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Hoerig

Hoerig

Titel: Hoerig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arcan
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Nachbarinnen. Wenn Jasmine ganz nackt war, hatte sie einen ernsten Ausdruck im Gesicht; dieser Moment der Versenkung vor dem Akt sollte mit dem größten Ernst erfolgen, hast du gesagt, nackt sein bedeute für dich bereit sein, und bereit sein heiße, es werde ernst.
    Ich wußte, daß du einen Ständer in der Hose hattest, und zum ersten Mal setzte mich dein Ständer unter Druck, ich fühlte mich verstoßen.
    Nach den Fotos kamen die Videosequenzen, wo Jasmine ihre kleinen Brüste aus einem roten Büstenhalter holte, ihr weißes Höschen zur Seite zog und sich mit geöffne-tem Mund den Finger in die Möse steckte, sie befolgte die Gesetze des Marktes akkurat. An dieser Stelle zogst du mir die Hose herunter, um mein Höschen beiseite zu schieben und mich von hinten zu nehmen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, weil es mir ausgeschlossen schien, dir zu gefallen, also spielte ich kleines Mädchen und senkte beim Weinen den Blick, ich fühlte nur eine große Qual, die wahrscheinlich von dem Eindruck herrührte, daß du eine andere ficktest, ohne daß ich darauf irgendeinen Einfluß hatte. In einer letzten Rückzugsgeste überließ ich Jasmine mein Geschlechtsteil, ich gab mich geschlagen und rührte mich nicht mehr. Ich hatte mich selbst ausgelöscht und damit jede Erinnerung an die in vier Millionen Jahren Zähmung der Geschlechter heraus-gebildeten Gesten; ich wußte auf einmal nicht mehr, wie man sich vor einem Mann bewegt oder stöhnt, der ganze Raum war eingefroren. Nachdem ich meinen Körper sich selbst überlassen hatte, übernahm er die Führung; meine trockene Möse verengte sich, als ob sie deinen Schwanz aus sich hinauspressen wollte, sie begann zu krampfen wie der Magen, wenn er etwas, das ihm nicht gut tut, loswerden will, doch du hast dich nur enger an mich gedrückt, weil deine Lust durch diesen Widerstand noch größer wurde.
    Auf dem Bildschirm gab es zu viele wichtige Einzelheiten, du hast sie vielleicht gesehen, ich nicht, ich habe mich gefragt, ob du meinen Arsch angesehen hast oder den von Jasmine, ich habe mich auch gefragt, ob ich an eurer Geschichte, in der ich als Standleitung zum Bildschirm diente, überhaupt beteiligt war, ich habe mich sogar gefragt, ob wirklich ein Kontakt bestand zwischen meiner Haut und deiner. Ein Hund bellte im Parc Lafontaine, und ich dachte, wieviel Mühe sich Hunde doch geben, um von ihrem Herrchen geliebt zu werden, ich habe auch an die junge Tschechin im SAT gedacht, die du mit Bier übergossen hast, weil du sie zum Tanzen bringen wolltest, und an meine mit beinahe dreißig schlaffer werdende Haut, die du gepackt hieltst. Ich dachte an alles mögliche, weit weg von deinem Starren auf eine in Endlosschleife immer wiederkehrende Jasmine mit zur Seite gezogenem Höschen.
    Ein Wasserglas fiel zu Boden, und als ich es aufheben wollte, stieß ich mir das Auge an einer Ecke deines Schreibtischs, das war der Moment, wo du kamst. Ich blieb einfach so und verfolgte die Ausbreitung der Pfütze unter deinem Schreibtisch bis zu einem Papierkorb voller Papiertaschentücher, in denen sicher kein Rotz war, denn Schnupfen hast du nie gehabt. Um mir hochzuhelfen, nahmst du mich unter den Achseln, und als du mein verheultes Gesicht sahst, machtest du eine erstaunte Miene. Du hast mich dann auf dein Bett gesetzt, um besser den Arm um mich legen zu können. Beim Ficken war dir gar nicht aufgefallen, daß ich weinte, du dachtest, die neue Erfahrung eines pornographischen Elements in unserem Liebesspiel sei der Grund für die seltsamen Töne. Es ist nichts, sagte ich, und daß wir nicht aufgeben sollten, am Ende würde mein Glaube an deine Liebe so groß sein, daß keine andere mich mehr aus deinem Herzen vertreiben könnte.
    Ich weiß nicht, ob mein Großvater sich zu seinen Leb-zeiten je gefragt hat, warum Weinen und Jauchzen so ähnlich klingen, doch wenn er es getan hat, muß er Gott für ziemlich pervers gehalten haben, daß er den Menschen diese Verwirrung auferlegte, an der er sich droben in seinem Reich aufgeilen und ins Fäustchen lachen konnte.
    In dieser Woche hast du mir vieles beigebracht, aber ganz übersehen, daß du mir nicht die Lust gezeigt hast, sondern jede Nuance deiner verschiedenen Gesichtsaus-drücke dabei, die ich in Zukunft beim Ficken immer würde entschlüsseln müssen. Du hast ganz übersehen, daß ich mich nun der Gesamtheit der Mädchen aus dem Web, die hinter deinen geschlossenen Lidern auf mich herabblickten, stellen mußte, wenn ich unter dir lag, und

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