ist.«
    »Das scheint deine Lösung für alles zu sein«, sagte ich.
    Er nickte.
    »Unser Anführer«, mischte sich Tall Guy ein, »möchte am liebsten mal eine Frau töten.«
    Wollten sie mich, den empfindsamen Amerikaner, damit beeindrucken, dass sie sich besonders blutrünstig aufführten? Damit erreichten sie nur, dass ich sie noch mehr verabscheute.
    »Da kann ich ihm nicht weiterhelfen«, knurrte ich.
    Etwa um die Zeit des Sonnenuntergangs fingen sie wieder mit ihrem Todesritual an. Der Anführer stimmte den Sprechgesang an, die anderen antworteten, und Musso kam zu mir herüber und machte mit den Knoten weiter. Sie hatten mir weder Nahrung noch Wasser angeboten, so wie sie es auch letztes Mal gemacht hatten, als sie versucht hatten, mich an der Stange hochzuzerren. Jedes Mal, wenn sie vorhatten, sich wieder richtig mit mir zu befassen, wurde meine Verpflegung gestrichen.
    In meinem Magen zog sich ein Knoten zusammen.
    Wieder fingen sie mit ihrem halal-Scheiß an. Fass die Leine nicht an! Mund nicht berühren! Aufstehen! Stell dich auf den orangenen Rettungsanzug! Und ich hüpfte wieder herum, um zu vermeiden, dass ich auf dem orangenen Überlebensanzug zu stehen kam, und bald verlor Musso wieder die Geduld mit mir.
    »Stelle dich endlich auf das Orangene!«, brüllte er. »Du bist verrückter Typ!«
    Er zerrte an meinen Händen, damit ich die Arme ausstreckte.
    »Benimm dich wie Mann!«, schrie er weiter. »Militärische Haltung! Militärische Haltung! Setz dich aufrecht!«
    Ich saß auf der Kante eines der Formsitze. Von hinten beleuchteten sie mich mit einer Taschenlampe, so dass ich den Schatten meines Kopfs auf dem gegenüberliegenden Innenschott sehen konnte. Tall Guy kickte gegen meine Beine, um meine Füße auf den orangenen Überlebensanzug zu zwingen. Und jedes Mal, wenn das Boot wieder auf die Steuerbordseite rollte, hörte ich das Klick! der Pistole, genau im Rhythmus der Schaukelbewegung.
    Ich hatte Todesangst. Zwar verbarg ich sie ziemlich gut, aber sie war real – schließlich braucht es nicht viel, dass aus einem Klick! ein Bumm! wird, und dann ist man tot. Ein Sturm von Gefühlen fegte durch mich hindurch,

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