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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Auch jetzt waren ihre Augen noch feucht und der Lidschatten verlaufen.
    »Ich bin Mara Landau«, sagte sie. »Laura war meine beste Freundin.«
    Sie streckte ihre zierliche Hand aus. Ihr Griff war erstaunlich fest.
    »Roman Jäger«, stellte Roman sich vor.
    »Und Sie waren wirklich dabei, als Laura … als sie gesprungen ist?«
    Roman nickte. »Es war Zufall. Leider konnte ich nichts für sie tun.«
    Schon während der Predigt hatte er sich dafür entschieden, auch diesem Mädchen nicht zu erzählen, dass er Laura in seiner Hand gehalten hatte.
    Sie schien aber nicht zufrieden zu sein mit seiner knappen Antwort.
    »Können wir nach der Beerdigung miteinander sprechen?«, fragte sie. »Ich muss unbedingt wissen, was passiert ist.«
    »Eigentlich habe ich keine Zeit.«
    Das war ein hilfloser Versuch, diesem unangenehmen Gespräch zu entkommen. Aber Roman erkannte sofort, dass er gegen den festen Willen dieser Frau keine Chance hatte. Sie würde sich nicht abweisen lassen. Außerdem schmerzte ihn ihr Anblick. Die Traurigkeit in ihrem hübschen Gesicht, die Tränenspuren darin … Nein, er konnte es ihr nicht abschlagen.
    »Bitte«, sagte sie.
    »Okay. Wir treffen uns später am Ausgang.«
    Eine große schwarze Masse drängte sich um ein kleines Loch im Boden, und nur die ganz vorn bekamen von der Zeremonie überhaupt etwas mit. Roman hatte sich absichtlich nach hinten drängen lassen. Er hatte nicht vor, den Eltern am Grab nochmals zu kondolieren. In seiner Vorstellung würde die Mutter schreiend zusammenbrechen, während er ihre Hand hielt.
    Die Hände tief in den Taschen des Mantels, den Kopf wegen des kalten Windes, der ihm in den Nacken fuhr, eingezogen bewegte Roman sich mit kleinen Schritten rückwärts und damit immer weiter weg von der Trauergesellschaft. Er wäre am liebsten abgehauen. Niemand hätte es bemerkt. Außer Mara Landau. Auf dem Weg ans Grab hatte er sie aus den Augen verloren und konnte sie auch jetzt nicht sehen. Er hatte versprochen, mit ihr zu reden, deshalb durfte er nicht einfach so flüchten. Aber zurückziehen konnte er sich. Ein wenig durchatmen. Zur Ruhe kommen.
    Er befand sich nahe bei einer Lebensbaumhecke, hinter der er sich für eine Weile verstecken könnte. Roman schob sich noch ein paar Schritte rückwärts, drehte sich dann um, trat hinter die Hecke – und fuhr erschrocken zurück.
    Der große glatzköpfige Mann mit der schwarzen Wollmütze stand vor ihm. Er lächelte.
    »Sie würden auch lieber abhauen, was?«, sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Trauergäste. »Das ist nicht unsere Welt, und das werden die uns immer spüren lassen.« Er zog eine Hand aus der Tasche und streckte sie Roman entgegen. »Ich bin Torben Sand. Herr Waider hat mich bereits angekündigt, nehme ich an.«
    Der Groschen fiel mit einiger Verzögerung. »Dann sind Sie der Privatermittler, der mit mir sprechen möchte«, sagte Roman.
    »Genau. Und Sie sind der Mann von der Bergrettung, richtig?«
    »Ja. Roman Jäger. Ich war dabei, als …«
    Torben Sand unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Lassen Sie uns das woanders besprechen. Die da drüben vermissen uns nicht, wir können uns also reinen Gewissens entfernen. Kommen Sie, ich lade Sie auf einen Kaffee ein.«
    Roman blickte über die Schulter zurück. »Ich habe jemandem versprochen zu warten.«
    »Wem?«
    »Einer Freundin der Toten. Sie will unbedingt mit mir reden.«
    »Okay«, sagte der Privatdetektiv kurz entschlossen. »Dann warten wir auf sie und gehen zu dritt Kaffee trinken. Wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Wer sind die beiden Typen?«, fragte Armin Zoltek. Er saß auf dem Beifahrersitz in Rickys 3er- BMW . Beide hatten sich vor ein paar Minuten von der Beerdigung fortgeschlichen. Sie hatten im Wagen auf Mara und Bernd warten wollen. Doch Bernd war verschwunden, und Mara sprach auf dem Parkplatz vor der Kapelle mit zwei Männern.
    »Keine Ahnung.«
    »Die sehen aus wie Bodyguards. Auf jeden Fall passen die nicht hierher. Was haben die auf Lauras Beerdigung verloren?«
    »Steig doch aus und frag sie«, sagte Ricky.
    Armin ging nicht darauf ein. »Der mit der Mütze hat uns vorhin, als wir aus der Kapelle gekommen sind, ganz merkwürdig angeschaut. Meinst du, das könnten Privatschnüffler sein?«
    Ricky sah ihn an. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Bernd hat so eine Bemerkung fallen lassen, dass der alte Waider eine Detektei beauftragt hat. Wenn das so ist, finden die bestimmt heraus, was damals in der Klamm passiert

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