Höllgasse - Thriller (German Edition)
sicher, dass Tobias und Tamara ihre Liebe nicht lange aufrechterhalten können. Das Kartenhaus würde zusammenfallen. Und er war sich beinahe vollkommen sicher, dass Tamara es sein würde, die ihren Freund zuerst fallen ließ.
Ein Stockwerk tiefer war es still. Tamara hatte fast den ganzen Tag nichts zu ihm gesagt. Nachdem sie ihm gesagt hatte, was draußen vorgegangen war, schwieg sie. Tobias dachte, in ihrem Blick einen Anflug von Verachtung erkannt zu haben. Sie sah ihn anders an. Sie sah ihn so an als wäre er Schuld. Als hätte er sie nicht beschützt. Und es war ja auch so. Er war der Mann. Er hätte aufpassen müssen, dass so etwas nicht passiert. Aber wer denkt schon an so etwas? Ja, Toni war schon immer verrückt, doch seit Monaten ließ er sie in Ruhe. Wer hätte gedacht, dass er plötzlich zu einem Psychopathen mutierte? Sie lag auf dem Bett, mit dem Gesicht zur Wand. Sie zeigte ihm die kalte Schulter. Vielleicht hat Toni ihr irgendetwas eingeredet? Er bekam den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf.
„Tamara, schläfst du?“
Keine Antwort.
„Bitte, sag doch etwas.“
Nichts. Wieso verhielt sie sich so?
„Wir werden hier rauskommen, das verspreche ich dir. Hörst du?“
Doch sie antwortete ihm nicht. Es war vergeblich. Sie wollte nicht mit ihm reden.
Emilia hatte Annas beste Freundin erreicht, doch sie würde erst am Abend mit ihr sprechen können, da sie war noch in Hamburg war. Doch um acht Uhr abends konnte sie Claudia Walter vom Bahnhof abholen. Sie sah sich die Pressekonferenz an. Horst wurde auseinandergenommen. Er war schlecht vorbereitet, das bemerkte sie sofort. Seine Stimme war brüchig und er wirkte verloren. Es war schon fast so, dass er ihr ein wenig Leid tat. Er hatte keine Ahnung und was noch schlimmer war, es interessierte ihn anscheinend nicht. Für einen anderen wäre dieser Fall zu einer großen Herausforderung geworden, doch Horst würde ihn vermasseln, da war sie sich sicher. Als er zurück ins Büro kam, war er rot im Gesicht.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße. Ich hasse diese Presseleute…“ Er fluchte vor sich hin. Sie ging in sein Büro und schloss die Tür. Wieso sie das tat , wusste sie nicht. Doch sie war schon immer so gewesen. Sie half Leuten, die es eigentlich nicht verdient hatten.
„Hey, es ist nicht gut gelaufen, aber du hast es hinter dir. Vor die Presse zu treten, ist nie einfach.“
Horst sah sie lange an. Er war verzweifelt und ihre Augen trösteten ihn. Das hatten sie schon immer getan und das hatte sich in den letzten Jahren nicht geändert.
„Wir haben nichts. Wir tappen völlig im Dunkeln. Es gibt keine Spuren , die wir verfolgen können. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
Sie konnte ihn verstehen.
„Trinken wir einen Kaffee? Du musst mal raus hier.“ Sie wusste nicht, warum sie den Vorschlag machte. Sie bereute es sofort, doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
Er freute sich sehr über ihren Vorschlag – zu sehr.
„Sehr gerne.“
Sie gingen in das Kaffee im Stadtturm. Emilia war noch nie dort oben gewesen. Man hatte einen tollen Blick über die kleine Stadt. Beide bestellten einen Kaffee. Die Stimmung war angespannt.
„Wie geht es dir?“ Horst sah sie mit intensivem Blick an. Sie lächelte.
„Ich denke , es geht mir ganz gut. Ich liebe meinen Job und ich bin sehr glücklich in München.“
Er glaubte ihr.
„Das freut mich für dich. Ich habe schon immer gewusst, dass du es weit bringen wirst.
„Naja, weit bringen ist etwas übertrieben, aber ich bin zufrieden. Mein Job ist toll.“ Horst schien zu überlegen. Er wirkte in sich gekehrt.
„Wie geht es dir denn?“ fragte sie ihn.
„Es geht mir gut… Ja, es geht mir gut.“ Mehr gab es nicht zu sagen. Was hätte er ihr schon erzählen können? Dass er in der Woche drei bis vier Frauen mit nach Hause nahm? Dass er rastlos war? Dass er insgeheim wusste, dass er ein Versager war?
„Hast du einen Freund? Kinder?“ Er wusste, dass sie keine Kinder hatte. Das hätte er sicher irgendwann mal gehört. Doch ob sie einen Freund hatte , wusste er nicht.
„Nein, im Moment habe ich keinen Freund.“ Er war froh darüber, aber warum? Warum war er froh darüber, dass seine Ex keinen Freund hatte?
Es war ein holpriges Gespräch gewesen. Nichts war mehr von der einstigen großen Liebe zu spüren. Sie wusste n nicht, worüber sie sprechen sollten. Wie auch? Sie hatten sich jahrelang nicht gesehen und gehört. Trotzdem hatte sich Emilia mehr von dem Gespräch erwartet…
Heute war es
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