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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und beleidigend.«
    »Ist es das? Der Leiter Ihrer Abteilung hat selbst gesagt, dass Ihr Urteilsvermögen getrübt gewesen sein könnte wegen eines Prozesses, in dem Mr. Carlyle einige Monate zuvor erfolgreich einen Mandanten verteidigte, gegen den Sie eifrigst ermittelt hatten.«
    »Glauben Sie mir, das einzige getrübte Urteilsvermögen zeigte sich beim Geschworenenspruch in diesem Fall«, erwiderte Ellen. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Manchmal ist Justitia leider blind«, fügte sie hinzu.
    Knowles schüttelte den Kopf. Ts-ts-ts. »Mir scheint, Agent Pierce, als hegten Sie tiefe Verachtung für unser Rechtssystem.«
    »Nein.« Ellen blickte ihm direkt in die Augen. »Nur für Anwälte der Verteidigung.«

109
    Nur einen Tag. Mehr erlaube ich den Kindern nicht, wegen der Verhandlung die Schule zu schwänzen.
    Für Carrie wäre selbst das ein Tag zu viel. Sie will nichts mehr mit Peter zu tun haben, nicht einmal dann, wenn sie miterleben könnte, wie er für den Rest seines miesen Lebens hinter Gitter kommt. Was hoffentlich passieren wird.
    Für mich ist das in Ordnung so. Carrie ist genau dort, wo sie sein sollte —in Yale, wo sie ihr zweites Studienjahr genießt. Es gibt keine Ernährungsberatung mehr, keine Schulpsychologen. Nur Schule. Sie hat wieder ihr Normalgewicht erreicht, und ich habe das Gefühl, sie wird es auch halten.
    Mark musste dem Unterricht in Deerfield natürlich einen Tag fernbleiben, um als Zeuge auszusagen. Ich bin so stolz auf ihn, und unter den gegebenen Umständen hat er gute Arbeit geleistet. Andererseits ist er schlecht drauf wegen der rüden Art, in der ihn Peters Kumpel-Anwalt — »der Schleimbeutel« – rangenommen hat.
    Apropos schlecht drauf …
    Ernie.
    Nach einem frühen Abendessen mit Nolan Heath, bei dem wir meine morgige Zeugenaussage besprochen haben, kehre ich nach Hause zurück und gebe Angelica für den Abend frei. Sie sagt, Ernie sei in seinem Zimmer und mache Hausaufgaben.
    In vielerlei Hinsicht sollte Ernie mit uns auf Wolke neun schweben. Es war seine Idee mit der Flaschenpost gewesen.
Er hat uns gerettet. Und ab dem Moment, ab dem wir den Transponder in Peters Flugzeug wieder eingeschaltet hatten, wurde er als heimkehrender Held gefeiert. Er gab mehr als ein Dutzend Fernsehinterviews und war Gast in zahlreichen Talkshows. In allen Artikeln über unser Martyrium wurde für ihn die meiste Tinte verwendet.
    Allerdings hat er keins der Interviews genossen, auch wenn er selbst entscheiden konnte, ob er hingehen wollte oder nicht. Er lächelte für die Kameras und sagte und tat als der Schauspieler, der er war, immer das Richtige. Doch ich bin seine Mutter. Ich sollte es besser wissen: Nach mehr als vier Monaten ist er noch genauso niedergeschlagen wie vorher. Die Schuld gebe ich natürlich mir.
    Sanft klopfe ich an seine Tür. »Darf ich reinkommen?«, frage ich.
    Er sitzt an seinem Schreibtisch in der Ecke gegenüber. »Klar.« Er hat den Blick auf das leuchtende Rechteck seines iMac gerichtet. »Hi, Mom.«
    »Wie klappt’s mit deinem Essay?« Fünfhundert Wörter über die Unabhängigkeitserklärung, die bestimmten und unbestimmten Artikel nicht mitgezählt. Dies ist meine Belohnung dafür, dass ich meine Arbeitszeit im Krankenhaus reduziert habe: die Einzelheiten im Leben meiner Kinder.
    »Dreihundertachtzig Wörter … und es kommen noch mehr.« Ernie tippt weiter auf der schnurlosen Tastatur. »Ich werde es schaffen.«
    »Na klar!«
    Ich schleiche einen Moment im Zimmer umher, weil ich nicht direkt zur Sache kommen möchte. Ich betrachte mir das berühmte Poster mit dem Porträt Albert Einsteins, auf dem er die Zunge herausstreckt.
    Schließlich bleibe ich vor einem gerahmten Foto mit Ernie
und diesen beiden Fischern stehen, Kapitän Steve und seinem ersten Offizier. Jason? Nein, Jeffrey hieß er. Was sind die beiden doch für Typen. Und wie sie lächeln! Allerdings entstand dieses Foto, als ich ihnen ihre Belohnung gab. Wer würde da nicht lächeln?
    Ich jedenfalls habe gelächelt. Für etwas Besseres habe ich noch nie eine Million Dollar ausgegeben.
    »Hast du Angst?«, unterbricht Ernie plötzlich die Stille.
    »Du meinst wegen meiner Zeugenaussage morgen? Ich glaube, ich bin etwas nervös«, antworte ich. »Du kommst doch mit, um mich zu unterstützen, oder?«
    Er nickt. Er hat den Tag meiner Zeugenaussage gewählt, um bei der Verhandlung dabei zu sein. Ich kann gar nicht sagen, wie gut mir das tut.
    »Ernie, es gibt etwas, worüber ich mit dir

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