Hoellischer Verrat
hingewiesen hat! Er ist nicht auf Vaters Seite. Und meine drei kleinen Nichten leben da, meine Schwester … wir müssen …!«
Levian nickte und kniete sich neben Tarsos’ Körper. Er durchsuchte seine Taschen und fand den Schlüssel zu den Handschellen. Hastig löste er meine Fesseln und ich zog ihn mit mir. Auf dem Flur schrie Frau Nesteko gellend auf, als ich mit Levian im Schlepptau den Gang hinunterrannte.
»Alles in Ordnung«, rief ich.
»Aber Fräulein Nimon , er ist ein Engel«, kreischte sie, als wäre ich ohne Gehirn auf die Welt gekommen.
Mir blieb keine Zeit, zu antworten. Wir stürmten das Treppenhaus hinunter, weil ich keine Geduld hatte, auf den Aufzug zu warten. Kaum dass wir in meinem Wagen saßen, rollte die von Tarsos angeforderte Verstärkung an. Sofort nahmen die drei Limousinen die Verfolgung auf.
Kapitel 14
»Rettung in letzter Minute«
A ls wir das Anwesen meiner Eltern erreichten, stand das Dach bereits zur Hälfte in Brand. Getötete Getreue meines Vaters lagen über die Einfahrt verstreut.
»Jaro!« Kaum dass ich den Motor abgestellt hatte, stürzte ich aus dem Wagen. Überall um mich herum wurde gekämpft. Vaters geheimer Bunker musste Heerscharen an willigen Blutdämonen beherbergt haben. Levian aktivierte seine blaue Klinge und gemeinsam stürzten wir ins Haus.
»Jaro! Eli!« Wir jagten die Treppe hinauf, deren teppichbezogene Stufen an einigen Stellen bereits Feuer gefangen hatten. »Ich muss sie finden!«
Levian hinderte seine Mitstreiter daran, mich anzugreifen, während ich die Räume meines Bruders durchsuchte. Sie waren verlassen. Ein vermutlich hastig fallen gelassener Skizzenblock lag mitten auf dem Teppich. »Eli? Hallo? Kann mich jemand hören?«
»Hier ist niemand.« Levians Stimme klang viel zu ruhig für das ganze Chaos um ihn herum.
»Wo ist Vater?« Ich jagte aus dem Zimmer wieder in Richtung der Haupträume. In der Eingangshalle erwartete uns eine Delegation Engel.
»Der Hausherr hat sich dort drüben verschanzt«, sagte eine weibliche Stimme. Ich sah zu ihr hinüber und erkannte sie sofort wieder. Leyla. Wir waren uns bereits im Klostertunnel begegnet.
»Meine Schwester.« Levian deutete mit dem Kopf zu ihr. Wütendes Gemurmel brandete aus den Reihen der Engel auf. Erst da schien Leyla aufzufallen, dass ich keine von ihnen war.
»Du bringst eins von den Monstern hierher?«
»Nikka ist auf unserer Seite«, erwiderte er. »Und der Hausherr ist ihr Vater.«
»Dann ist sie doch auf seiner Seite!«
»Ist sie nicht«, sagte ich und marschierte zur Tür. Sie war verschlossen. Levian gab seinen Leuten ein Zeichen und zu sechst stürmten sie gegen die Tür, bis diese endlich nachgab.
Zuerst sah ich das blau leuchtende Flammenschwert in Vaters Hand.
»Bleib weg, Nikka, er hat deine Mutter getötet«, schrie Eli. Zusammen mit Jaro hatte sie sich in die Ecke des Zimmers gedrückt, von seinen Armen schützend umschlungen. Als ich den zweigeteilten Körper meiner Mutter unweit der beiden auf dem Boden liegen sah, schluchzte ich auf und presste eine Hand vor den Mund.
»Er ist komplett durchgedreht!« Jaros Stimme wurde vom wütenden Gebrüll meines Vaters unterbrochen.
»Ruhe, verdammt! Was seid ihr nur alle für Narren, dass ihr die Genialität meines Plans so verkannt habt!« Er fuchtelte wild mit der Klinge herum. »Eine Welt nur für uns Blutdämonen! All diese Variati , Echsengesichter und ähnlicher Abschaum hätte vernichtet werden können und nur wir hätten über die Erde geherrscht. Mit unserer überlegenen Technik hätten wir die Engel ausgerottet. Es wäre zu unseren Gunsten ausgegangen. Wir Blutdämonen hätten die Erde ganz für uns gehabt.«
Mit einem Schlag wurde mir klar, warum meine Eltern so krampfhaft versucht hatten, mich ausschließlich mit einem Blutdämon zu verkuppeln. Warum Mutter plötzlich so abfällig über die anderen Dämonenrassen gesprochen hatte. Warum ich unbedingt wieder hier wohnen sollte. Sie hatten eine Revolution geplant, wollten mithilfe des babylonischen Feuers die Vorherrschaft an sich reißen und die Erde ganz für sich beanspruchen. Mein Blick glitt zu der am Boden liegenden Gestalt meiner Mutter. Es hatte ihr alles nichts gebracht, denn nun war sie durch die Hand eines Größenwahnsinnigen gestorben.
»Du bist nicht meine Tochter«, brüllte Vater jetzt. »Du bist Abschaum! Machst gemeinsame Sache mit den Engeln. Bist undankbar und verzogen! Hast deinem Bruder immer nur dumme Gedanken in den Kopf
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