Höllische Versuchung
sie Crick, der sich inzwischen in die Situation eingefunden hatte und das Netz mit seinem Dolch bearbeitete. Mit der kleineren Klinge rückte er dem Netz erfolgreicher zu Leibe als sie mit dem Schwert, also zückte auch sie ihr Messer und schnitt drauflos. Die zweite Wache, ein Mensch, der verdammte Ähnlichkeit mit Trovis hatte, zog eine Handfeuerwaffe. Im Tunnel war das eine fatale Wahl. Ein Querschläger konnte jeden treffen, also musste Batanya schnell handeln. Sie warf ihr Messer durch einen Spalt im Netz und der Trovis-Klon brach dramatisch gurgelnd tot zusammen. Ein durchaus befriedigender Moment.
Bestürzt musste der Netzwerfer feststellen, dass sich die Dinge nicht in seinem Sinne entwickelten und er das Netz nicht schnell genug verstärken konnte, um Crick und Batanya in Schach zu halten. Crick arbeitete in Windeseile, was für Batanya gut war, da sie gezwungenermaßen wieder auf ihr Schwert zurückgreifen musste. Jedoch änderte sie ihre Technik und statt zu versuchen, die Fäden mit großen Schwüngen zu durchtrennen, hackte sie einfach darauf ein.
Am Boden glitt etwas Langes, Dunkles an ihnen vorbei. Als Batanya endlich Clovache erkannte, war diese schon aufgesprungen und hatte ihren Elektroschocker fest gegen den Körper des Netzwerfers gedrückt. Ein ordentlicher Stromstoß unterbrach in der Regel jegliche Denkprozesse, ganz gleich um welche Spezies es sich handelte, und auf ihren grauen Feind hatte es einen durchschlagenden Effekt. Alle vier Beine wirbelten unkontrolliert herum und rutschten hektisch auf der glatten Tunneloberfläche umher. Es mutete wie ein eigenartiger Tanz an, doch als Clovache dem Wesen noch einen weiteren Stromstoß versetzte, wurde deutlich, dass es mit dem Tode rang. Spinnenhaft rollte es sich zusammen, zuckte noch ein paarmal und blieb dann reglos liegen.
»Das war genial«, sagte Batanya atemlos.
Clovache freute sich offensichtlich über das Lob. »Ich habe mich mit Anlauf auf den Boden geworfen und ab ging es. Als wenn man über Eis gleitet, besonders an den Wänden, wo niemand entlangläuft.«
Mit einem wilden Ausdruck in den Augen sah Crick zu, wie Batanya sie aus den Resten des zerfetzten Netzes befreite.
»Sind Sie unverletzt?«, fragte Clovache und schlug Crick aufmunternd auf die Schulter.
»Ja«, sagte Crick. Er nahm die idiotische Brille ab und dahinter kamen intelligente blaue Augen zum Vorschein. Ohne das funkelnde Gestell wirkte sein Gesicht kantig und erstaunlich attraktiv. »Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass Sie jeden Pfennig wert sind, den ich für Sie gezahlt habe.«
»Sagen Sie das lieber erst, wenn Sie sicher zurück zu Hause sind«, riet ihm Batanya. Clovache verstaute derweil ihren Elektroschocker wieder in der eigens dafür vorgesehenen Tasche. Nach ihrer Rutschpartie im Schneckenschleim war ihre Sommerrüstung zwar ein wenig verdreckt, aber noch voll funktionsfähig. Die Kapuze war ihr im Eifer des Gefechts vom Kopf gerutscht und Clovache zog sie wieder über ihr verschwitztes Haar. (»Wer auch nur einen Deut Eitelkeit besitzt, für den ist dieser Job nichts«, hatte der Sergeant damals gesagt, als er in ihrem Heimatdorf für die Britlinge warb. Wie alle jungen Rekruten hatte Clovache diese Frage nicht ehrlich beantwortet.)
»Wir müssen hier sofort weg«, sagte Batanya. Ohne ein weiteres Wort stiegen sie über die Leichen und eilten den Tunnel entlang. Nach einem Blick auf die Karte zeigte Crick auf eine große, dunkle Öffnung zu ihrer Linken, in die sie noch gerade rechtzeitig hineinschlüpften. In nächsten Moment galoppierte laut heulend eine weitere graue Gestalt auf vier Beinen vorbei.
Batanya fragte sich, ob diese grauen Wesen in telepathischer Verbindung miteinander standen. Vielleicht hatte der tote Kamerad noch kurz zuvor eine Art Signal ausgesandt.
Schon bald ertönte ein unheimliches Jaulen. Der Soldat hatte seinen gefallenen Kameraden entdeckt. Mit diesem Lärm würde er innerhalb kürzester Zeit Aufmerksamkeit auf sich ziehen, also mussten sie schleunigst verschwinden.
Batanya streckte die geballte Faust empor, das Zeichen für ›Los geht’s‹, und sie sahen zu, dass sie weiterkamen. Diesmal folgten sie Crick nach Westen. Dieser Tunnel war besonders rutschig und sie mussten sich vorsehen, nicht auf dem Hintern zu landen. Die spiegelglatte Oberfläche deutete darauf hin, dass dieser Durchgang von Luzifers Lakaien nicht stark frequentiert wurde. Das war das Gute. Allerdings sprach vieles dafür, dass hier oft Schnecken
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