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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Zuflucht im Humvee. Ich spucke aus, bevor ich einsteige, werde dadurch den Sand in der Kehle aber auch nicht los. In diesem Land bin ich dauernd am Spucken. Hoffentlich kann ich mir das später wieder abgewöhnen.
    Harry lenkt den schweren Wagen aus der Senke zurück auf die Piste und gibt sofort wieder Vollgas. Nach weiteren zwei Kilometern ist mein Arsch taub. Einen bockigen Esel zu reiten kann auch nicht schlimmer sein.
    Weil wir absolut nichts hören, kommt der Einschlag wie aus heiterem Himmel.
    Keine hundert Meter vor uns, gerade noch im Sichtbereich, schlägt eine Mörsergranate ein und wirbelt Dreck und Staub auf.
    »Scheiße!«, schreit Harry, bleibt aber auf dem Gas, beschleunigt sogar noch.
    Lennards Gesicht erscheint zwischen den Sitzen.
    »Wieso ballern die im Sandsturm rum? Die sehen doch gar nichts!«
    Ich kann es mir erklären, antworte aber nicht, weil es mir zu anstrengend erscheint. Wahrscheinlich hat ein Posten in der Stadt per Funk durchgegeben, wann wir auf die Ebene hinausgefahren sind. Der Trupp in den Bergen braucht den Raketenwerfer nur auf die Piste auszurichten, und mit ein bisschen Glück treffen sie auch was. Ich frage mich, ob sie uns mit dem ersten Schuss erwischt hätten, wenn wir nicht zum Pissen angehalten hätten.
    Ich schnappe mir das Funkgerät, gebe unsere Position und Fahrtrichtung an, melde den Beschuss und fordere einen Black Hawk an. Ich ahne die Antwort, will es aber wenigstens versuchen.
    Die Black Hawks starten nicht bei dem Wetter. Wir sollen unverzüglich zur Basis zurückkehren.
    Harry steigt auf die Bremse und legt eine erstklassige Kehrtwende hin. Ich werde gegen die Tür geschleudert. Den blauen Fleck an der Schulter spüre ich sofort.
    »Nichts wie weg hier!«, schreit Lennard unnötigerweise.
    Die nächste Granate schlägt keine fünfzig Meter neben der Fahrbahn ein. Harry ist eiskalt. Er zuckt nicht und reißt nicht am Lenkrad. Wir schießen über die Piste. Mir läuft der Schweiß literweise den Rücken hinab. Ich hätte im Lager bleiben sollen, hätte mich krankmelden sollen. Warum hab ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört?
    Der kräftige Motor heult. Harry holt alles raus. Mit verkniffenem Gesicht hockt er ans Lenkrad gekrallt da. Er ist der verdammt beste Fahrer, den ich kenne.
    Plötzlich ein heftiger Ruck.
    Getroffen!, schießt es mir noch durch den Kopf.
    Der Humvee hebt hinten ab, kippt in voller Fahrt über die Motorhaube, kracht aufs Dach, schlittert über die Piste und dreht sich dabei wie ein Kreisel. Sand dringt wie Wasser in den Innenraum. Ich rieche Diesel und Blut. Jemand schreit. Etwas bohrt sich in mein linkes Bein, tief in den Oberschenkelmuskel, aber der Schmerz interessiert mich gerade nicht.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt der Humvee auf dem Dach liegen. Ich sehe nach hinten. Das Heck fehlt. Lennard ist weg, sein Sitz auch. Harry hängt reglos im Gurt. Ich schüttele ihn. Sofort fällt sein Kopf auf die Seite. Ich kann keine Verletzung sehen, aber sein Hals ist merkwürdig abgeknickt. Wahrscheinlich hat es ihm das Genick gebrochen.
    Ich trete die Tür auf, robbe hinaus, greife noch einmal hinter mich und schnappe mir das M16 . Ich habe keine Ahnung, wo die Mossberg geblieben ist, aber hier draußen nützt sie mir ohnehin nichts.
    Bis auf den Sturm ist es still. Keine weiteren Granateinschläge. Sie haben einen Vorposten ganz in der Nähe, der den Volltreffer beobachtet hat. Vielleicht habe ich nur ein paar Minuten Zeit, bevor sie hier eintreffen, um nach Überlebenden zu suchen.
    Also nichts wie weg.
    Vorher überprüfe ich noch das Funkgerät. Leider ist es hinüber. Ich weiß, was das bedeutet.
    Zunächst laufe ich die Piste zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Ich finde die Heckteile in alle Richtungen verstreut. Ich finde auch Lennard, in alle Richtungen verstreut. Sein Körper ist genauso zerrissen wie der Humvee. Neben einem Arm mit einem großen Teil der Schulter übergebe ich mich.
    Dann richte ich mich auf und bleibe unschlüssig stehen. Sie können aus beiden Richtungen kommen, das weiß ich. Ich müsste die Piste verlassen, doch das wäre mein Tod. Ich würde mich in dem Sandsturm verlaufen, auf eine Mine treten oder irgendwann einfach verdursten. Ich habe nur eine Chance. Auf der Piste zurücklaufen und hoffen, dass ich entgegenkommende Fahrzeuge früh genug höre, um mich zu verstecken. Zum Glück sind die alten Transporter aus russischen Beständen, die die Taliban benutzen, entsetzlich laut.
    Mit dem

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