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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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sicher, dass die Betreffenden Andreas Bruder oder jemand anders gefragt hatten, und der hatte vermutlich einfach geantwortet: »Klar, warum nicht?« Wir sind gutmütige und hilfsbereite Leute.
    Emotional machten Andrea und meiner Familie vor allem die haltlosen Gerüchte zu schaffen. Journalisten riefen im Haus an und sagten: »Haben Sie schon X gehört?« Oder: »Wir haben unbestätigte Meldungen über Y.« Die Gerüchteküche brodelte, und Spekulationen verbreiteten sich schnell: Andere Piraten würden den Entführern zu Hilfe kommen, eine Lösegeldzahlung sei bereits vorbereitet, dem Rettungsboot sei der Treibstoff ausgegangen. Andrea und ihre Freunde nahmen immer schon beim ersten Klingeln ab, weil sie beteten, es wären gute Nachrichten. Und als man ihr Dinge weismachen wollte, die sich später als falsch entpuppten, sage sie: »Bitte tun Sie mir das nicht an. Sie bringen mich noch um den Verstand.« Die Presseleute fanden sogar ihre Handynummer heraus. Darüber wunderte sich Andrea anfangs sehr, bis ihr einfiel, dass die Nummer in der Antwort unserer automatischen Mailbox genannt wurde. Sie änderte rasch die Nachricht, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen.
    Die Reporter wurden immer aufdringlicher. Am Donnerstag sagten alle: »Mach es doch einfach.« Sie glaubten naiverweise, dass diese Leute gehen würden, wenn Andrea mit ihnen gesprochen hätte. Also arrangierte Andrea ein sehr kurzes Interview. Ihren einzigen Fernsehspot hatte sie am Mittwoch gedreht. Aber der ließ lediglich die Dämme brechen. Am nächsten Tag riefen nacheinander alle drei großen Sender an und wetteiferten darum, sie in den Äther zu holen. Das Telefon klingelte pausenlos. Jetzt beschloss Lea, selbst mit der Presse zu sprechen.
    In unserem Haus herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Briefe und Postkarten von wildfremden Menschen landeten stapelweise in unserem Briefkasten. Die Pfadfinder kamen vorbei und machten in unserem Garten Ordnung, ohne dass sie jemand darum gebeten hätte. Die zwei Senatoren aus Vermont Patrick Leahy und Bernie Sanders riefen an, sowie unsere lokalen Vertreter und Stadträte. Sogar Edward »Ted« Kennedy hinterließ seine Telefonnummer und fragte, ob er etwas für uns tun könnte. Alle waren überaus hilfsbereit, darunter auch ein Paar aus der somalischen Gemeinde des Ortes, die persönlich eine Karte überreichten, mit der Mitteilung, dass sie für Andrea und unsere Familie beten würden.
    Am Donnerstagnachmittag waren die ganzen Anrufe und Briefe und das ständige Trommelfeuer an Nachrichten kaum noch zu ertragen. Sogar der Geschäftsführer von Maersk John Reinhart rief an und war unglaublich fürsorglich und aufmerksam. »Ich brauche Richard«, sagte Andrea zu ihm. »Ich liebe Richard. Bitte bringen Sie einfach meinen Mann nach Hause.« Andrea sollte eine Pressekonferenz geben und verlor schlicht die Nerven. Sie hasst es, in der Öffentlichkeit zu sprechen, und ist dabei immer furchtbar aufgeregt. Schließlich rief ein Freund Pete Johnston aus dem Unternehmen LMS Ship Management an und erkundigte sich, wie es ihr ging. Sie sagte ihm, wie ihr schon bei dem Gedanken, mit den Medien zu sprechen, schlecht werde. »Du musst überhaupt nichts machen, du brauchst kein Wort zu sagen«, schärfte er ihr ein. Sie wäre vor Erleichterung fast zusammengeklappt. Aber jemand musste raus gehen und das bekannt geben. Unser Nachbar Mike, der Andrea als Erstes wegen der Entführung angerufen hatte, marschierte in den Vorgarten und verkündete allen die Neuigkeit, obwohl er es mindestens ebenso sehr hasst, vor anderen Menschen zu sprechen wie Andrea. In einer Notlage ist ein guter Nachbar Gold wert.
    Hilfe für meine vielbegehrte Frau war bereits unterwegs. Zwei wunderbare Frauen aus der Opferbetreuung des FBI, Jennifer und Jill, fingen an, die neuesten Meldungen telefonisch durchzugeben. Das Verteidigungsministerium schickte ihr ebenfalls die Berichte, sobald sie eintrafen. So musste sie nicht mehr im Fernsehen von Kanal zu Kanal springen, um herauszufinden, ob ihr Mann noch am Leben war. »Ich weiß noch, dass ich mit Jennifer oder Jill sprach, ich bin mir nicht sicher mit wem«, erinnert sie sich. »Und ich habe gesagt: ›Für Sie ist Richard einfach nur ein Mann unter vielen, aber für mich ist er mein Leben, meine Zukunft, mein Ein und Alles. Ich will ihn wiederhaben.‹«
    Ich hingegen hatte auf hoher See nur eine vage Vorstellung davon, was Andrea gerade durchmachte.
    Der amerikanische Zerstörer

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