Hoellischer Verrat
beäugten die Engel mit ebenso viel Misstrauen, wie diese kritische Blicke auf die beiden Dämonen warfen.
Levian und ich hatten meine drei Nichten gerade zu Jaro und Eli gebracht, als es plötzlich wieder laut wurde. Schwere Motorräder brausten die Einfahrt herauf.
»Sofort formieren«, brüllte Leyla. Flammenschwerter wurden aktiviert und blaues Feuer flammte auf.
»Das ist mein Team!« Ich sah Hilfe suchend zu Levian. »Sie haben vermutlich von einem Angriff der Engel auf dieses Haus gehört und sollen es verteidigen. Sie wissen nicht, dass Vater der Grund allen Übels war!«
Levian ging zu Leyla hinüber. »Niemand greift an. Sie gehören zu Nikka.«
Wieder traf mich ein Funken sprühender Blick aus Leylas Augen. Offenbar traute sie mir immer noch nicht.
»Sie sind Jäger und schwer bewaffnet. Soll ich unsere Leute wie Lämmer zur Schlachtbank schicken?«
In diesem Moment kamen die Motorräder zum Stehen. Mik war als Erster bei mir. Seine Waffe zielte auf die Engel, die ihn drohend ansahen. »Geht es dir gut? Warum steht hier jeder herum, als hätten wir uns alle lieb?«, raunte er mir zu. Yaris war als Nächste neben uns.
»Was ist passiert?« Sie gab ein Handzeichen und ihre Jäger blieben neben ihren Maschinen stehen. »Niemand rührt sich, bis ich es sage!«
»Vater hat auf eigene Faust versucht, an das blaue Feuer zu kommen, um die Erde zu seinem kleinen Privatplaneten zu machen. Er wollte alle Dämonenrassen außer den Blutdämonen vertreiben oder töten, ebenso wie die Engel. Dafür hat er Engel gefangen und gefoltert, damit sie ihm die Formel verrieten. Unter dem Haus befindet sich eine bunkerähnliche Kommandozentrale, von der aus er seinen Plan verfolgt hat.«
»Wir haben das Haus nur angegriffen, um unsere Leute zu befreien«, sagte Levian auf uns zukommend.
»Ist er das?«, fragte Yaris. Ich nickte. Mik, der Levian ja bereits aus dem Tunnel kannte, warf ihm einen ziemlich unfreundlichen Blick zu.
»Ihr habt Dämonen getötet?« Yaris’ Haltung blieb angespannt.
»Es gab Opfer auf beiden Seiten.« Levians Blick glitt zu mir. »Aber ich denke, dass die Verluste, die Nikka heute hinnehmen musste, am größten waren.«
Ich schluckte und sah auf den Boden. Jetzt, wo das Adrenalin langsam aus meinem Körper wich, merkte ich erst, wie müde ich war. »Wie wäre es mit einem Rückzug auf beiden Seiten? Wir haben für heute genug gekämpft.«
Mik warf einen Blick zu den Engeln hinüber. Leyla starrte ihn finster an. Er blähte die Nasenflügel und wurde ein paar Zentimeter größer.
»Also mit der kleinen Blonden da drüben würde ich mich schon noch gern balgen.«
»Hände weg von meiner Schwester.« Levians Stimme klang eisig.
»Das sagt der Richtige«, schoss Mik zurück.
»So geht es nicht weiter.« Yaris ignorierte die beiden einfach. »Wir bekamen den Befehl, Engel zu jagen und nun stehen wir hier zusammen und reden, als wären wir keine Todfeinde. Das ist doch wirklich surreal! Wie soll es jetzt weitergehen? Verabschieden wir uns gleich und morgen treffen wir uns wieder und es rollen Köpfe?«
Mik lachte leise.
»Tagt der Hohe Rat wieder im Hauptquartier?«, wollte ich wissen.
»Ja, vor etwa einer Stunde haben sie sich wieder zusammengefunden. Dort fiel auch sofort auf, dass dein Vater nicht anwesend war. Man wartete und schließlich berichtete eine Flugpatrouille vom Angriff auf euer Haus.«
»Durch Vaters Machenschaften hat sich die Situation verändert. Hätten die Engel ihn nicht aufgehalten, hätte er bald seinesgleichen getötet. Und er wäre mithilfe des blauen Feuers praktisch unbesiegbar gewesen, das muss man sich mal vorstellen!«
Yaris sah zu Levian. »Wenn ich arrangieren könnte, dass der Rat eine Delegation von euch empfängt, wärt ihr bereit, ins Hauptquartier zu kommen?«
Levian nickte nach einem kurzen Zögern. »Wenn es während dieser Zeit einen Waffenstillstand gibt.«
»Ich denke, das könnte ich aushandeln.«
Hinter uns brach das Dach des Hauses endgültig ein. Funken stoben in die Nacht und der Lärm war fast unerträglich laut. Meine kleinen Nichten kreischten auf und drängten sich noch enger an Eli und Jaro.
»Was machen wir mit ihnen?«, fragte Yaris. »Kannst du sie bei dir unterbringen?«
»Meine Wohnung ist doch völlig zerstört …«, erwiderte ich. So gesehen war nicht nur ich jetzt obdachlos, sondern der verbliebene Rest meiner Familie auch.
Yaris zählte wohl auch gerade eins und eins zusammen. »Sechs Personen. Da brauchen wir aber
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