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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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M16 in Vorhalte trabe ich los. Vor mir nichts als Wüste. In meinen Gedanken sehne ich mich zu meinem Mädchen zurück.
     

Teil 2
    Die Clique

 
    02.12.2009
     
    M it kurzen schnellen Schritten ging Oberkommissar Franz Leitenbacher den langen leeren Gang hinunter. Ihm folgten Friedrich und Petra Waider.
    Petra Waider war klein und rundlich. Sie trug ihr ergrautes Haar modisch kurz geschnitten. Im Gegensatz zu ihrem drallen Körper wirkte ihr Gesicht eingefallen. Hinter den Gläsern ihrer randlosen Brille huschten ihre Augen unstet hin und her.
    Die Absätze ihrer Schuhe klapperten auf dem gekachelten Boden. Das hallende Geräusch nervte Leitenbacher. Aber selbst wenn sie barfuß gegangen wäre, hätte es ihn genervt. Er hatte mal wieder eine beschissene Nacht hinter sich. Zum x-ten Mal hatte er sich beim Aufstehen geschworen, endlich die Matratze im Gästezimmer auszutauschen. Sie hing weit durch und verwandelte seine Nackenmuskulatur jede Nacht in ein Betonbrett. Er wusste aber auch, warum er es bisher nicht getan hatte: Mit dem Auswechseln der Matratze würde er sich eingestehen, dass es für ihn keine Rückkehr ins Ehebett gab.
    Und dazu war er noch nicht bereit.
    Naja, zumindest waren die Ermittlungen positiv verlaufen, und das war einzig und allein seinem Einfall geschuldet. Gestern Abend, bevor er zurück ins Büro gefahren war, hatte er sich gefragt, wie das unbekannte Mädchen wohl hierhergekommen war. Zu Fuß sicher nicht, und dass eine Selbstmörderin mit der Bahn fuhr, konnte er sich auch nicht vorstellen. Ausgehend von der Annahme, dass das Mädchen nicht von hier war, hatte Leitenbacher die üblichen Touristenparkplätze in der Nähe des Klammeingangs angefahren. Dort hatte er eine komplett eingeschneite Kugel gefunden, die sich bei näherer Betrachtung als ein schwarzer Audi TT entpuppte. Ein richtiges Schickimicki-Auto mit Alufelgen und Breitreifen und Augsburger Kennzeichen.
    A–LW 33.
    Von da an war es einfach gewesen.
    Und jetzt befand er sich mit den Eltern des Suizidopfers, einer zweiundzwanzigjährigen Studentin namens Laura Waider, auf dem Weg zur Identifizierung.
    Ihr Vater, Friedhelm Waider, war in Augsburg kein Unbekannter. Er führte ein mittelständisches Unternehmen, das hoch entwickelte Körperprothesen herstellte und in alle Welt verkaufte. Leitenbacher hatte ein wenig im Internet recherchiert und über von Mikrochips gesteuerte Oberschenkelprothesen gestaunt, mit denen Amputierte problemlos sogar Treppen steigen konnten – immer vorausgesetzt, sie konnten ebenso problemlos 40 000 Euro auf den Tisch legen.
    Waider hatte die Firma aus dem Nichts erschaffen, statt sie einfach zu erben, wie so viele andere. Heute arbeiteten fast 400 Menschen in seinem Hightechbetrieb. Ein Selfmademan, der es tatsächlich bis zum mehrfachen Millionär gebracht hatte, zumindest nach Aussage des Kollegen in Augsburg.
    Tja, Schickimicki-Auto.
    Friedhelm Waider war einige Zentimeter größer als seine Frau und auch größer als Leitenbacher selbst. Bis auf einen weißen Haarkranz war er kahl. Er schob einen stattlichen Bauch vor sich her, ging forsch, hielt die Schultern straff und das Kinn erhoben. Sein Gesicht war ungesund gerötet, und er schnaufte zu laut für das bisschen Anstrengung. Leitenbacher konnte ihn auf den ersten Blick nicht leiden. Waider war ein stolzer und arroganter Mann, der sich durch sein Geld und seine gesellschaftliche Stellung in den Olymp erhoben fühlte.
    Aber nicht hier unten. In den Katakomben des Krankenhauses herrschten andere Gesetze. In ein paar Minuten, da war sich Leitenbacher sicher, würde Waider wie ein gebrochener Mann dastehen. Hier unten waren schon Menschen klein geworden, für die zuvor der Himmel zu niedrig gewesen war.
    »Jetzt rechts, bitte!«, sagte er in seinem antrainiert mitfühlenden Tonfall, der sich selbst in seinen eigenen Ohren falsch anhörte.
    Er war der beschissenste Schauspieler der Welt, weil es ihm ganz einfach egal war, was andere über ihn dachten und von ihm hielten.
    Die beiden gehorchten wortlos, bogen nach rechts ab und standen vor einer verschlossenen zweiflügeligen Tür mit von Draht durchzogenem Milchglas in den oberen Hälften.
    »Entschuldigung.« Leitenbacher schob sich zwischen den Waiders durch und drückte auf den Klingelknopf rechts an der Wand. Pathologie stand darauf. Eine eigenständige Gerichtsmedizin gab es hier nicht, also nutzten sie für solche Fälle die Fachabteilung des Krankenhauses. Der Chefpathologe war gleichzeitig

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