Hoellischer Verrat
richtet. Es ist verantwortungsvoll von der Regierung, ihre Untertanen in Sicherheit wissen zu wollen. Wir Engel werden den Menschen weiter beistehen, in der Hoffnung, dass sie irgendwann diesen Planeten wieder zahlreich besiedeln können.«
Levian holte tief Luft und sah direkt zu mir. »Als friedliebendes Volk will ich im Namen der Engel betonen, dass alle Dämonen, die bereit sind, sich unseren gewaltfreien Regeln des Zusammenlebens anzupassen, sich nicht gezwungen fühlen müssen, die Erde zu verlassen. Jetzt, da unser Kampf vorüber ist, haben diejenigen, die den Frieden akzeptieren, ein uneingeschränktes Recht zu bleiben.«
Wieder wurde es laut im Saal, denn mit so einer Eröffnung von Seiten der Engel hätte wohl niemand gerechnet.
Der Vorsitzende stand auf, brauchte aber einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. »Ein großzügiges Angebot«, sagte er dann und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Wir haben Befehl, sofort mit den Vorbereitungen des Rückzugs zu beginnen. Alle Kampfhandlungen sind ab jetzt eingestellt. Die Sitzung ist beendet.«
Dieses Mal überwog eindeutig der Applaus.
»Du wirst bei ihm bleiben, oder?« Yaris sah mich nicht an, stattdessen hatte sie ihre Finger so fest ineinander verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Ja.«
Sie holte tief Luft, dann atmete sie lange aus. »Ich kann das nicht.«
Ich sah zu ihr hinüber. »Du gehst?«
»Der Frieden liegt mir nicht«, erwiderte sie. »Ich bin eine Jägerin, ich brauche den Kampf. Sie werden uns irgendwo anders einen Planeten zuweisen, den es zu erobern gilt. Und wenn dieser Planet gefallen ist, werden sie uns zum nächsten schicken. Ich habe ein Team … Hento, Mik, Riki, wenn sie wieder gesund wird, und die anderen. Das ist mein Leben.«
Um uns herum verließen die Delegierten den Saal und es wurde langsam leiser.
»Ich kann dich verstehen«, sagte sie dann. »Du liebst ihn.«
»Jaro will Eli fragen, ob sie bei uns bleiben wollen. Jetzt, da ich für meine Nichten verantwortlich bin, könnte ich ein bisschen familiäre Unterstützung gebrauchen.«
»So wie ich Jaro kenne, wird er sich nicht von dir trennen wollen. Und wenn das mit ihm und dieser Eli etwas Ernstes ist, dann wird sie auch bleiben.« Sie seufzte leise. »Das mit deinen Eltern tut mir leid.« Yaris nahm meine Hand und drückte sie sacht. »Und das mit Tarsos auch. Ich weiß, dass du ihn mochtest, auch wenn die Dinge sich letztlich ganz anders dargestellt haben.«
»Er hatte zwei Gesichter. Das eine war charmant und aufregend, das andere einfach nur widerwärtig. Schon allein, dass er an die kranke Idee meines Vaters geglaubt hat, lässt mich nur Abscheu empfinden.«
»Es wäre zu einem offenen Krieg zwischen den Dämonen gekommen.«
»Lass uns bitte nicht mehr darüber reden«, bat ich. »Was machst du nun? Ich werde mich mit Levian besprechen, Jaro und Eli die Neuigkeiten berichten und sie fragen, ob sie bleiben wollen.«
Wir erhoben uns von unseren Sitzen und ich sah Levian, der zusammen mit Leyla am Ausgang auf mich wartete.
»Ich werde mein Team informieren und dann die ersten Vorbereitungen treffen. Wir sehen uns später.«
»Wo gehst du hin? Dort unten ist der Ausgang.«
»Dort oben gibt es auch noch einen .« Yaris deutete auf das obere Ende der Sitzreihen. »Den nehme ich.«
»Du schlaues Köpfchen«, sagte ich lachend. Yaris grinste und salutierte im Gehen. Als ich ihr nachsah, sank meine Stimmung wieder, da mir klar wurde, dass wir uns nur noch wenige Tage sehen würden. Noch ein Verlust. So viele Verluste hatte ich in letzter Zeit ertragen müssen.
»Pst … Püppi !« Überrascht drehte ich mich um. Mik stand breit grinsend am Ende der Reihe. »Ich habe mich reingemogelt.«
»Unglaublich!«
»Tja, so bin ich halt.«
»Schickes blaues Auge!«
Mik kicherte. »Ja, hat sich so ergeben.«
»Schon klar …«
Gemeinsam nahmen wir die Treppenstufen in Richtung Ausgang.
»Und du? Musst du nicht zu der Teambesprechung, die Yaris jetzt durchführen wird? Vorbereitungen treffen? Sachen packen?«
Mik schüttelte den Kopf. Abrupt blieb ich stehen.
»Du gehst nicht mit?«
»Gehst du etwa mit?«
»Ich habe Levian.«
»Siehst du.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ich kann dich doch hier nicht ganz allein lassen.« Miks Blick wanderte zu Leyla. »Allein zwischen all den Engeln.«
Bei mir fiel der Groschen genau zwei Sekunden später. »Ach … und das ist der Grund, ja?«, fragte ich und lächelte mit
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