Höllgasse - Thriller (German Edition)
nicht an, du Sau. “
„Hör auf zu schreien. Das bringt dir nichts.“ Er stand direkt vor Tamara und sah sie an. Dann packte er sie am Hals und drückte sie an die Wand. Er gab ihr einen Kuss. Sie versuchte den Kopf zur Seite zu drehen. Doch es ging nicht.
„Lass sie in Ruhe. Bitte. Du kannst alles mit mir machen. Nur lass sie bitte in Ruhe.“ Jetzt wirkte Tobias ängstlich. Er wusste, dass er im Moment keine Chance hatte.
Doch Toni beachtete ihn nicht mehr. Er genoss die Nähe zu seiner Ex- Freundin.
„Ich werde dir jetzt die Fesseln abnehmen…“ Er sah in das erstaunte Gesicht von Tamara. Sie war so verdammt hübsch. „… solltest du versuchen, abzuhauen, werde ich deinen Freund da drüben töten…“ Er sah ihr tief in die Augen. „…hast du das verstanden?“
Sie nickte nur.
Er schloss die Handfesseln auf. Dann die Fußfesseln. Sie war an den Knöcheln schon ganz blau. Das hätte er nicht gedacht. Sie sah flehentlich zu Tobias. Doch er schrie nun nicht mehr. Er wusste, dass er keine Chance hatte.
„Wir gehen jetzt nach oben, verstanden?“
Wieder nickte sie. Sie versuchte aufzustehen. Sie schwankte ein wenig. Er hielt sie und zog sie mit nach draußen.
„Wo bringst du sie hin? Verdammt, bleib hier , du Arschloch.“ Doch die Tür wurde geschlossen. Niemand hörte mehr seine Schreie.
Toni und Tamara standen nun vor der Tür im Keller. Sie sah mitgenommen und bleich aus. Das sah er jetzt erst richtig. Er gab ihr einen von seinen Pullovern. Sie sollte die Kapuze aufziehen.
„Wir werden jetzt nach draußen gehen. Solltest du versuchen zu fliehen , wird er sterben.“
Sie nickte. Sie sagte die ganze Zeit kein Wort. Er brachte sie zum Auto. Er musste selbst sein Zittern unterdrücken. Er hatte furchtbare Angst. Wenn sie nun nicht auf ihn hörte? Wenn sie ihren Freund vielleicht doch nicht so sehr liebte? Doch dann kam ihm ein Gedanke. Es wäre sogar sehr gut , wenn sie ihn verraten würde, denn das wäre doch der größte Beweis für seine Theorie. Es würde beweisen, dass sie Tobias genauso wenig liebte wie ihn. Er wurde wieder ruhig. Egal wie die Sache ausgehen würde, er wäre auf der sicheren Seite. Vorm Gefängnis hatte er keine Angst. Er hatte vor zwei Jahren alles verloren, was ihm etwas bedeutete. Er musste mit seinem Auto nicht weit fahren. Er setzte eine Mütze und eine Kapuze auf. Niemand würde ihn so erkennen.
Emilia wachte schweißgebadet auf. Sie wusste zuerst nicht, wo sie war. Dann realisierte sie, dass sie im Hotel war. Sie hatte von Horst geträumt. Es war ein grauenvoller Traum. Sie wollte ihn zurückhaben. Sie wollte ihn küssen, doch er hatte sie ausgelacht. Er hatte sich über sie lustig gemacht. Sie konnte nicht glauben, dass die Träume wieder zurückkehrten. Viele Jahre hatte sie nicht mehr von ihm geträumt. Doch nun kam alles wieder hoch. Die Trauer über das verlorene Kind. Der Schock darüber, dass er sie so plötzlich verlassen hatte. Die Wochen der Einsamkeit und Isolation. Emilia ging ins Badezimmer. Ihre Hände zitterten. Sie wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Das tat ihr gut. Sie konnte wieder ruhiger atmen. Sie verstand sich oftmals selbst nicht. Wie konnte ein Mensch so viel Macht über sie haben? Andere hatten viel schlimmere Schicksale. Sie wurde nur verlassen. Ja, sie hatte ein Kind verloren. Aber es war noch nicht auf der Welt gewesen. Es konnte doch nicht sein, dass sie immer noch nicht darüber hinweg war. Sie sah auf die Uhr. Es war fünf Uhr morgens. Es lohnte sich also nicht mehr, sich nochmals hinzulegen. Sie schaltete den Fernseher ein, damit es nicht so leise im Zimmer war. Danach stieg sie unter die Dusche. Sie duschte sich erst heiß, danach kalt. Der Traum verflog und ihre Gedanken widmeten sich wieder dem Fall. Sie konnte es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein.
Horst war gerade erst nach Hause gekommen. Er sah auf die Uhr. Es war fünf Uhr. Er hatte zu lange gefeiert und wieder mal zu viel getrunken. Er verfluchte sich selbst dafür. Er hatte einen schwierigen Fall zu lösen. Er war der Hauptverantwortliche. Seine Kollegin war krank. Er musste sich darauf konzentrieren. Er beschloss, sich noch zwei Stunden hinzulegen. Vor acht Uhr würde er nicht im Büro auftauchen. Er nahm zwei Kopfschmerztabletten und schlief sofort ein.
Emilia saß bereits um sechs Uhr auf der Wache. Sie hatte einen eigenen Schreibtisch zur Verfügung gestellt bekommen. Sie sah sich nochmal die Bilder der Opfer an, als man sie gefunden hatte.
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