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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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über eine drei Meter hohe Kante. Ein Wasserrad gab es schon lange nicht mehr. Ein Stück der vermoderten Mittelachse steckte aber noch in einem Lager auf der anderen Flussseite.
    Ricky schaltete die Kamera ein und begann, Fotos zu schießen. Dabei ging er einmal um das Gebäude herum. Auf der Rückseite fiel er über ein Drahtgeflecht, konnte gerade noch verhindern, dass die teure Kamera auf den Boden schlug, zog sich aber eine schmerzhafte Schürfwunde am linken Handballen zu. Fluchend packte er das Drahtgeflecht und warf es in den Fluss. Die starke Strömung riss es mit sich.
    Ricky überprüfte die Kamera. Anscheinend war alles in Ordnung. Als er aufsah, um noch ein paar Fotos zu machen, bemerkte er den Wagen. Er stand leicht versetzt hinter seinem BMW . Jemand kam den Weg entlang auf die Mühle zu. Ein großer kräftiger Mann in dunkler Kleidung. Er trug eine Regenjacke und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen.
    Obwohl Ricky das Gesicht nicht erkennen konnte, wusste er genau, wer das war. In ähnlicher Kleidung hatte er ihn schon einmal gesehen. Damals in der Klamm.
    Bernd hatte doch Recht behalten. Der Typ befand sich auf einem Rachefeldzug. Er musste ihm von zu Hause aus hierher gefolgt sein. Ricky erinnerte sich an den Wagen mit der einzelnen Person darin, der ihm während der Fahrt aufgefallen war.
    Er wurde von Panik erfasst.
    Was sollte er tun?
    Wenn der Typ Armin umgebracht hatte, war er bestimmt nicht hier, um sich mit ihm zu unterhalten. Ricky wurde sich der abgeschiedenen Lage der Mühle erst jetzt bewusst. In der näheren Umgebung gab es keine Häuser. Niemand würde ihm hier zu Hilfe kommen.
    Noch vierzig Meter trennten sie voneinander.
    Gehetzt sah Ricky sich um.
    Wohin?
    Der Weg zurück zum Auto war ihm versperrt, und sich auf eine direkte Konfrontation mit dem Fremden einzulassen, das traute er sich nicht. Es blieb nur die Flucht nach hinten. Aber hinter der Mühle begann offenes Ackerland. Die lange abgeernteten Felder waren aufgeweicht. Bei jedem Schritt würde er bis über die Knöchel versinken.
    Vielleicht gelang es ihm, sich zu verstecken.
    Ricky ließ sich fallen und krabbelte auf allen vieren zurück hinter die Hausecke.
    »Hast du Angst?«, rief plötzlich eine kräftige Stimme gegen das Rauschen des Wassers an.
    Ricky zuckte zusammen und machte sich noch kleiner. Er atmete so leise wie möglich.
    »So viel Angst, wie Laura gehabt hat?«
    Auf der Rückseite der Mühle gab es keinen Eingang. Die beiden großen Fenster waren schon vor Jahren zugemauert worden. Ricky blieb nichts anderes übrig, als leise in Richtung der Grundstücksgrenze zu kriechen.
    »Du wirst hier sterben«, rief der Fremde. »So wie deine verlogenen Freunde. Ich soll dir einen Gruß von ihnen bestellen. Sie warten auf dich in der Hölle.«
    Plötzlich kam der Mann hinter der Hausecke hervor.
    Ricky schrie, sprang auf und begann zu laufen. Er kam nicht weit. Schon nach wenigen Metern rutschte er auf einer noch gefrorenen Stelle aus und schlug mit dem Gesicht voran auf den Boden. Die Kamera entglitt ihm, schleuderte über den Beton und fiel über die Kante in den Fluss.
    Ricky drehte sich um. Der Fremde war keine fünf Meter mehr entfernt. Jetzt nahm er seine Kapuze ab. Sein Gesicht war eine finstre, starre Maske ohne Emotionen.
    »Nein«, bettelte Ricky. »Bitte nicht. Ich hab doch nichts getan.«
    »Nichts getan?« Der Fremde bückte sich nach einem Dachbalken, der in der Mitte durchgefault war. Das Ende, welches er aufnahm, wirkte noch erschreckend stabil.
    »Du hast mein Mädchen in den Tod getrieben. Das hast du getan. Und dafür prügle ich dir das Leben aus dem Leib.«
    Das Kantholz flog durch die Luft. Ricky warf sich herum. Nur um Haaresbreite verfehlte es ihn und knallte auf den Boden. Ricky kroch von dem Mann fort, schaffte es auf die Beine und wollte fortlaufen. Doch da traf ihn das Kantholz im Rücken. Ein hässliches Knacken fuhr durch seine Wirbelsäule, und er wurde nach vorn geworfen.
    Auf dem rutschigen Boden fand er keinen Halt und kippte über die Betonkante.
    Das eiskalte rauschende Wasser der Wertach riss ihn mit sich.
    Roman hatte eingesehen, dass sein Freund Tobias Recht hatte. Die Polizei hatte ganz andere Möglichkeiten als ein Privatdetektiv, und wenn er herausfinden wollte, wer oder was Laura Waider in den Tod getrieben hatte, musste er Leitenbacher berichten, was er mittlerweile wusste.
    Er hatte zwar überhaupt keine Lust, mit dem alten Stinkstiefel zu sprechen, aber er würde es trotzdem

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