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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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dem dritten Insassen aus dem Humvee. Die sind ganz verrückt darauf, Gefangene zu machen.
    Das M 16 fest umklammert laufe ich los. Nicht zu schnell, denn dann würde ich zusammenbrechen, bevor ich den schützenden Höhenzug erreiche. Ich trabe, so wie wir es zu Hause im Training immer taten. Trotzdem ist es anstrengend, und ich muss immer wieder husten.
    Dieser verfluchte Sand. Wie kann man nur freiwillig in einem Land leben, das nur aus Sand besteht?
    Ich springe über Büsche, trockenes Holz, trete sogar auf eine Kamelspinne, die sich im Sandsturm auch mal tagsüber zeigen. Ich spüre ihre harten Scheren unter meinem Stiefel brechen. Während ich renne, pumpt mein Blut so laut durch meine Ohren, dass ich nichts anderes hören kann. Also stoppe ich notgedrungen, ringe um Atem und lausche.
    Plötzlich ist es dröhnend laut.
    Ein schwerer Dieselmotor unter hoher Drehzahl. Jaulend, jagend.
    Weg, ich muss weg.
    Ich renne blindlings drauflos, immer entgegengesetzt der Richtung, aus der sich das Fahrzeug nähert. Mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass es sich um einen LKW der Aufständischen handelt. Sie sind hinter mir her. Vielleicht waren sie nah genug dran, um meine Fußabdrücke sehen zu können, bevor der Wind sie wieder zudeckte.
    Ich renne, was das Zeug hält, trotzdem kommt das Fahrzeug rasch näher.
    Obwohl ich es besser weiß, drehe ich im Laufen den Kopf und schaue hinter mich. Ich sehe den Schemen des Fahrzeugs durch den Sandsturm, gerate aber gleichzeitig ins Straucheln, stolpere vorwärts, falle auf Knie und Hände. Der Sand ist brennend heiß. Ich krabble ein Stück und kämpfe mich wieder hoch.
    Eine Maschinengewehrsalve schlägt rechts von mir in den Boden und lässt Sand aufspritzen.
    Das war’s.
    Ich lasse mich auf die Knie fallen, lege das M16 ab und falte meine Hände im Nacken .
     

 
    03.12.2009
     
    U nd? Wirst du hingehen?«
    Roman Jäger stand hinter dem Verkaufstresen in seinem Laden in Grainau und wickelte ein Kletterseil auf. Er dachte gründlich über die Antwort auf die Frage nach, die ihm sein Freund Tobias Schollerer gerade gestellt hatte.
    Würde er hingehen?
    Es ging um Laura Waiders Beerdigung. Ihre Mutter hatte gestern Abend angerufen und durchgegeben, dass sie schon über morgen stattfinden würde. Sie hatte ihn noch einmal darum gebeten, Laura die letzte Ehre zu erweisen. Roman verstand nicht, warum es der Frau so wichtig war, dass er kam. Er hatte im Leben Laura Waiders keine Rolle gespielt. Wenn er überhaupt eine Rolle gespielt hatte, dann bei ihrem Sterben.
    Roman zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht … Ehrlich gesagt habe ich keine Lust.«
    Tobias nahm eine der neuen Expressschlingen vom Haken an der Wand und überprüfte sie. »Um Lust geht es aber nicht«, sagte er. »Ich meine, du hast sie an der Hand gehalten, kurz bevor sie gestürzt ist, hast ihr als Letzter in die Augen geblickt, und jetzt wünscht sich ihre Mutter, dass du ihrer Tochter die letzte Ehre erweist. Eigentlich kannst du das kaum ausschlagen.«
    »Herzlichen Dank für deine Moralpredigt«, sagte Roman und legte das Seil weg. Es gehörte zur einer Warenlieferung, die er gerade einsortierte. »Damit hast du genau meine Gedanken wiedergegeben. Die ganze Sache quält mich sowieso schon genug. Ich weiß nicht, ob ich da auch noch die Beerdigung haben muss.«
    »Es ist natürlich deine Entscheidung.«
    Roman warf seinem Freund einen bösen Blick zu. »Wohl kaum.«
    »Dann hab dich nicht so und geh hin. Hast du eigentlich noch etwas von Leitenbacher gehört?«
    »Was meinst du?«
    »Na, über die Hintergründe.«
    »Du kennst doch Leitenbacher. Ich glaube, irgendwie hasst er uns von der Bergrettung. Jedenfalls sagt er nichts. Und ehrlich gesagt will ich auch gar nichts weiter wissen.«
    Das stimmte nicht. Seitdem Roman die Eltern getroffen hatte, versuchte er sich einzureden, dass ihn die ganze Sache nichts anginge. Was auch immer Laura Waider in den Selbstmord getrieben hatte, war ihre Privatangelegenheit. Allenfalls noch die ihrer Eltern, aber ganz sicher nicht seine. Wenn er sich das selbst sagte, hörte es sich auch vernünftig an. Aber letzte Nacht hatte er erneut sehr schlecht geschlafen, sich hin und her gewälzt und immer wieder ihr Gesicht gesehen. Ihren letzten Blick.
    Warum hatte sie sich vor ihm gefürchtet?
    Sie kannten sich nicht, und er hatte doch nur versucht, ihr zu helfen.
    Roman verstand es nicht. Und das machte ihn fertig. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er es herausfinden

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