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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder aus ihnen hervor. Es war, als würden wir aus einer verwunschenen Unterwelt auftauchen und uns allmählich dem Licht und der Erlösung nähern, denn vor uns wurde es heller.
    Jack Moran atmete sehr laut durch, bevor er lachte. Es war das erste Mal, daß ich ihn lachen hörte. »Wenn Engel reisen, lacht der Himmel«, zitierte er und freute sich.
    Ich schaute gegen den Schneepuder vor der Scheibe. »Glauben Sie wirklich, daß es aufhört?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt. Ich treibe mich nicht zum erstenmal in dieser Gegend herum und kenne den Winter.«
    Die Bemerkung machte mich mißtrauisch. »Wenn Sie den Winter so genau kennen, Jack, hätten Sie sich auch mit Schneeketten eindecken müssen und die Strecke allein geschafft.«
    »Das hatte ich, aber der Motor verreckte.« Er grinste bissig. »Wenn ein Wagen fünfzehn Jahre alt ist, muß man einfach damit rechnen. Geld für einen neuen habe ich leider nicht.«
    Ich hob die Schultern und vergaß seine Erklärung. Statt dessen interessierte mich das Wetter. Die Helligkeit vor uns blieb, und wir fuhren immer weiter auf sie zu. Wolkendecken zeigten Lücken, von grellen Sonnenstrahlen brutal zerrissen. Was uns da noch entgegenrieselte, war nicht mehr als ein schäbiger Rest.
    Wir hatten eine relativ gute Höhe erreicht. Knapp dreitausend Fuß, und hier zeigte sich die Natur in ihrer strahlenden Schönheit. Das Panorama raubte mir für einen Moment den Atem, denn diese Hochebene lag wie gezeichnet vor uns.
    Berge hatten sich etwas zurückgezogen, als wollten sie das Panorama aus Wiesen und Wäldern nicht stören. Über allem hatte der Schnee seinen schimmernden Glanz gelegt, und ich setzte die Sonnenbrille auf, um nicht geblendet zu werden. Zwischendurch war die weiße Fläche durchbrochen. Dort lagen die kleinen Seen wie türkisfarben schimmernde Riesenaugen. Hinter einer langen einsehbaren Linkskurve reichte das Ufer des Gewässers sogar bis dicht an den Rand der verschneiten Straße heran. Der Beifahrer konnte das Wasser beinahe mit ausgestreckter Hand erreichen.
    Jack Moran reckte sich. »Da ich die Strecke kenne, kann ich Ihnen sagen, daß es nicht mehr weit bis zum Kloster ist. Wenn wir den großen See hinter uns gelassen haben, beginnt der Anstieg. Er zieht sich ungefähr zwei Meilen hin, ist sehr eng, aber mit den Schneeketten müßte es schon zu schaffen sein.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    Der See rückte näher. Ich kurbelte die Scheibe nach unten, um frische Luft in den Wagen zu lassen, das war auch wichtig, denn der Mantel meines Beifahrers roch nach Mottenpulver.
    »Darf ich neugierig sein, John?«
    »Bitte.«
    »Was treibt Sie hoch in ein Nonnenkloster?«
    Auf diese Frage hatte ich gewartet und auch schon die entsprechende Antwort parat. »Ich möchte eine alte Tante besuchen, die dort seit über zwanzig Jahren lebt.«
    Er lachte und schlug dabei die Hände zusammen. »Das finde ich außergewöhnlich nett.«
    »So bin ich eben.«
    »Weiß nicht, ob ich die Nerven hätte, eine alte Tante dort zu besuchen. Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Es ist auch nicht für immer.«
    »Glaube ich schon.« Er zog die Nase hoch, schaute sich um und drückte sich im Gurt nach vorn, um ebenfalls die Straße zu beobachten, die jetzt direkt am See entlangführte.
    Zwischen ihr und dem Wasser befand sich noch ein schmaler, weißer Schneestreifen. Auf der Fahrbahn selbst lag auch Schnee, teilweise aber hatte der Wind ihn weggeweht, so daß der graue Asphalt durchschimmerte. Ich wurde etwas mutiger und fuhr schneller.
    Mein Nebenmann hatte sich im Sitz verkrochen. Er war so klein, daß er von draußen kaum gesehen werden konnte. Diesmal hatte er die Lippen gespitzt und pfiff einige Lieder vor sich hin.
    Wieder fuhren wir über eine Eisschicht. Sehr deutlich hörte ich das Rumpeln der Ketten und ging etwas vom Gas.
    »Wenn sich der Wald zurückzieht, werden Sie das Kloster auf einer Anhöhe liegen sehen können. Es ist sehr einsam dort oben, aber man hat eine tolle Aussicht.« Er stieß mich an, ich drehte den Kopf, schaute auf ihn und nicht auf die Straße. Mein Fehler.
    Wir gerieten auf die linke Seite.
    Ich hörte meinen Nebenmann schreien, da rutschten wir schon über den Schnee. Ich lenkte gegen. Die Reifen faßten für einen Moment zu, doch Moran reagierte in seiner blinden Panik völlig falsch.
    Etwas zerrte an meinem Lenkrad. Ich hörte seinen zischenden Atem, sogar ein leises Knurren, und der Rover brach aus.
    Dabei bin ich nicht schnell gefahren, dachte ich

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