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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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wenn man sich im Laufe der Jahre daran gewöhnte und eine gewisse Routine entwickelte, war es doch nicht so, dass es ihm gar nichts mehr ausmachte. Und Laura Waiders Tod hatte ihn wieder empfindlicher werden lassen. Irgendwann würde das erneut vergehen, aber dieser Tage mochte er keine Leichen mehr sehen.
    »Kein Wunder, dass wir einsam und allein sind«, sagte Tobias und deutete mit einem Nicken auf die Pieper. »Wir haben überhaupt kein Privatleben.«
    »Vielleicht sollten wir zusammenziehen«, schlug Roman vor und ließ sich auf den Stuhl fallen.
    »Gott bewahre.«
    Sie tranken von dem Kaffee.
    »Erzähl endlich. Was war los in Augsburg?«, drängte Tobias.
    Roman, dem man schon oft vorgeworfen hatte, wortkarg, ja geradezu verschlossen zu sein, nahm sich Zeit und berichtete seinem Freund, was er während und nach der Beerdigung erlebt hatte. Als er nach zehn Minuten endete, schürzte Tobias die Lippen und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Dann rekapituliere ich mal«, sagte er. »Diese Truppe steigt im Dauerregen auf den Berg, das Mädchen kann nicht mehr und steigt mit einem zufällig vorbeikommenden Bergsteiger ab. Der ist nicht so nett, wie er aussieht, und bedrängt oder vergewaltigt das Mädchen. Sie zeigt den Vorfall nicht an, trennt sich aber in der Folge von ihrer Clique. Und springt vier Monate später von der Brücke in die Klamm.«
    »Ist zwar nur die Kurzversion, aber ja, so war es wohl. Ich habe in der Leitstelle nachgefragt. Es gab an dem Tag im Juli tatsächlich eine Vermisstenmeldung für Laura Waider. Ihre Freundin Mara Landau hat uns alarmiert.«
    »Das ist die, bei der du übernachtet hast?« Tobias grinste unverschämt. »Hotels gibt es wohl nicht in Augsburg.«
    »Es hat sich so ergeben.«
    »Ist klar.«
    »Wenn du es genau wissen willst: Ich mag sie. Sie würde dir auch gefallen. Wir werden uns auf jeden Fall wiedersehen.«
    »Na, siehst du. Was habe ich gesagt. Geh zu der Beerdigung. Wer weiß, wofür es gut ist. Aber schlauer als vorher bist du jetzt auch nicht, oder? Ich meine, was die Intention dieser Laura Waider angeht.«
    Roman schüttelte den Kopf. »Eher im Gegenteil. Ich bin noch ratloser. Irgendwas passt an der ganzen Geschichte nicht.«
    Tobias nickte. »Sehe ich auch so.«
    Er hob seine rechte Hand und zählte an den Fingern ab. »Erstens: Warum zeigt das Mädchen es nicht an, wenn es wirklich vergewaltigt wurde? Zweitens: Wenn sie sich dafür schämt, was ich gerade noch verstehen kann, warum sagt sie sich von ihren Freunden los? Sie hätte doch wenigstens deren Hilfe in Anspruch nehmen können. Die wussten ja ohnehin davon. Drittens: Warum wartet sie vier Monate ab, bevor sie sich umbringt? Viertens: Warum fährt sie dafür hierher und steigt bei Schneefall in die Klamm auf? Das hätte sie leichter zu Hause mit Alkohol und Tabletten haben können. Und fünftens: Wer war der Typ, der sie vom Berg begleitet und angeblich vergewaltigt hat? Warum hat die Clique nicht wenigstens den Versuch unternommen, das herauszufinden? Wenn ich mit dem Mädchen zusammen gewesen wäre, hätte ich das doch nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ganz egal, was die Kleine gesagt hat.«
    Roman sah seinen Freund nachdenklich an. All die Fragen, die er soeben gestellt hatte, hatten Roman den ganzen Tag über beschäftigt, ohne dass er sie so konkret hätte formulieren können . Tobias hatte Recht. Es gab zu viele Ungereimtheiten in dieser Geschichte.
    »Und der Privatdetektiv?«, fragte Tobias. »Was denkt der darüber?«
    »Torben Sand? Ist ein ganz vernünftiger Kerl, denke ich. Aber er hat nach der Beerdigung gerade erst angefangen, an dem Fall zu arbeiten. Eigentlich weiß er noch weniger als ich. Am Abend will Mara mit ihm sprechen und ihm erzählen, was damals in der Klamm vorgefallen ist.«
    Tobias trank von seinem Kaffee und dachte einen Moment nach. »Mit dem ganzen Hintergrundwissen, das du jetzt hast – willst du damit nicht noch mal zu Leitenbacher gehen? Das Mädchen ist hier ums Leben gekommen, also ist er auch zuständig. Ich denke, das ist Sache der Polizei, nicht irgendeines Privatschnüfflers.«
    »Leitenbacher«, stieß Roman aus. »Der glaubt mir doch kein Wort. Da kann ich ja gleich selbst anfangen zu ermitteln.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tobias. »Mag ja sein, dass er ein Arschloch ist, aber er ist immerhin Kriminalkommissar. Wenn er aber nicht weiß, was damals passiert ist, wird er auch nichts unternehmen. Stell dir mal vor, dieser Typ, der Laura Waider begleitet hat,

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