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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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zögerte.
    Er hatte Angst.
    Was erwartete ihn da drinnen?
    Mit angespannten Muskeln stemmte er die Schulter gegen das Türblatt und hob gleichzeitig die Fäuste, um sich zu verteidigen. Die Tür ließ sich nicht so einfach öffnen. Irgendwas Schweres drückte von innen dagegen. Roman wandte mehr Kraft auf und schlüpfte schließlich durch den Spalt. Gleichzeitig suchte er an der Wand nach einem Lichtschalter, fand ihn und knipste das Licht an.
    Das Bild war grausam.
    Hinter der Tür im Flur lag ein junger Mann. Er war blutbesudelt. Sein Gesicht, seine Hände, seine Kleidung, überall war Blut. An der Rückseite der Tür und an der Wand neben dem Türöffner leuchteten nass-rote Handabdrücke im Halogenlicht der Deckenstrahler.
    Die Augen des jungen Mannes waren halb geöffnet.
    Er streckte eine Hand nach Roman aus.
    »Bitte … Hilfe«, krächzte er, hustete und spuckte Blut.
    Roman zögerte nicht. Er setzte sofort einen Notruf ab. Dann legte er den Jungen flach auf den Rücken und sprach beruhigend auf ihn ein. Dabei stieg ihm der warme, metallene Geruch des Blutes in die Nase. Der Junge hatte jede Menge davon verloren. Von einem Durchgang aus zog sich eine lange Spur über den Flur. Es musste ihn unglaublich viel Kraft gekostet haben, zur Tür zu kriechen und zu öffnen.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte Roman. »Hilfe ist unterwegs. Du schaffst das. Ich bleibe bei dir, aber ich muss Verbandsmaterial suchen. Okay?«
    Der Junge klammerte sich an Romans Hand und starrte ihn aus trüben Augen verständnislos an.
    Roman löste sich von ihm und folgte der Blutspur. Er machte Licht. Vor sich sah er ein großes Wohnzimmer. Kampfspuren und Blut, wohin er schaute. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    »Mara«, rief er.
    Keine Antwort.
    Nacheinander durchsuchte er alle Räume der Wohnung, fand Mara aber nicht. Im Bad schnappte er sich zwei saubere Handtücher und eilte damit zurück in den Flur. Er ließ sich neben dem Verletzten auf die Knie fallen, schob dessen Pullover hoch und sah seine Vermutung bestätigt. In der Bauchdecke klafften hässliche Wunden. Blut lief daraus hervor. Roman presste ein Handtuch darauf. Er wusste nicht, ob es helfen würde, aber etwas anderes konnte er jetzt nicht tun. Der Rettungswagen würde sicher gleich eintreffen. Entweder der Junge hielt durch oder nicht. Roman tippte auf Letzteres. Der Blutverlust war einfach zu groß.
    Er nahm die Hand des Jungen.
    »Weißt du, wo Mara ist? Mara Landau?«
    Die Lider des Jungen flatterten. Seine Lippen bewegten sich ganz leicht. Vielleicht sagte er sogar etwas, aber Roman konnte es nicht verstehen.
    Er beugte sich tief hinunter, sodass sein Ohr fast die blutigen Lippen des Jungen berührte.
    »Was ist hier passiert? Wo ist Mara?«, fragte Roman.
    Die Hand des Jungen begann zu zittern. Er hustete.
    »Ganz ruhig. Du schaffst das. Ich bin ja bei dir.«
    Langsam beruhigte er sich. Und als in einiger Entfernung die Sirenen des Rettungswagens erklangen, verstand Roman, was der sterbende Junge ihm sagen wollte.
    »Pass auf«, sagte Roman ins Telefon. »Mein Einsatzrucksack steht in meinem Flur, gleich neben der Garderobe, du kannst ihn gar nicht verfehlen. Komm damit zum Klammeingang. Ich denke, ich werde so gegen sechs Uhr dort eintreffen.«
    »Willst du das nicht der Polizei überlassen?«, fragte Tobias Schollerer.
    »Soll das ein Witz sein? Bei dem Wetter und in dem Gelände? Was sollen die da ausrichten? Nein. Das muss ich selbst machen.«
    »Dann komme ich mit«, sagte Tobias entschlossen.
    »Musst du aber nicht.«
    »Quatsch nicht rum. Wofür hat man Freunde? Ab halb sechs stehe ich vor der Klamm bereit.«
    »Okay. Aber bleib im Wagen. Versteck dich irgendwo. Wir wissen nicht, wann er dort auftaucht. Nicht dass du ihm in die Arme läufst.«
    »Ich passe auf. Bis dann.«
    Roman beendete das Gespräch und steckte sein Handy weg.
    Er stand auf der Straße vor dem Haus, in dem Laura Waider gewohnt hatte. Mit der Ruhe war es lange vorbei. Rettungswagen und Notarzt waren vor ein paar Minuten abgefahren. Zwei Streifenwagen und ein ziviler Wagen der Kripo standen noch vor dem Eingang. Der Polizist, der die Tür bewachte, behielt Roman im Auge. Er durfte noch nicht weg. Der Kommissar, der die Ermittlung leitete, hatte das klar zum Ausdruck gebracht.
    Sie warten genau so lange, bis ich Sie gehen lasse. Haben wir uns verstanden?
    Hatten sie. Aber wenn der Mann Roman nach lange hinhielt, würde er trotzdem verschwinden. Schließlich hatte er kein Verbrechen

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