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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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»Er … hat … in der … Jackentasche.«
    »Das ist doch scheißegal.«
    Mara schüttelte heftig den Kopf. »Nein … wir brauchen … den Brief.«
    »Okay, okay. In der Innentasche seiner Jacke?«
    Mara nickte.
    Ricky schlich an den Sessel heran und spähte über die Lehne. Die Augen des Glatzkopfs waren geschlossen. Sein Gesicht sah furchtbar aus. Voller Blut und stark angeschwollen über dem rechten Auge. Das war nicht das Gesicht, an das Ricky sich erinnerte. Der Mann in der Klamm, der sich bereit erklärt hatte, Laura mit hinunterzunehmen, hatte anders ausgesehen. Nicht so aufgeschwemmt. Hatte er eine Glatze gehabt? Ricky wusste es nicht. Er hatte eine Regenkapuze getragen.
    Aber wer sonst, wenn nicht dieser Verrückte, sollte hinter ihnen allen her sein?
    Ricky umrundete den Sessel. Mechanisch öffneten und schlossen sich seine Hände. Sein Herz raste. Er hatte Angst und wäre lieber sofort geflohen, aber der Brief, den Laura hinterlassen hatte, war auch für ihn wichtig. Die Beweisstücke aus Lauras Schrank hatte er an sich gebracht, die würden ihm nicht mehr zum Verhängnis werden. Aber dieser Brief … Was mochte da drinstehen?
    Neben dem reglosen Körper ging Ricky vorsichtig in die Knie. Er schob seine zitternde Hand unter die Jacke. Dort war es warm, und er spürte, wie sich der Brustkorb hob und senkte.
    Nein, tot war der Mistkerl nicht. Ein Grund mehr, sich so schnell wie möglich hier zu verpissen.
    Seine Hand tastete sich zur Innentasche vor. Seine Fingerspitzen berührten Papier. Er wollte zugreifen, doch plötzlich spürte er eine Bewegung und gleichzeitig etwas entsetzlich Kaltes in seinem Bauch. Der Schmerz kam erst Sekunden später. Da grinste der Fremde ihn bereits diabolisch an, zog die Klinge des Messers aus Rickys Eingeweiden und stach noch einmal zu. Diesmal weiter oben.
    Ricky erstarrte. Zunächst wurde seine Hand ganz schwach, dann der Rest des Körpers. Er fiel nach hinten gegen den Sessel.
    »Hast du geglaubt, du könntest mir entkommen?«, sagte der Fremde. Er machte Rickys Bewegung mit und hielt das Messer weiterhin fest, drehte es sogar noch hin und her.
    Ricky sah hinunter.
    Ein großes Kampfmesser steckte bis zum Anschlag in seinem Bauch.
    Hinter ihm begann Mara zu schreien.
    Ein Telefon klingelte.
    Dann wurde alles schwarz.

Vergangenheit

Augsburg
     
    I ch bin nicht noch einmal das Risiko eingegangen, mich von ihr derart überrumpeln zu lassen. Obwohl ich mich für abgebrüht halte, muss ich doch zugeben, dass mich die Szene im Treppenhaus wirklich fertiggemacht hat. Diesen Typen da an ihrer Seite zu sehen, diese Niedertracht, mich so zu hintergehen …
    Ich rede mir seitdem ein, dass sie es nicht freiwillig getan hat, dass er sie gezwungen hat. Aber ich kann nicht in den Einsatz gehen, ohne Gewissheit zu haben, und genau die werde ich mir heute verschaffen. Heute wird mein Mädchen keine Möglichkeit haben, mich zu belügen.
    Es ist mein letzter freier Tag. Ab morgen beginnen die Vorbereitungen. Wie unsere Beziehung weitergeht, ob sie auch über große Entfernungen und Zeiträume hinweg Bestand haben kann, wird sich heute entscheiden.
    Ich folge meinem Mädchen. Um neun Uhr morgens verlässt sie ihre Wohnung und fährt mit dem Bus in die Stadt. Vom zentralen Omnibusbahnhof sind es nur wenige Schritte bis zur Arztpraxis. Sie verschwindet darin, ich bleibe draußen und betrachte das Schild.
    Ein Frauenarzt!
    Ist sie krank?
    Ich nehme mir vor, sie später danach zu fragen.
    Das Warten wird zur Qual. Immer wieder sehe ich auf die Uhr, fühle mich von den Zeigern gehetzt, unbarmherzig vernichten sie das bisschen Zeit, das uns noch bleibt.
    Nach anderthalb Stunden kommt sie heraus und geht direkt in ein Café in der Nähe des Bahnhofs. Ich traue mich nicht hinein, weil es offen und hell ist und keine Möglichkeit bietet, mich zu verstecken. Also bleibe ich abermals draußen und beobachte sie.
    Sie sitzt am Fenster, starrt hinaus und wirkt dabei, als müsse sie eine wichtige Entscheidung treffen. Fast eine Stunde sitzt sie so da, trinkt drei Tassen Kaffee, spricht mit niemandem, starrt nur und sieht doch nichts.
    Von dort aus fährt sie mit dem Bus nach Hause. Ich sitze vier Reihen hinter ihr, kann sie riechen, doch sie bemerkt mich nicht, dreht sich nicht ein einziges Mal um. Ich frage mich, in welcher Welt sie sich gerade befindet.
    Nachdem wir ausgestiegen sind, lasse ich ihr ein paar Minuten Vorsprung und folge ihr dann. Im Treppenhaus treffe ich niemanden an. Ohne Umschweife

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