Höllische Versuchung
dass sich die Zauberkugel im Privatbesitz des Herrschers der Hölle befindet«, sagte Crick. »Er hat den Diebstahl in Auftrag gegeben. Mich hat er dafür engagiert, weil ich zum einen gut bin und ihm zum anderen noch viel Geld schuldete. Trotz allem ist es mir tatsächlich gelungen, die Kugel zu bekommen, obwohl sie im hintersten Winkel versteckt war … «
»Lasst die blumigen Details und konzentriert Euch auf die Fakten«, sagte Batanya streng.
Obgleich Crick aus seinem Erzählfluss gebracht wurde, nickte er. »Tatsächlich befand sich die Kugel in einem besonderen Zimmer hinter Luzifers Schlafgemach. In seinem, ähm, Spielzimmer. Belshazzar war überzeugt davon, dass ich es zu sehen bekommen würde, wenn Luzifer erführe, dass ich einer der letzten Harwells bin.«
Batanya riss die Augen auf. Clovache sah sie verwirrt an.
»Was bedeutet das?«, fragte sie.
»Es bedeutet, dass unser Auftraggeber besonders attraktive körperliche Merkmale hat.«
Clovache musterte ihren Auftraggeber eingehend. Sie konnte nichts Besonderes entdecken. Ihr gefielen große und kräftige Männer. »Wie was zum Beispiel?«
Als Crick nur mit den Schultern zuckte, wandte sich Clovache an ihre Vorgesetzte. »Was?«, fragte sie wieder.
Batanya sagte: »Crick hat zwei Penisse.«
»Das gibt’s ja nicht«, sagte Clovache. »Echt?« Die Faszination war ihr ins Gesicht geschrieben.
Crick nickte und setzte ein bescheidenes Gesicht auf. »Es gibt nicht mehr viele von uns. Zumeist sind wir nicht gerade Vorzeigebürger und so ist unser Clan in den letzten zehn Jahren deutlich dezimiert worden.«
»Gibt es überhaupt irgendjemanden, der sie nicht umbringen will?«, fragte Clovache.
»Sicher«, sagte er. »Sie beide.«
»Da bin ich mir gar nicht so sicher«, murmelte Batanya. Sie zog sich die Kapuze vom Kopf und fuhr sich durchs Haar. »Also gut, wie ist es Ihnen gelungen, die Zauberkugel in die Kaserne zu schmuggeln?«
»Niemand wusste, dass sie in meinem Besitz war«, sagte Crick. »Als ich vom Herrscher genug hatte – seine Forderungen waren auf Dauer sehr ermüdend – , bin ich geflohen und habe die Zauberkugel mitgenommen. Als klar wurde, dass man mich fangen würde, habe ich sie versteckt.«
»Wo?«, fragte Batanya rundheraus.
»An der einzigen mir zur Verfügung stehenden Stelle.«
»Und Sie wurden nicht sorgfältig durchsucht?« Batanya war ernsthaft überrascht. »Bei uns wären Sie damit nicht durchgekommen.«
Crick verneigte sich leicht vor ihr. »Daran zweifle ich keinen Moment«, sagte er höflich. »Man vermutete jedoch, dass ich mir ein größeres Schmuckstück oder Münzen unter den Nagel gerissen hatte, die sich nicht auf die gleiche Weise hätten verbergen lassen, und so kam man nicht darauf, mich nach anderen Gegenständen zu durchsuchen. Nach einer gewissen Zeit hatte ich schließlich … Probleme mit diesem Versteck, und als ich dann einmal allein war, habe ich die Kugel woanders verborgen. Während der Sergeant und seine Soldaten einen anderen Gefangenen verprügelten, hatten sie mich vorübergehend in einen Raum in der Kaserne gesteckt. Diese Zeit allein in einer fensterlosen Zelle habe ich genutzt.«
»Sie wollen also, dass wir Sie zur Kaserne bringen, diesen Raum ausfindig machen, in dem man Sie damals festgehalten hat, die Zauberkugel holen und Sie lebendig wieder herausbringen. Dann sollen wir mit Ihnen nach Spauling zurückkehren, wo Sie Asyl suchen müssen, da Belshazzar Sie töten lassen will. Vielleicht wollen Sie die Kugel aber auch Belshazzar zukommen lassen, in der Hoffnung, dass er den ursprünglichen Vertrag mit Ihnen noch anerkennt. Und Luzifer möchte Sie gerne wieder in seinem Spielzimmer sehen.«
»Das stimmt so in etwa«, sagte Crick und zum ersten Mal gelang es ihm nicht, unbeschwert zu wirken.
»Belshazzar ärgert sich wegen der Verspätung und des Verlusts der Kugel und Luzifer, weil Sie ihm weggelaufen sind, bevor er mit Ihnen fertig war.«
»Das bringt es wohl ganz gut auf den Punkt«, räumte Crick ein.
»Womit haben Sie eigentlich die Hexen im Kollektiv bezahlt? Ich frage das aus reiner Neugier«, sagte Clovache. »Es geht mich zwar nichts an, aber soweit ich weiß, gewähren die keinen Kredit.« Allein schon bei der Vorstellung bebten Batanyas Schultern vor Lachen.
»Nun ja, vielleicht habe ich die Adligen von Spauling um die eine oder andere Kostbarkeit erleichtert.«
»Die eine oder andere? Da müssen Sie aber schon eine ganze Wagenladung angehäuft haben, um für uns zu
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