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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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wieder über Funk mit dem Dolmetscher der Navy. Sie unterhielten sich auf Somalisch.
    »Wie ist es gelaufen?«, erkundigte ich mich danach. Ich wollte so viele Informationen bekommen wie möglich.
    »Mit der Navy?«, antwortete der Anführer. »Ach, ich arbeite doch für sie.«
    Ich war schon überrascht, dass er mir überhaupt antwortete, und noch mehr darüber, was er sagte.
    »Du arbeitest für die US-Marine?«
    »Na klar«, sagte er lässig. »Das hier ist ein Trainingseinsatz. Mache ich ständig. Wir kapern Schiffe und testen, wie die Navy darauf reagiert. Deine Reederei hat uns angeheuert. Hier draußen gibt es gar keine Piraten mehr.«
    »Machst du Witze?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich kenne diese Navy-Typen seit langem. Wir sind Freunde!«
    Mein Hirn konnte das nicht so schnell verarbeiten. Der erste Gedanke war: Das ist lächerlich . Aber dann dachte ich: Na gut, er scheint ja ein recht freundschaftliches Verhältnis zu den Navy-Leuten zu haben. Außerdem war auf dem Griff seiner 9-Millimeter ein Zeichen, das wie ein Marineabzeichen aussah, und es hing die Art von Pistolengurt daran, die bei der Navy verwendet wird. Woher hatten sie die Waffe? Und warum hatte mich die Navy nicht schon längst befreit, obwohl sie doch die Chance dazu gehabt hatten?
    Wirklich verrückte Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Allmählich traten wohl die ersten Anzeichen einer Paranoia bei mir auf.
    »Dein Erster Offizier weiß Bescheid«, fuhr der Anführer fort. »Er weiß, dass das hier nur eine Übung ist.«
    »Ah… aha«, sagte ich.
    »Und dein Chefingenieur. Die Navy und deine Reederei hat uns den Job gegeben.«
    Ich erinnerte mich an Shanes und Mikes Gesichter, als wir das MOB bereit gemacht hatten. Darin war nichts als blanke Furcht gewesen. Die Somalis logen, es konnte gar nicht anders sein.
    »Ja, klar. Und mich fast umzubringen gehörte wohl auch zum Job?«
    Er lachte. Hustete und spuckte.
    »Dich umbringen? Wann denn?«
    »Auf dem Schiff hättet ihr mich fast umgebracht. Und hier im Boot habt ihr mit einer AK eine Handbreit über meinen Kopf gefeuert.«
    Er wedelte ein wenig mit der Pistole.
    »Warnschüsse. Gehört zum Training.«
    Mir verschlug es fast die Sprache.
    »Und was vor Kurzem passierte, gehört ebenfalls zum Training?«
    »Was meinst du damit?«
    »Als der Typ dort mit der Pistole auf meinen Kopf schoss.«
    Er schnaubte verächtlich. »Er hat nicht geschossen! Er hat dich nur auf den Kopf geschlagen.« Er lachte grunzend.
    Das gab mir zu denken. Es hätte stimmen können.
    »Hey, Phillips, nach diesem Job hier arbeite ich auf einem griechischen Schiff«, sagte der Anführer.
    »Ach ja? Wie schön für dich.«
    »Yeah, ich werde dort Seemann. Danach hab ich Arbeit auf einem amerikanischen Schiff.«
    »Du – auf einem amerikanischen Schiff?«, lachte ich spöttisch.
    »Dazu reicht es bei dir nicht.«
    Das ärgerte auch die anderen.
    »Was! Du glaubst, amerikanische Seeleute sind besser als somalische?«, rief Musso. »Ha! Amerikaner nichts können außer Faulenzen. Sitzen den ganzen Tag in Kabine, gucken TV und trinken Bier. Faul, faul! Wir Somalis, wir echte Seeleute, rund um die Uhr. Wir können alles!«
    Er warf mir ein Stück Seil zu.
    »Hier, mach mal Knoten wie den hier, den ich gemacht habe!«
    Ich schaute das Seil an.
    »Warum sollte ich das machen?«
    »Zu beweisen, dass du richtiger Seemann bist.«
    »Ich brauche nicht Knoten zu binden, um zu beweisen, dass ich ein Schiff kommandieren kann. Mache ich seit dreißig Jahren. Bin immer mit drei oder vier Knoten ausgekommen.«
    Musso schnaubte verächtlich. »Du bist Baby, Phillips, Baby. Somalis richtige Seeleute.«
    »Amerikaner sind schlechteste Seeleute!«, stimmte auch Tall Guy zu.
    Ich achtete nicht mehr auf sie und versuchte, mich ein wenig auszuruhen. Gerade wollte ich wegdösen, als ich aus dem Augenwinkel etwas sah, dass mich sofort wieder hellwach werden ließ.
    Die Navy wurde immer offensiver. Sie richteten den Strahl ihrer Feuerschläuche auf das Boot und ließen Hubschrauber in der Nähe unseres Bugs schweben. Offenbar versuchten sie, die Piraten davon abzubringen, Kurs auf die somalische Küste zu nehmen. Die Piraten waren inzwischen so frustriert, dass sie ein paar Reservekanister Diesel aufschraubten und sie offen auf das gewölbte Vordeck stellten, wo sie jederzeit umkippen konnten. Selbst mit gestopptem Motor war das Vordeck glühend heiß.
    Für mich sah das so aus, als würden sie bei einem Angriff das Boot in Brand

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