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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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geworfen wie Tennisbälle in der Waschmaschine. Jetzt hatten wir es nur noch mit einem Piratenskiff zu tun. Aber dieses eine Boot preschte mit voller Kraft heran.
    Ich warf einen Blick auf die Datenanzeige neben dem Radarschirm: Entfernung 0,9 Meilen. Verdammter Mist, sie kamen schnell näher. Diese Bastarde wollten offensichtlich nicht aufgeben. Mir war völlig klar, dass ein Skiff genügte, um ein Schiff zu kapern.
    Das Skiff krachte mit einer gewaltigen Gischtfontäne in eine große Welle. Der Seegang war noch stärker geworden, die Wellenkämme erreichten jetzt schon mehr als sechs Fuß; selbst die Maersk Alabama stampfte schwer durch die Wellen. Ich spürte den leichten Stoß unter den Füßen, wenn wir in ein Wellental krachten, aber nach dreißig Jahren zur See bemerkte ich das kaum.
    Das verbliebene Piratenboot gab erneut Gas und richtete sich wieder auf unser Heck aus.
    Doch endlich, in einer Distanz von weniger als 0,9 Meilen, drehte es ab. Die Distanz wuchs auf 1,1, dann 1,5, schließlich 1,7. Es war, als seien wir von einem Auto voller Schlägertypen gejagt worden, denen nun plötzlich der Sprit ausgegangen war.
    Die Burschen, die sich auf dem Deck versammelt hatten, atmeten kollektiv auf. »Heilige Scheiße, ja!«, brüllte einer, und alle brachen in erleichtertes Gelächter aus, das die Scheiben der Brücke vibrieren ließ. Ich lächelte ebenfalls. Unser Frühwarnverfahren hatte seine Bewährungsprobe bestanden. Wir hatten den Kopf mit knapper Not noch einmal aus der Schlinge ziehen können. Aber die Piraten waren immer noch irgendwo dort draußen.
    Ich fuhr die Maschine wieder auf 120 UpM zurück. Der Leitende Ingenieur rief an und teilte mir mit, dass es keine Probleme gegeben habe, als ich die Geschwindigkeit erhöht hatte. Jetzt wusste ich also, dass wir 124 schafften, ohne die Maschine zum Explodieren zu bringen. Der Chief und ich vereinbarten, dass er automatisch in den Maschinenraum gehen würde, sobald wir schneller als 122 fuhren. Damit hatten wir auch die Geschwindigkeit für den nächsten Piratenangriff ermittelt.
    Die Piraten hatten einen klassischen Fehler begangen. Das Mutterschiff hatte die Schnellboote in viel zu großer Entfernung abgesetzt und die schwächlichen kleinen Skiffs waren dem starken Seegang nicht gewachsen gewesen. Ich wollte lieber nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn kein oder nur leichter Seegang geherrscht hätte.
    So gut wir uns in der Situation auch verhalten hatten, im Grunde hatten wir eine Menge Glück gehabt. Anders konnte man diese Situation nicht betrachten.

SECHS
    - 2 Tage
    »Es gilt das alte Sprichwort: Verbrecher gehen dahin, wo keine Polizei ist. Wir patrouillieren durch ein Gebiet von mehr als einer Million Quadratmeilen. Es ist schlicht und einfach eine Tatsache, dass wir nicht gleichzeitig überall sein können.«
    Lieutenant Nathan Christensen, Sprecher der Fifth Fleet,The New York Times, 8. April 2009
    W as hatte Winston Churchill gesagt? Dass nichts so viel Freude bereite, wie beschossen zu werden und unverletzt davon zu kommen? Das könnte man auch von einem abgeschlagenen Piratenangriff behaupten.
    Ich war begeistert. Ich war überzeugt, dass ich meinen Job als Kapitän gut gemacht hatte. Wir waren wachsam gewesen, hatten die Piraten bereits am Rand des Sichtfeldes bemerkt, waren fast sofort auf Höchstgeschwindigkeit gegangen und ihnen schließlich entkommen. Wenn es darum geht, Piraten zu besiegen, ist die schwierigste Aufgabe, sie überhaupt zu entdecken, und zwar so frühzeitig, dass noch Zeit für eine Reaktion bleibt. Diesen entscheidenden Test hatten wir bestanden.
    Es ist eine schwierige Sache, für neunzehn weitere Burschen auf einem Schiff verantwortlich zu sein, von denen man die meisten gar nicht richtig kennt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Handelsmarine von der Navy, denn bei der Handelsmarine hat man keine Crew oder keine Truppe unter sich, die sich über Monate oder sogar Jahre an ihren Kommandanten gewöhnt hat. Auf Handelsschiffen kommen immer neue Leute nur für eine Fahrt an Bord, und der Kapitän muss dafür sorgen, dass er von Anfang an von den Männern respektiert wird. Sie müssen sofort Vertrauen in seine Führungsstärke herstellen, sonst fällt alles auseinander. man muss auf der Stelle einschätzen können, wozu jeder einzelne Mann fähig ist, und schon in den ersten paar Stunden oder Tagen dafür sorgen, dass sie sich mit ihrem ganzen Potential in die Arbeit einbringen.
    Im Verlauf meines Aufstiegs

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