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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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stellte den Motor ab. War das die Stelle, an der der Truck ihn beinahe überfahren hätte? Oder war er hier mit seiner Mutter ausgestiegen? Sie nahm ihren ganzen Mut und sagte so be ruhigend und sicher wie es ihr möglich war:
    „Max, wir steigen jetzt aus. Ich nehme deine Hand. Du musst keine Angst haben, okay?“
    Seine dunklen Augen sahen sie an.
    Es roch nach Eukalyptus. Die Sonne brannte auf den Asphalt. Fliegen tanzten vor ihren Nasen und Augen. Ganz weit über ihnen spannte sich ein hellblauer Himmel. Dazwischen nur stumme, flirrende Hitze, eine endlose Straße und graue Eukalyptusbäume auf trockengelbem Land.
    Seine Hand legte sich in ihre schweißnasse. Ohne Joanna anzusehen, zog er sie auf die Straße. D as Summen der lästigen Fliegen und das Knirschen ihrer Schritte auf dem Teer waren zu hören . Eins, zwei, drei, vier - nach fünfzig Metern etwa blieb er mitten auf der Straße stehen, ließ ihr e Hand los und rührte sich nicht mehr. Da – jetzt erst bemerkte sie es - vor ihnen, lange schwarze parallele Linien, wie Max sie gemalt hatte - die Bremsspuren auf dem Asphalt. Ein Wunder, dass der Truck den Jungen nicht niedergewalzt hatte. Vom Wagen aus hatte man die Spuren nicht gesehen, doch Max hatte die Stelle auf Anhieb erkannt. Das machte sie sicher, dass Max seinen Weg, der ihn schließlich hierher zur Straße geführt hatte, wieder finden würde. Sie dachte an die zwei Flaschen Wasser, die sie im Auto vergessen hatte. Wenn sie sich auf den Weg machten, würden sie Wasser brauchen. Max rührte sich nicht. Sie drehte sich um und ging in Richtung Wagen zurück.
    Als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, verwandelte sich plötzlich die Luft um sie herum. Ein Schwirren und Vibrieren auf einmal, ein Grollen und Beben. Sie fuhr herum. Fünfzig Meter trennten sie von Max, der unbeweglich auf der Straße stand und dem dunklen Ungetüm entgegenstarrte, das auf ihn zuraste. Sie schrie, rann te los, hinter sich im Rücken, den Truck. D as Brausen und Grollen und Dröhnen wurde immer lauter, unter ihr zitterte die Erde, ein schwarzer Schatten verdunkelte die Sonne, Max - nur noch einen Schritt von ihr entfernt, einen letzten Schritt, da riss er den Mund auf, doch er schrie nicht mehr, denn im nächsten Moment packte si e ihn, zerrte ihn mit sich von der Straße, stolperte über Gestein, fiel über ihn, begrub ihn unter sich. Brüllend hupend donnerte der Truck vorbei. Dann war es wieder still, und als sie den Kopf hob, schwebte nur noch eine gelbliche Staubwolke über dem Asphalt.

75

    Sie lagen übereinander am Boden und Joanna starrte ihn an. Max rollte sich unter ihr weg, stand auf, klopfte sich den Dreck von den Hosenbeinen als wäre er beim Spielen auf den Boden gefallen. Joanna zitterte am ganzen Körper. Ein spitzer Schmerz fuhr ihr ins Knie als sie aufstand.
    „Max?“, begann sie. Er sah sie an. „Was ist passiert bevor du da auf die Straße gelaufen bist? Woher bist du gekommen?“
    Sein Blick irrt e umher . Ein Vogel kreischte und flog auf. P eitschende s Flügels chlagen entfernte sich. Blätter knisterten. Trockene Rinde knackte. Dann war es wieder still wie in einem Vakuum. Abrupt drehte sich Max auf einmal um und setzte sich in Bewegung, weg von der Straße, ins Gebüsch und Unterholz. Ohne sich zu vergewissern, ob sie ihm folgte, tauchte er in das trockene Dickicht ein und verschwand. Für Sekunden dachte sie noch, dass sie keine Landkarte dabei hatten und kein Wasser und nichts zu essen. Von Max sah sie nur noch ein kurzes Aufleuchten seines roten T-Shirts.
    „ Warte Max!“, rief sie. Doch das Rot war schon zwischen den Büschen verschwunden.
    Joannas Herz schlug bis zum Hals. Ihr war übel von der Hitze und sie hatte pochende Kopfschmerzen. Seit einer Stunde war sie hinter ihm her gehetzt, hatte dabei nicht auf den Weg geachtet und nun war klar: allein fände sie nicht mehr zum Auto zurück. Sie rief weiter seinen Namen, doch es kam keine Antwort. Vor ihr erhoben sich rundliche Felsen, porös und gelb und fremd in der sonst flachen Umgebung. Immer wieder rief sie seinen Namen. Der Schwindel wurde stärker, ihre Kehle schnürte sich zu, sie stützte sich auf den Felsen, bemerkte, dass er nach einer Seite hin ausgehöhlt war und ein steinernes Dach bot. Kraftlos ließ sie sich dort nieder. Nur für einen Moment, dachte sie, bis sie sich ein wenig erholt hätte, dann würde sie aufstehen und ihn suchen. Obwohl ihr im selben Moment klar wurde, dass sie nicht im Stande wäre, sie beide

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