Hören was der Garten sagt - So bekommen Sie den grünen Daumen
Samen aus ihrer wertvollen Sammlung an. Ich war hocherfreut und natürlich folgten eine große Samenaustauschaktion über den Ozean und ein angeregtes Fachsimpeln. Wer weiß – vielleicht sind unsere gefüllten Akeleien in den neuen Farben ja bald allgegenwärtig und setzen dann tatsächlich ein „Fashion Statement“ in der kommerziellen Pflanzenzucht.
'Fashion Statement' nenne ich diese mehrfach gefüllte rotgelbe Akelei, die aus meinen eigenen Zuchtversuchen hervorging.
Was Akeleien mögen
Wenn man seltene Akeleien kultivieren möchte, braucht man unbedingt einen Steingarten mit einigen halbschattigen Standorten, weil die meisten Arten in der Natur Bergblumen sind und weder Staunässe noch Stauhitze mögen. Im sandigen Substrat eines Natursteingartens finden sie ideale Bedingungen. Mit etwas Glück vermehren sich dort auch schwierige Arten durch Selbstaussaat. Ich möchte anschließend einige besonders empfehlenswerte Akeleien vorstellen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Zugleich wird dies auch eine kleine Reise rund um die nördliche Hemisphäre, denn wilde Akeleien finden sich in Mittel- und Nordamerika, Europa und Asien.
Die Amerikaner
Den Anfang macht eine grazile Mexikanerin namens Aquilegia longissima . Sie trägt von allen Akeleien die längsten Nektarsporne, über zehn Zentimeter können sie messen. Da die Blüten zusätzlich noch gelb sind, scheint es, als hätte man Sternschnuppen vor sich, die mit ihrem Kometenschweif durch den Garten reisen. Aquilegia longissima lässt sich leicht aus Samen ziehen. Sie wird etwa 35 Zentimeter hoch, ebenso wie die weiter nördlich in Arizona beheimatete Aquilegia desertorum . Auf Deutsch wird diese orangefarben blühende Spezies Wüstenakelei genannt. Sie gehört zu den hitze- und trockenheitsverträglichsten Akeleien überhaupt, ist sie doch in ihrer warmen Heimat in kargen und wasserarmen Bergregionen zu finden. An warmen Standorten im Steingarten ist sie auch bei uns ausreichend winterhart und ein schöner Blickfang.
Etwas weiter im Norden, in den Rocky Mountains, findet man gleich mehrere hübsche Akeleiarten. Zwei davon, Aquilegia saximontana und A. jonesii sind zierliche Winzlinge von weniger als zehn Zentimeter Höhe. Sie gedeihen bei mir gut im Tonscherbengarten und blühen als Erste bereits Anfang April. Eine andere, die Rocky-Mountain-Akelei (Aquilegia caerulea ) , wurde nicht nur nach der gleichnamigen Bergkette benannt, sondern genießt zudem auch noch die Ehre, die Wappenblume Colorados zu sein. Ihre großen aufrechten Blüten sind blauviolett mit weißen Kronblättern und tragen lange gerade Sporne. Es muss ein beeindruckendes Erlebnis sein, eine blühende Bergwiese in den Rocky Mountains zu sehen, die mit diesen Blüten übersät ist. Als Gartenpflanze hat die Rocky-Mountain-Akelei nicht nur als reine Art Bedeutung, sondern ist auch ein Elternteil vieler langsporniger Züchtungen.
Etwas bescheidener und zierlicher wirkt die schon erwähnte Karmesinrote Akelei (Aquilegia formosa ) aus dem westlichen Nordamerika. Ihre hübschen Blüten sind zwar klein, aber erscheinen auffallend zahlreich und bis in den September hinein. Ein geschützter Platz an unserem Pavillon gefällt dieser Art besonders gut. Sie bildet dort extragroße Horste und grüßt jeden Besucher mit einer Heerschar entzückender Blüten. Das Pendant zur westlichen Aquilegia formosa ist die Kanadische Akelei (Aquilegia canadensis ) aus dem östlichen Nordamerika. Sie ist kleiner und weniger reich blühend, dafür aber auch anspruchsloser. Ihre rot-gelben Blüten finden sich bei mir sowohl im Steingarten als auch in den normalen Staudenbeeten. Sie war eine der ersten amerikanischen Akeleien, die über den Ozean in europäische Gärten gelangten. Inzwischen ist sie sogar bekannter als manche heimische Art, wie etwa die hübsche Aquilegia einseleana , die zu den seltensten Akeleien Europas gehört. Sie gilt als Endemit und ich kenne bisher nur einen einzigen Naturstandort in Tirol. Interessanterweise entwickelt sich Aquilegia einseleana im Garten sehr viel prächtiger als in der Natur. Eine meiner Pflanzen ist im Juni eine einzige Wolke aus winzigen blauen Akeleiblüten. Auch ihr besonders fein zerteiltes Laub macht einiges her. Es erinnert stark an Frauenhaarfarne.
Eine weitere blau blühende Art aus Europa ist die kaukasische Aquilegia olympica . Ihre großen nickenden Blüten ähneln der gewöhnlichen Aquilegia vulgaris , sind jedoch noch vornehmer geschwungen.
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