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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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an.
    »Stimmt nicht. Amerikaner zahlen am meisten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie zahlen euch nichts, aber sie werden euch laufen lassen. So blöd sind wir Amerikaner. Wir halten unser Wort, im Unterschied zu euch. Wir werden euch laufen lassen. Wenn ihr mich freilasst, dürft ihr sogar das Boot behalten.«
    Der Anführer lachte mich aus.
    »Wie viel du bist wert, Phillips? Zwei Millionen?« Die Zahl spuckte er buchstäblich aus. »Für zwei Millionen kann ich dich genauso gut jetzt gleich töten. Wäre Zeitverschwendung.«
    »Zwei Millionen sind für dich nichts? Du hast ja sogar einem meiner Leute die Schuhe geklaut!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hab mal griechisches Schiff entführt. Und Captain getötet, weil sie mir nur zwei Millionen angeboten haben.«
    Der Anführer schilderte mir seine gesamte Karriere als Pirat. »Hab mal eine Lauritzen genommen.« Lauritzen ist eine dänische Reederei, zu deren Flotte auch Kühlschiffe gehören. Er versicherte mir mehrmals, dass er vor nicht allzu langer Zeit eines ihrer Schiffe gekapert habe. »Hab damit sechs Millionen herausgeholt.«
    »Sechs Millionen?«, fragte ich. »Warum bist du dann überhaupt noch hier?«
    Ich lachte ihn direkt aus, aber er machte sofort mit seinem Verwirrspiel weiter – dass er bald als A.B. auf einem griechischen Schiff arbeiten werde. Natürlich war mir klar, dass er mich nur irritieren wollte. Ich sollte denken, dass er nicht zu den anderen Verbrechern gehörte, sodass ich zögern würde, falls sich eine kritische Situation ergeben sollte.
    Durch eine der Luken sah ich ein Schlauchboot vorbeifahren. Es sah wie ein Zodiac aus; ein paar Männer saßen darin. Ich dachte, Wir müssen nahe am Land sein.
    »Ich sehe ihn«, sagte Tall Guy. »Wer ist der Kerl?«
    »Ich werde ihn zum Boot locken«, sagte der Anführer, »und dann töten wir ihn.«
    »Ja, das wäre prima«, sagte Musso. »Wir locken so viele Leute wie möglich hierher, und dann töten wir sie alle.«
    Ich hörte noch mehr Außenbordmotoren, die offenbar um uns herum kreuzten. Musso lief zu einer der Luken mit zersplitterter Scheibe.
    »Hey, Navy man!«, schrie er hinaus. »Amerikanischer Seemann, willst du Bier? Komm her, wir haben Bier für dich!«
    Die anderen Piraten kugelten sich fast vor Lachen. Offenbar waren sie überzeugt, dass amerikanische Seeleute Bier absolut unwiderstehlich fanden. Damit lagen sie nicht mal ganz falsch, wenn man es sich recht überlegt.
    Das Rettungsboot schaukelte auf den Wellen. Es war schwer, etwas klar auszumachen, das sich außerhalb befand. Aber plötzlich schob sich die riesige Bainbridge vor die Achterluke. Ich erhaschte einen schnellen Blick auf einen Seemann an der Bugkanone, einem großen Monstrum von Kaliber .50. Und neben ihm stand ein Fotograf, dessen Zoomobjektiv direkt auf mich gerichtet war.
    »Danke, Leute!«, rief ich und winkte ihnen zu. »Aber benutzt doch bitte die Kanone statt der Kamera!« Später, als eines der Zodiacs mit mehreren Navy-Leuten auf einer ihrer Patrouillen an uns vorbei fuhr, schrie ich durch eine Luke: »Knallt endlich diese verdammten Schweinehunde ab!«
    Der Motor des Rettungsboots war abgeschaltet, und wir trieben nur dahin.
    Mein Kopf schmerzte von den chaotischen Gedanken. Was anfangs so einfach erschienen war – ein Kidnapping, um Lösegeld zu erpressen –, hatte sich zu einem ausgewachsenen Albtraum entwickelt. Jemen, Selbstmordattentate, Fatwas, Fatah, Seelentausch. Es kostete mich enorme Anstrengung, auch nur halbwegs logisch zu denken.
    Das eigentliche Problem waren nicht die Somalis, machte ich mir klar. Es war die Angst. Wann immer es mir gelang, meine Angst zu unterdrücken, entdeckte ich, dass ich durchhalten würde. Die Sache ist nicht vorbei, solange du nicht selbst sagst, dass sie vorbei ist , schärfte ich mir ein. Ich werde nicht aufgeben. Ich werde diese Kerle überleben.
    Wieder schaute ich hinaus. Die Bainbridge hatte inzwischen Gesellschaft bekommen. Zwei weitere Navy-Schiffe waren eingetroffen, die USS Boxer und die USS Arleigh Burke . Sie gingen alle mit der Breitseite und im rechten Winkel zu uns in Position; es sah aus, als manövrierten sie sich in eine Linie. Das machen Schiffe nur, wenn sie sich darauf vorbereiten, vor Anker zu gehen. Was eigentlich nur in einem Hafen gemacht wird. Wo bin ich?, fragte ich mich. Sind wir in Landnähe? Vielleicht versuchten sie auch nur, etwas auf der anderen Seite hinter sich zu verstecken. Zum Beispiel eine Kampftruppe.
    Nichts war so, wie es zu

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