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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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aber das konnte man nach einem solchen Tag und einer solchen Nacht auch nicht erwarten. Erst weit nach Mitternacht waren sie zu Bett gegangen. Sie hatten noch lange miteinander gesprochen. Mara hatte aus ihrem Leben und er aus seinem erzählt. Roman hatte erfahren, dass sie Sport studierte. Ihre Eltern waren wohlhabend, lebten seit ein paar Jahren in Frankreich und hatten ihr diese Wohnung gekauft. Roman hatte von ihrem Traum erfahren, eines Tages auf die Gipfel des Himalaya zu steigen, und sie hatten begonnen, Pläne dafür zu schmieden. Im nächsten Frühjahr wollten sie mit dem Training dafür beginnen. Gemeinsam. Roman konnte sich nicht erinnern, sich in Gegenwart einer Frau jemals so wohl gefühlt zu haben. Wenn die Müdigkeit sie nicht irgendwann übermannt hätte, hätte er die ganze Nacht mit Mara reden können.
    Und obwohl er sich zu ihr hingezogen fühlte und das auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien, hatte er auf der ausklappbaren Couch im Wohnzimmer geschlafen und sie im Schlafzimmer. Alles andere wäre verkehrt gewesen. Roman hatte noch lange wach gelegen und sich eingebildet, sie in dem Raum nebenan leise und gleichmäßig atmen zu hören. Es war ein schönes Gefühl gewesen, ihr so nahe zu sein, gleichzeitig aber auch eine gewisse Grenze nicht zu überschreiten. Er hatte sich gefragt, ob es Schicksal war, dass sie sich auf diese Art und Weise kennen lernten. Roman glaubte an Schicksal. Nach allem, was er erlebt hatte, die vielen grausamen Unfälle, andere, die um den Bruchteil einer Sekunde gerade noch harmlos ausgegangen waren, konnte es gar nicht anders sein.
    Es fiel ihm schwer, sie jetzt allein zu lassen.
    »Bist du dir sicher?«
    »Hey.« Sie lächelte tapfer. »Ich bin doch kein kleines Mädchen. Was glaubst du, wie ich bislang klargekommen bin.«
    »Okay, aber vorher versuche ich es noch einmal bei Sand.«
    Roman nahm sein Handy auf und wählte abermals die Nummer des Privatdetektivs. Schon vor und während des Frühstücks hatte er versucht, ihn zu erreichen, jedoch nur die Mailbox drangehabt.
    Genau wie jetzt.
    Roman schüttelte den Kopf. »Er geht nicht dran. Ich versuche es von unterwegs.«
    »Kein Problem. Vielleicht sollte ich die Chance nutzen und noch heute mit Lauras Eltern sprechen. Nicht nur ihretwegen … Ich muss diese Last endlich loswerden.«
    Sie standen beide gleichzeitig vom Tisch auf.
    »Keine schlechte Idee«, sagte Roman. »So etwas sollte man nicht zu lange vor sich herschieben.«
    Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Sollte er Mara zum Abschied umarmen? Sie küssen? Es lag fast zwei Jahre zurück, dass er mit einem Mädchen zusammen gewesen war, und ihm fehlte die Übung. Sie standen dicht beieinander. Er überragte sie um mehr als Haupteslänge. Sein Herz schlug viel zu schnell.
    »Danke … für alles«, sagte Mara.
    »War doch selbstverständlich.«
    Sie legte ihm die Hände an die Hüften, zog sich an ihm hoch, reckte ihr Kinn und küsste ihn sanft auf die Lippen. Sie waren warm und schmeckten nach Kaffee.
    »Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben«, sagte sie leise.
    Romans Hände und Arme fühlten sich an, als seien sie aus Beton. Viel zu schwer und viel zu steif. Er schaffte es gerade so, ihre Arme zu berühren.
    »Geht mir genauso«, sagte er. »Ich würde dich gern wiedersehen.«
    Mara lächelte. Sie ließ sich zurück auf die Fersen sinken.
    »So schnell es geht.«
    Richard Schröders sauber manikürte Finger schwebten zitternd über der Tastatur. Er sah die Zahlenreihen vor sich auf dem Bildschirm verschwimmen, sein Kopf war wie leergefegt. So schwer war es ihm noch nie gefallen, sich zu konzentrieren. Jede Kleinigkeit lenkte ihn ab.
    Er saß in seinem eigenen Büro in dem Neubau, den sein Vater erst letztes Jahr hatte errichten lassen. Vier Etagen Büros und Konferenzräume für den größten und erfolgreichsten Immobilien-und Finanzmakler von Augsburg. Auf dem Firmenschild am Eingang stand immer noch schlicht »Schröder. Immobilien, Versicherungen, Finanzen«.
    Der Zusatz »und Sohn« würde niemals hinzukommen, wenn er sich nicht endlich konzentrierte und dieses Problem aus der Welt schaffte.
    Ricky schwitzte.
    Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und zerrte sich den Krawattenknoten vom Hals. Ganz ablegen durfte er sie nicht, das wäre gegen die Vorschrift. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
    Sein Vater hatte ihm die Ausbildung bei der Bank nicht uneigennützig vermittelt. Der Alte tat nie etwas, wenn er nicht

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