Hoellischer Verrat
Flammenklinge schoss hervor. »Und jetzt hör auf, ihr wehzutun.«
»Feuer verletzt uns nicht, Dummkopf!«
Levian seufzte nachsichtig. Dann murmelte er ein paar leise Worte und das Feuer der Klinge wechselte zu einem strahlenden Blau. »Dieses Feuer schon«, sagte er dann. »Korrigier mich, sollte ich falsch liegen.«
Tarsos stieß zischend die Luft aus. Dann beschloss er, dass Angriff wohl die beste Verteidigung sei. Er legte seine Rechte um meinen Hals und drückte zu. Mit der anderen Hand presste er mich vor sich.
»Wenn du mich willst«, zischte er. »Dann versuch es doch. Sie wird als mein Schutzschild herhalten müssen.«
Ich röchelte und zappelte in Tarsos’ Griff, doch mit meinen gefesselten Händen waren meine Möglichkeiten zur Gegenwehr sehr begrenzt. Ich warf einen panischen Blick zu Levian hinüber. In genau diesem Moment brannte bei ihm wohl endgültig eine Sicherung durch. Er stürzte sich auf uns. Ich schrie, weil die blauen Flammen mir so nahe kamen , und duckte mich. Dann war es plötzlich sehr still.
Tarsos neben mir gab keinen Laut von sich. Ich wollte schon erneut nach ihm treten, da glitt sein Oberkörper zur Seite und nur sein Unterleib blieb stehen. Ein weiterer Schrei löste sich aus meiner Kehle und fast glaubte ich, meine Lunge müsste explodieren. Levian hielt mich, als ich gefährlich schwankte und ich klammerte mich an ihn. Die blaue Flamme war erloschen und achtlos ließ er den Schwertgriff auf den Boden fallen. Dann zog er mich in eine feste Umarmung. Das harte Metall seines Brustpanzers drückte gegen meine Wange. Vorsichtig bewegte er sich und führte mich ein Stückchen weg von Tarsos.
»Er kann dir nichts mehr tun«, flüsterte Levian.
Ich drehte den Kopf und sah auf Tarsos’ Leiche. Eine große Blutlache schimmerte unter den zwei Hälften seines Körpers. Ich begann zu zittern. Genau wie Levian hatte er mich nur ausgenutzt. Wut stieg in mir auf, obwohl der Schock meine Glieder immer noch wie mit Eis durchzog. Ich zitterte nun so stark, dass es mir schwerfiel, zu sprechen. »Du bist doch nicht besser«, stieß ich hervor. »Genau wie er hast du mich nur benutzt. Hast mich ausspioniert und von meinen Gefühlen profitiert! Die ganze Geschichte mit deinen Verletzungen war doch bloß ein Vorwand, sich bei mir einzuschleichen und den Feind ein bisschen auszuhorchen!«
Levian schob mich ein Stückchen von sich und sah mich ernst an. »Ich habe dich weder ausspioniert noch benutzt.«
»Und was sollte dann diese fingierte Situation mit deinen Verletzungen?«
»Die war nicht fingiert.«
»Ach wirklich?«
»Ich war schon zwei Wochen unbemerkt unterwegs, als eine eurer Flugpatrouillen mich entdeckte und sich an meine Fersen heftete«, begann er ruhig. »Sie haben mich drei Mal an den Flügeln erwischt, was uns nicht umbringt, weil das Platin von dort nicht in den Blutkreislauf gelangen kann. Trotzdem musste ich landen, was mit den Verletzungen nicht so reibungslos klappt wie sonst. Ich habe das Dach der Fabrik zwar getroffen, bin aber abgerutscht und habe mir an einem Stück Dachrinne die Seite aufgerissen. Ich wusste, dass sie Jäger schicken würden und dass ihr nicht aufgeben würdet, bis ihr mich hättet. Also habe ich meine persönlichen Gegenstände vernichtet und bin in diese Mülltonne gekrochen. Ich wollte lieber selbstbestimmt sterben, als von einem von euch wie ein Tier erschossen zu werden.«
»Und die Wunde am Bein?«
»Ich bin in ein Haus eingebrochen«, sagte Levian. »Ungefähr dreißig Kilometer vor der Stadt. Ich war müde, dreckig und durchnässt. Die Bewohner schienen nicht da zu sein, also benutzte ich ihr Bad, doch plötzlich stand ein Wachmann vor mir. Er hatte keine Pistole, nur einen etwas altmodischen Dolch. Während ich nach meinen Kleidern griff, erwischte er mich am Bein. Unterwegs hat sich die Wunde entzündet, vermutlich, weil die Klinge genauso schmutzig und rostig war, wie sie ausgesehen hat.«
»Was für eine nette Geschichte, Kommandant. Es freut mich übrigens, dass die Medikamente, die du von deinen Leuten angefordert hast, so gut gewirkt haben. Da hätte ich mir die Mühe sparen können!«
»Du weißt viel über Medikamente, Nikka. Aber alles weißt du auch nicht. Die Tablette hätte nicht genügt, um mich vollständig zu kurieren. Deine Medikamente reichten nur für eine Woche. Bei der Schwere meiner Erkrankung musste ich sie aber noch mindestens zwei Wochen länger nehmen.« Er sah mich eindringlich an. »Noch mal hätte ich dich
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