Hoellentrip
gehört? Hatte sie dasselbe mitgemacht? Und die Tote, von der sie gehört hatten? Sie wollte so nicht sterben ! Jetzt fing sie doch an zu weinen. Sie schluchzte bis sie kaum noch atmen konnte. Es war aus. Sie würde nie wieder hier raus kommen. Draußen hörte sie Vögel zwitschern ... Ihr Blick fiel auf die Tabletten. Schlaftabletten ... sie hatte doch noch so viel vorgehabt ... Sie zögerte. Nein, es gab keine Rettung. Sie war vollkommen ausgeliefert. Doch das würde sie nicht zulassen. Sie würde fliehen, dorthin, wo sie sie nie zurückholen könnten. Sie streckte die Hand aus, tastete nach der Tasse und schluckte die Tabletten. Bald verschwamm alles. Rauschen war das letzte Geräusch, das sie wahrnahm. Sie wollte nie wieder aufwachen. Sterben war leichter als zu leben, dachte sie noch, bevor sich alles um sie herum auflöste.
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Am Dienstag m orgen um halb elf saß Shane in einer Maschine der Flight West Airlines nach Brisbane. Wenige Stunde n zuvor erst hatte sich Al Marlowe gemeldet und ihn zum Meeting beordert. Obwohl er nicht besonders gern in ein Flugzeug stieg, war er doch froh, wenigstens für kurze Zeit dem Busch zu entkommen. Vielleicht könnte er sich ja sogar mit Pam treffen –
Während er zerstreut im Bordmagazin blätterte, blieb sein Blick an einem Satz hängen:
„Das Schicksal eines jeden Menschen ist nur insofern ein persönliches, als es etwas zu gleichen scheint, das schon in seiner Erinnerung ist.“ Von einem gewissen Eduardo Mallea.
Er setzte die Sonnenbrille auf, und blickte durch das ovale Fenster hinaus in den hell blauen Himmel. Er verstand den Satz nicht ganz, aber er dachte daran, dass er nur deshalb einen bestimmten Weg ging, weil seine Aufmerksamkeit auf diesen Weg gelenkt wurde. Den Truckfahrer George in der Kneipe, zum Beispiel nahm er nur wahr, weil er George hieß und weil sie einen George suchten. Der weiße Toyota auf Barrys Grundstück hatte seine Aufmerksamkeit auf Sophie Grangé gelenkt, nur weil ma n einen solchen Wagen suchte.
Viel leicht bedeutete der Satz auch etwas ganz anderes. Er schlug das Heft zu und versuchte ein wenig zu schlafen, bis sie in Brisbane landeten.
„ He, Shane!“ In der Ankunftshalle ließ ihn eine Stimme herumfahren. Vor ihm stand sein Kollege Jack Kelly und grinste. Die Glatze glänzte wie immer und sein rundes Gesicht zeigte , dass er zugenommen hatte.
„Sie warten schon alle auf dich!“ Jack setzte sich eilig in Bewegung, bahnte ihnen den Weg durch die Menschentrauben. Er warf Shane einen kurzen Blick zu . „Du siehst ja ziemlich fertig aus.“
Shane seufzte.
„Ich frag’ mich wie lang e ich noch durchgelegene Betten und die se ewigen Lügen ertrage.“
„ Du hast dir diesen Job ausgesucht , hätte meine Mutter gesagt.“ Jack stieß die Tür nach draußen auf. Heiße Luft schlug ihnen entgegen. Der Wagen stand in der ersten Reihe des Parkplatzes. Shane legte seine Reisetasche in den Kofferraum, den Jack krachend zuwarf.
„Gut, dich mal wieder hier zu haben“, sagte er, hielt Shane eine Tüte vor die Nase.
„Roastbeef. Aus der Kaffeekasse bezahlt.“
„Danke“, sagte Shane und packte das Sandwich aus.
Jack nahm eine weitere Tüte vom Armaturenbrett. Kauend startete er den Motor und drehte die Aircondition hoch. Er hielt das Sandwich mit seinen Zähnen fest, während er rückwärts aus der Parklücke rangierte. Aus Gewohnheit - oder war es doch Misstrauen - drehte sich Shane um und verfolgte Jacks Manöver.
„Nicht gerade allerbester Laune, was?“
Shane murmelte etwas, was wie eine Entschuldigung klang.
Im Besprechungsraum saßen bereits Al Marlowe, Spencer Dew, und Tom McGregor und blickten auf als Shane mit Jack und der Sekretärin Maree eintrat.
Alle Augen richteten sich auf Shane.
„ E ine Fotografin hatte in Chinchilla am Sonntag eine Leiche gefunden . “, fing er an . Es handelt sich bei der Toten um die vor zehn Tagen ermordete Romaine Stavarakis, achtundzwanzig Jahre alt, Bedienung im Earl’s , einem Restaurant in Chinchilla.“ Er blickte in die Runde, jeder hörte aufmerksam zu. „Als Todesursache wurde der Eintritt eines wie ein Horn geformten Gegenstandes ins Schläfenbein festgestellt. An ihrer Kleidung wurden neben Schafhaaren, Ölreste und Styropor gefunden. Die Tatwaffe ist noch nicht aufgetaucht. Mehrere vernommene Personen hätten Tatmotive.“ Er räusperte sich. „ Da wäre Ed Fraser, ihr Cousin. Gibt als Alibi an, in Brisbane gewesen zu sein. Bei der Überprüfung sind wir auf seine
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