Hoellentrip
einfach eingeworfen.“
Shane vergaß augenblicklich seinen Kater. Die sechsunddreißig großformatigen Farbfotos zeigten zwei nackte Frauen in aufreizenden Posen. Ihren Gesichtsausdruck würde er als kindlich bezeichnen. Man könnte sie für dreizehn oder fünfzehn halten, doch ihre Körper wirkten älter. Er zog einen Zettel zischen den Fotos hervor.
Diese Fotos hat Mike Carney gemacht. Bringen Sie dieses Schwein endlich ins Gefängnis.
Die Buchstaben waren aus Zeitschriften ausgeschnitten.
„Unter Alkohol oder Drogen gesetzt, schätze ich . “ Tamara s Gesicht verdüsterte sich . Er betrachtete die Fotos erneut. Auf einem der Bilder lag eine der beiden Frauen auf dem Rücksitz eines Autos. Wie auf den übrigen Bildern war der Blick der Frau benebelt und das Lächeln hatte etwas E rzwungenes. Die Rückbank fiel ihm auf . Sie war mit einer Schaffell-Patchwork -D ecke bezogen. Genau so einer, wie sie ihm in Mike Carneys Auto aufgefallen war.
Nochmals betrachteten sie jedes einzelne Bild.
„S ogar die Schafe mussten herhalten“, kommentierte Tamara zwei Fotos, auf denen eine der beiden Frauen in einer Herde von Schafen zu sehen war.
„Sieh’ dir dieses an!“ Auf dem Bild spielte eine Frau mit einem Schaf- oder Rinderhorn.
„Deinen Namen konnte der Absender übrigens nicht schreiben, er hat ihn vielleicht nur gehört . “ Tamara schob den Umschlag über die Fotos.
Detective Conner , stand darauf.
„Und noch eine Neuigkeit“, Tamara gab ihm einen Bogen Papier, „kommt von der Spurensicherung,“ sie lehnte sich zurück und wippte auf ihrem Stuhl, „ich denke, das reicht, um Carney festzunehmen.“
Die Spurensicherung schloss nicht aus, dass das Reifenprofil von der Lichtung des Wäldchens, wo auch die Filmdose und der Nylonstrumpf gefunden worden waren, von Mike Carneys Wagen stammen könnte.
Shane blickte auf. „Und?“
„Was und?“, sie beugte sich nach vorn , „ a lso erstens : die Reifenspuren auf der Lichtung passen zu Mike Carneys Holden. Zweitens: An der Leiche wurden Schafhaare entdeckt. Mike Carney hat sicher Unmengen von Schafhaaren an seinen Kleidern und in seinem Auto. Und drittens: diese Fotos hier, und viertens...“
„Ja?“
„Und viertens“, sagte sie mit einem Unterton, „hat Mike Carney eine Anzeige wegen sexueller Belästigung bekommen“, sie sah auf ihre Notizen, „vor einem halben Jahr. Und zwar hier in Chinchilla. Er hat eine Dreizehnjährige angesprochen, als sie aus dem Schulbus ausstieg, bot ihr zehn Dollar, wenn er ein Foto von ihr machen dürfte.“ Sie legte ihm das Dossier auf den Schreibtisch. „Und es gibt auch noch ein fünftens.“
„Ja?“
„Diese verschwundene Frau, die Herb erwähnte. Patricia Henderson. Sie könnte auch auf Carneys Rechnung gehen.“ Mit einem triumphierenden Blick lehnte sie sich zurück und wippte mit ihrer Rückenlehne.
„Erstens“, begann er, „die Reifenspuren konnten nicht sicher identifiziert werden. Zweitens: Schafhaare könnten auch von Autositzfellen stammen, ja , Carney hat in seinem Wagen eine Schaffelldecke, aber die haben wahrscheinlich Tausende andere auch, drittens: Vermisste gibt es immer und überall. Viertens: Es gibt keinen einzigen Hinweis auf ein Zusammentreffen von Carney und dieser Patricia Henderson. Und: Romaine war achtundzwanzig. Wenn Carney Päderast ist oder zumindest sehr junge Frauen bevorzugt , wird er sich kaum Romaine ausgesucht haben – und Patricia Henderson auch nicht. Beide waren Ende Zwanzig.“ Und dann fiel ihm noch etwas ein. „Wo ist Elizas Bericht?“
Tamara zog den Schnellhefter aus dem Stapel auf ihrem Schreibtisch. Da war er, Elizas Obduktionsbericht. Er las vor:
„Todesursache: das Eindringen eines spitzen, runden, sich verdickenden und gekrümmten Gegenstandes in das Schläfenbein. Der Durchmesser der Verletzung an der dicksten Stelle beträgt zwölf Zenti .. .“
„Du meinst, die Tatwaffe war ein - ein Horn?“ , unterbrach ihn Tamara aufgeregt.
„Genau.“ Er wählte Elizas Nummer im Gerichtsmedizinischen Institut des John Tonge Centers. Doch man sagte ihm, dass Dr. Eliza Lee gerade außer Haus sei. Ungehalten knallte er den Hörer auf. In dem Moment brachte Fiona Miller eine Kanne Kaffee herein.
„Damit Sie mir hier durchhalten!“, lachte sie.
Die Tatwaffe könnte tatsächlich das Horn eines Tieres gewesen sein, bestätigte Eliza Shanes Vermutung dann wenige Minuten später in ihrem Rückruf.
„Danke – und, wie geht es dir?“, konnte er nicht umhin,
Weitere Kostenlose Bücher