Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
reden möchte«, beginne ich schließlich.
    Vielleicht ist es der Klang meiner Stimme, an dem er merkt, dass wir nicht übers Wetter oder etwas anderes für unser Leben Triviales reden werden. Er wendet sich von seinem Rechner ab und blickt mich an. »Um was geht’s denn, Mom?«
    Ich setzte mich auf sein Bett und hole tief Luft. Seit Jahren habe ich diese Unterhaltung in meinem Kopf geplant und mir eingebildet, ich wäre darauf vorbereitet, ohne mein Gefühl mit mir durchgehen zu lassen.
    Nun ja.
    »Warum weinst du, Mom?«
    Ich erzähle ihm die Wahrheit. »Es ist wegen Jake. Ich vermisse ihn so sehr.«
    »Ich auch.«
    »Das weiß ich, Schatz. Deswegen möchte ich auch mit dir darüber reden.«

    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragt er.
    »Nein, absolut nicht.« Ich habe einen Fehler gemacht, aber den besten meines Lebens. Es hätte nicht anders laufen dürfen.
    Ich blicke Ernie an, betrachte mir seine Augen und sein Gesicht. Es ist, als würde ich ihn deutlicher sehen als je zuvor, als wüsste ich jetzt, wer er wirklich ist.
    »Mom? Gibt es etwas, das du mir sagen willst?«
    »Ja, Schatz, da gibt es etwas.«
    Also erzähle ich Ernie, wer sein Vater war.

110
    Nach diesem Abend, an dem ich Ernie die Wahrheit und nichts als die Wahrheit erzählt habe, nehme ich mir das Versprechen ab, am nächsten Morgen bei der Verhandlung dasselbe zu tun.
    So weit, so gut.
    Als ich meine Zeugenaussage für Nolan Heath und seine Staatsanwaltschaft abliefere, ist der harte Zeugenstuhl das Einzige, worüber ich mich beschweren kann. Was würde es sie kosten, ein Kissen daraufzulegen? Aber ansonsten glaube ich wirklich, ich habe gute Arbeit geleistet. Die Geschworenen scheinen mir zu glauben, falls sie nicht einfach nur Mitleid mit meiner Familie haben. Die ältere Dame am Ende der ersten Reihe sieht aus, als würde sie uns Plätzchen backen wollen.
    Allerdings bin ich mir nicht sicher, inwieweit meine Aussage zählt. Ich kann höchstens beweisen, dass ich eine Frau bin, die von einem Menschen übers Ohr gehauen wurde, den sie über alles geliebt hat. Ich dachte, ich hätte einen wirklich tollen Kerl geheiratet. Woher hätte ich wissen sollen, dass der bezaubernde Peter Carlyle ein verlogener, betrügerischer, mörderischer Unhold ist?
    Genau darauf hatte er es angelegt, vermute ich. Ich sollte nicht wissen, wer Peter war. Manchmal kann ich es immer noch kaum glauben. Mein Ehemann hat versucht, meine gesamte Familie zu töten.
    »Ihre Zeugin«, verkündet Richter Barnett. Im gleichen Augenblick spüre ich ein Zwicken.
    Die Zeit, die Gordon Knowles braucht, um sich an seinem
Tisch zu erheben, reicht, um zu merken, dass »so weit, so gut« in einem Mordprozess nur der Spruch bis zur Hälfte ist. Der wahre Test steht einem noch bevor.
    »Dr. Dunne, diese Segeltour mit Ihren Kindern war Ihre Idee, nicht wahr?«, fragt er.
    »Ja«, antworte ich.
    »Mr. Carlyle hatte nichts mit der Organisation zu tun. Ist das korrekt?«
    »Ja. Allerdings wusste er seit Monaten darüber Bescheid.«
    Knowles grinst. »Ach, ich verstehe. Weil er schon vorher Bescheid wusste, gehen Sie davon aus, dass er genügend Zeit hatte, um den Mord an Ihnen und Ihren Kindern zu planen.«
    »Ich will damit nur sagen …«
    »Natürlich wussten viele Menschen vorher, dass Sie diese Reise machen würden – zum Beispiel Ihre Kollegen im Lexington Hospital.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass mich von denen niemand tot sehen will.«
    »Was ist mit Ihnen, Dr. Dunne?«
    Ich fühle mich wie vor den Kopf gestoßen. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage verstanden habe. Könnten Sie sie bitte wiederholen?«
    »Stehen Sie nicht seit geraumer Zeit in psychiatrischer Behandlung?«, fragt Knowles.
    »Ja, ich gehe zu einer Therapeutin. Viele tun das.«
    »Nehmen Sie Antidepressiva?«
    Plötzlich beginnt mein Blut zu köcheln, das ich bisher auf kleiner Flamme ruhig halten konnte. Der Begriff »unglaublich« beschreibt meine Gefühle auch nicht annähernd. »Wollen Sie damit sagen, ich hätte mit all dem was zu tun?«, vergewissere ich mich mit zitternder Stimme.

    Knowles wendet sich mit blasierter Miene an den Richter. »Eurer Ehren, könnten Sie bitte die Zeugin anweisen, dass im Moment ich der Einzige bin, der hier die Fragen stellen darf?«
    »Ich denke, das haben Sie bereits für mich getan. Fahren Sie fort«, fordert ihn Richter Barnett mit einem seiner strengsten Blicke auf.
    »Mit Vergnügen«, erwidert Knowles. »Eigentlich laufe ich gerade erst warm …«

111
    Knowles

Weitere Kostenlose Bücher