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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Ähnlichkeit mit Max’ Zeichung, die die durchbrochene Linie mit den zwei Punkten zeigte, war verblüffend. Das Bild in dem Buch hieß: Schlangenspur im Sand. Es fehlten zwar die beiden Punkte, und die Linie war nicht unterbrochen, dennoch hätten diese und Max’ Zeichnung aus derselben Reihe von ein und demselben Künstler stammen können. Barbara fuhr mit den Fingern über den Druck, als ob sie die Bedeutung des Bildes so tiefer erfahren könnte.
    Traditionelle Aborigine- Bilder zeigten oft den Blick auf den Boden, aus der Tradition des Spurenlesens, erinnerte sich Joanna. Der Boden war wie ein Buch. Die Spuren auf dem Boden lesen zu können, war im Leben der Aborigines in den trockenen Wüstengebieten lebensnotwendig gewesen. Man musste wissen, wo sich das nächste Wasserloch befand, welche Tiere wohin gewandert waren, wie viele Menschen an einer Feuerstelle gelagert hatten und wohin sie unterwegs waren. Viele ursprüngliche Zeichungen waren Sandzeichnungen gewesen, erst später, durch die Weißen, die die Aborigine-Kunst erhalten oder aber auch nur vermarkten wollten, zeichneten die Künstler auf Leinwand. Auch heute noch malen die meisten Aborigine-Künstler nicht an Staffeleien, sondern haben die Leinwand auf dem Boden ausgebreitet, das alles ging Joanna durch den Kopf als sie die beiden Zeich n ungen betrachtete. Und plötzlich wurde ihr etwas klar.
    „Er sieht die Dinge von oben, aus der Vogelperspektive ! Er hat eine sichere Perspektive eingenommen! Er hat sich in die Höhe geflüchtet!“
    Barbara sah wieder auf die Bilder des Jungen.
    „Ein Mehrachser, deshalb die zwei hintereinanderliegenden Striche. Die beiden Punkte da, das könnten seine Füße sein. Auf der Straße vor dem Truck.“
    Joanna nickte zustimmend . Barbara griff zum zweiten Bild von Max.
    „Das könnte ein Haus sein, nicht wahr?“ Barbara meinte das rote Rechteck. Wieder betrachteten die Schwestern das Bild.
    „Das dunkle Oval hat etwas Bedrohliches“, Barbara runzelte die Stirn und streckte ihr Kinn vor . „Was bedeutet die Ziffer Zwei, die er immer wieder malt?“
    „Eine Hausnummer vielleicht?“
    „Ash, Ash, Ash. Was ist das? Ein Name? Eine Vorsilbe?“
    Joanna nahm einen Schluck Tee, „ich weiß es nicht.“
    „Und jetzt?“, fragte ihre Schwester, „was willst du tun?“
    „Ich hoffe, er malt noch mehr und fängt an zu reden.“
    „ Was unternimmt denn die Polizei?“
    „Sie zeigen ein Foto von ihm. Aber bis jetzt wissen sie immer noch nicht, wie er heißt.“
    Joanna stieß einen kurzen Schrei au s . Etwas war ihr entgangen. Jetzt sah sie es. Dabei war es die ganze Zeit da gewesen.
    „Was ist?“, fragte Barbara erschrocken .
    „Da“, Joanna deutete auf die linke, untere Ecke des Bildes mit dem roten Viereck. Unterhalb des Dinosauriers hatte sie etwas entdeckt, trotz der Striche, mit denen Max das Bild übermalt hatte. Barbara setzte ihre Lesebrille auf .
    „Das da?“
    Joanna nickte. Sie hatte es die ganze Zeit als Fleck betrachtet. Doch es war - ein Kreuz.
    „Vielleicht hat er dort was vergraben?“, meinte Barbara und setzte die Brille wieder ab, „eine Stelle markiert ? “
    „Hm ...“ Joanna seufzte. „Irgendwie fürchte ich mich davor, ihn daran zu erinnern ...“
    Barbara lächelte verständnisvoll. „Ja ... ich weiß ... es kann sehr weh tun ...“
    Joanna wusste, was ihre Schwester meinte. Sie saßen noch eine Weile zusammen bis Barbara fragte:
    „Möchtest du heute hier schlafen ?“
    Joanna war dankbar als sie im Gästebett lag und die Decke über sich zog.
    „Gute Nacht“, hörte sie noch ihre Schwester sagen, und schon schwebte sie in einen seltsamen Schlaf, einen Zustand zwischen Wachen und Träumen. Ash hallte es im Dunkel, und dann sah sie Zweien, mal im Tanz und mal im Kampf ineinander verschl ungen, während in brauner Erde Risse aufbrachen, die zu dunklen Schluchten wurden, in die die Zweien hinabstürzten.

41

    Shane hatte letzte Nacht die Minibar fast geleert. Und nun, heute M orgen, bekam er die Rechnung dafür: Seine Gliedmaßen taten, was ihnen gerade passte. Der schweflige Geruch des Wassers unter der Dusche trug nicht gerade zu seinem Wohlbefinden bei. Nach einer Tasse Kaffee, in die er zwei Tüten Nescafé gegeben hatte, machte er sich zu Fuß auf den Weg zum Büro.
    Auch Tamara wirkte unausgeschlafen. Als er ihr von dem gestrigen anonymen Anruf erzählte, klatschte sie ihm einen braunen Umschlag auf den Schreibtisch.
    „Lag’ heute morgen im Briefkasten, ohne Briefmarke,

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