Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
lächeln würde.
FÜNFZEHN
Tag 3, 18.00 Uhr
»Wie das FBI bestätigte, hat die Marine Experten für Geiselnahmen hinzugezogen, die bei den Verhandlungen mit den somalischen Piraten unterstützend tätig sein werden… Nach allem, was bisher bekannt gegeben wurde, wird dies wohl durch fernmündliche Kommunikation ablaufen. Gegenwärtig befindet sich kein FBI-Personal an Bord der US-Navy-Schiffe, die sich in diesen Gewässern aufhalten. Es ist deshalb ziemlich wahrscheinlich, dass sie über Funk oder Telefon die Navy beraten, wie mit dieser Sache umzugehen ist.«
Korrespondent der CNN
Für die Obama-Administration stellt es eine beträchtliche außenpolitische Herausforderung dar. Ihre Bürger befinden sich in den Händen von Kriminellen, und die Menschen wollen wissen, was passiert.
Graeme Gibbon-Brooks, Seefahrt-Informationsexperte
D ie Piraten waren nervös. Sie vermieden es, die Köpfe durch die horizontale Luke im Vordeck zu strecken oder der Türluke im Heck zu nahe zu kommen. Offensichtlich wollten sie Scharfschützen kein Ziel bieten. Ihnen war vollkommen klar, dass die Navy sie abknallen konnte, wenn sie sich alle gleichzeitig blicken ließen. Die Luken standen zwar offen, aber sie hielten sich nicht in ihrer Nähe auf. Verdammt clever von ihnen.
Aber sie kannten auch die Geschichte der Piratenüberfälle. Niemand hatte bisher versucht, Geiseln zu retten, die von somalischen Piraten gefangen gehalten wurden. Verhandlungen und das Zahlen von Lösegeldern waren bislang die Regel gewesen. Bisher hatte auch keine militärische Einsatzgruppe Piraten angegriffen, die von Somalia aus operierten. Und meine Entführer hatten ganz offensichtlich keine Lust, die ersten zu sein.
Der Anführer meldete häufig über Funk: »Keine militärische Aktion. Keine militärische Aktion.« Wann immer sich die Lage zuspitzte, klang es fast wie ein Bittgesang.
Der Motor lief die ganze Zeit. Die Piraten waren angespannt, als ob sie mit irgendwelchen Aktionen rechneten. Ich hätte sie am liebsten gefragt: »Wisst ihr etwas, was ich nicht weiß?« Aber das war unmöglich. Wenn sie überhaupt mit mir redeten, dann nur, um mir mitzuteilen, dass ich ein »blöder Amerikaner« sei, oder um mich herumzukommandieren. Die Ankunft der Bainbridge hatte eindeutig ihre Einschätzung meiner Person verändert. So wie sie es sahen, musste ein Befreiungsversuch unmittelbar bevorstehen, deshalb war ich für sie nicht mehr nur das Pfand für den großen Zahltag, sondern auch eine Bedrohung für ihr Leben.
Die Navy wollte mit mir persönlich über Funk sprechen. Der Anführer gab mir das Gerät.
»Werden Sie gut behandelt?«, fragte eine amerikanische Stimme.
»Na ja, sie verhalten sich reichlich seltsam, aber sie kümmern sich um mich«, antwortete ich.
»Okay, gut. Geben Sie mir wieder den Anführer.«
Mir lief ein unangenehmer Schauder über den Rücken. Der Mann hatte fast so geklungen, als ob er die Piraten kennen würde.
Später an diesem Abend, als ich einfach nur dasaß, drückte der Anführer ein paarmal den Abzug der Pistole, die aber nicht geladen war – offenbar übte er Schießen. Dann begannen die Gesänge. Fast spürbar stieg die Spannung im Boot. Das war deutlich zu erkennen, an ihrer Körpersprache und an den Blicken, die sie mir zuwarfen. Ich denke, ich kann Menschen ziemlich genau einschätzen. Das gehört zu den Fähigkeiten, die ein Kapitän erwerben muss, wenn er Männern, die sein Leben buchstäblich in Händen halten, Aufgaben zuweist. Deshalb war mein sechster Sinn in dieser Hinsicht ziemlich gut ausgeprägt. Etwas Böses hatte sich in dieser Nacht in das Boot geschlichen.
Der Anführer sang. Er gab Tall Guy die Pistole und sagte: »Mach du es«, dann flüsterte er ihm noch etwas auf Somalisch zu. Die anderen sangen die Antworten, die entweder aus einem Wort bestanden oder aus Versen, die sie alle auswendig kannten und gemeinsam sangen. Die drei Piraten standen auf und kamen zu mir. Musso kam zurück und hielt die Fesseln um meine Handgelenke fest, während sich Young Guy zu meinen Füßen niederließ. Tall Guy stand mit der Pistole hinter mir.
»Streck Arme und Beine aus«, befahl Musso.
Ich schüttelte den Kopf.
»Mach es!«
Musso packte meine Handgelenke und Young Guy versuchte, mir die Beine wegzuziehen.
Ich wehrte mich mit aller Kraft. »Das schaffst du nie«, zischte ich Musso durch die Zähne zu. »Du bist nicht stark genug.« Es ging ungefähr eine Viertelstunde so, ab und zu machten sie Pause, dann
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