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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Draußen warf er alles in den Kofferraum seines Wagens, befreite die Windschutzscheibe vom Schnee und machte sich auf den Weg.
    Auf den Straßen lagen gut fünf Zentimeter Neuschnee. Keine große Sache, wenn man wie er in den Bergen aufgewachsen war. Tobias fuhr vorsichtig, aber nicht übervorsichtig. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit.
    Zunächst musste er bei Roman vorbeifahren und dessen Einsatzrucksack holen. Roman hatte ihm am Telefon auch noch verraten, wo die nicht genehmigte Waffe zu finden war. Tobias war sich nur nicht sicher, ob er sie wirklich mitnehmen sollte.
    Roman war Soldat gewesen und konnte mit Schusswaffen umgehen.
    Und trotzdem. Das Risiko war sehr groß.
    Die Sheridan-Kaserne in Garmisch war ursprünglich eine Jäger-Kaserne, 1937 als Unterkunft für Soldaten der Wehrmacht erbaut. Später brachte die US -Armee gefangene Offiziere dort unter. Die Geschichte der Anlage endete im Juni 1992 mit Gründung des George-C.-Marshall-Centers für europäische Sicherheitsstudien. Innerhalb der Kasernenanlage lag ebenfalls das Zentrum für Freizeit und Erholung der US-Streitkräfte mit dem dazugehörenden Edelweiss Lodge and Resort. Dort fanden Angehörige der Streitkräfte zwischen ihren Einsätzen Erholung. Der Anblick amerikanischer Soldaten war im Ort also völlig normal. Der Umgang mit amerikanischen Namen ebenso.
    Franz Leitenbacher war auf dem Weg zu John Hogan. Er hatte seinen alten Freund nicht einmal aus dem Bett geklingelt. Der Pensionär litt an Schlaflosigkeit und war um halb sechs bereits mit Schneeschippen beschäftigt.
    John Hogan, ehemaliger Chef der Militärpolizei der Garnison, befand sich seit drei Jahren im Ruhestand, leitete aber noch immer das von ihm ins Leben gerufene Studio für Anti-Terror-Kampf in der Stadt. Dort brachte er vorzugsweise jungen Frauen bei, wie man sich gegen gewalttätige Übergriffe wehrte.
    Franz Leitenbacher war seit vielen Jahren mit Hogan befreundet. Er war der Einzige, der Leitenbacher in der schweren Zeit mit Margot zur Seite gestanden hatte und es immer noch tat. Hogan ließ sich von Margots oft peinlichem Benehmen nicht abschrecken, kam trotzdem hin und wieder zu Besuch und blies ihr auch schon mal ordentlich den Marsch. Hogan selbst war nie verheiratet gewesen.
    Er stand in einer dicken blauen Daunenjacke gehüllt auf einen Schneeschieber gestützt, als Franz Leitenbacher vorfuhr. Auf dem Kopf trug er eine dunkle Wollmütze mit Ohrenklappen. Hogan war trotz seines Alters immer noch ein Bär von einem Mann.
    »Morgen, Franz«, begrüßte John ihn. »Ich dachte eben, dass ich dich noch nie so früh draußen gesehen habe.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Ist nicht meine Tageszeit.«
    »Aber heute schon?«
    »Es geht um einen speziellen Fall, und ich krieg kein Auge zu, bevor ich nicht weiß, was dahintersteckt.«
    »Und ich kann dabei helfen?«
    »Ich denke schon. Können wir drinnen reden?«
    »Aber sicher. Der Kaffee dürfte schon durchgelaufen sein. Komm rein.«
    Leitenbacher folgte Hogan in dessen kleines Haus. Im Flur verströmte ein Kachelofen bullernd Hitze. Sie gingen durch bis in die Küche und setzten sich an den Tisch. Hogan goss Kaffee in zwei Becher und stellte einen vor Leitenbacher ab.
    »Wie geht es Margot?«, fragte Hogan.
    Leitenbacher zuckte mit den Schultern. »Ich denke darüber nach, sie wieder in die Klinik zu schicken.«
    Hogan nickte. »Wie lange ist das letzte Mal her?«
    »Drei Jahre.«
    »Denk nicht zu lange nach. Mach es schnell. Durch die Warterei ändert sich nichts. Es wird nur noch schlimmer.«
    »Ist mir klar, zumal auch mir langsam die Kraft ausgeht. Aber lass uns ein andermal darüber sprechen. Eigentlich bin ich ja dienstlich hier – jedenfalls fast.«
    »Aha«, machte Hogan und trank von seinem Kaffee.
    »Sagt dir der Name Torben Sand etwas?«
    Der ehemalige MP -Chef hielt inne, legte die Stirn in Furchen und dachte kurz nach. »Torben Sand sagt mir nichts. Aber ein Name, der ganz ähnlich klingt, schon.«
    Leitenbacher nickte. »Ich habe es mir gedacht, war mir aber nicht ganz sicher. Man muss nicht sehr kreativ sein, um aus Torben Robert zu machen und den Nachnamen amerikanisch auszusprechen, oder?«
    »Genau der fiel mir sofort ein. Robert Sand.« Hogan sprach den Namen jetzt mit ä statt mit a aus. »Der Junge ist ja so etwas wie ein Held.«
    »Was ist aus ihm geworden? Hast du was gehört?«
    »Zunächst würde mich interessieren, warum du nach einem Angehörigen der US-Streitkräfte fragst, der von

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