Hoffnung am Horizont (German Edition)
und füllen in einem Kolonialwarenladen unsere Vorräte wieder auf. Wir brauchen Maismehl und Salz und ich muss Honig kaufen. Du hast den Honig, den wir dabeihatten, schon fast aufgebraucht.“
„Er schmeckt gut zu deinem Maisbrot und zu den Milchbrötchen.“ Seine Stimme hallte in seinem Kopf wider und klang weiter weg als vorher. Er bereute jetzt, dass er sich nicht hingelegt hatte.
„Mir war nicht bewusst, dass du eine solche Vorliebe für Süßes hast. Sonst hätte ich gleich mehr mitgenommen.“ Ihre Stimme war leise und sanft. „Es ist gut, wenn wir wieder in eine Stadt kommen. Vielleicht kann ich sogar einen Brief an Kathryn und Hannah aufgeben, um ihnen zu berichten, wie es uns geht, und um sie wissen zu lassen, dass wir uns noch nicht gegenseitig umgebracht haben. Sie werden sich freuen, das zu hören.“
Annabelle war keine Frau, die gedankenlos drauflosplapperte. Er begriff, dass sie versuchte, ihn abzulenken. Ihm gefiel der Klang ihrer Stimme.
„Ich muss auch oft an die liebe Lilly denken. Ich wette, sie trägt die Haarschleife, die du ihr geschenkt hast, jeden Tag und denkt an dich. Auch wenn ich mir beim besten Willen nicht erklären kann warum.“
Er hörte das Necken in ihrer Stimme. „Ich glaube, ich möchte mich jetzt doch hinlegen, Annabelle.“
Als hätte sie mit dieser Bitte schon gerechnet, stützte sie seinen Rücken mit ihrem Arm. Ihre Berührung fühlte sich gut an.
Sie half ihm, sich auf der Decke auf die rechte Seite zu legen. „Jetzt lehne dein Gewicht an mich.“ Sie rutschte nahe an seinen Rücken heran. „So … ja, so ist es gut.“
Er fühlte wieder ein leichtes Ziehen in seinem Arm, dann hörte er sie summen. Er konnte sich nicht erinnern, dass er sie schon einmal summen gehört hatte. „Machst du das immer, wenn du nähst?“
Ein leises Schmunzeln lag in ihrer Stimme. „Sei still und ruh dich jetzt aus. Ich bin gleich fertig.“
Er schloss die Augen und nahm nur vage wahr, dass er eindöste. „Erinnere mich daran, dass ich dich noch einmal umarme. Später …“ Das Letzte, an das er sich erinnerte, war ein federleichter Kuss auf seine Stirn und dass er sich fragte, ob sie ihm noch Brötchen backen würde.
Kapitel 27
M atthew blinzelte mehrere Male. Er brauchte eine Minute, bis er begriff, wo er sich befand. Der hellrote Himmel, der mit Sternen gespickt war, die allmählich verblassten, verriet ihm, dass es bis zum Sonnenaufgang nicht mehr lange dauern würde. In der kühlen Morgenluft, die ungewöhnlich feucht war, lag der Geruch des Regens vom Vortag und der Duft von gebratenem Speck und frisch gebrühtem Kaffee. Er atmete die heimeligen Gerüche ein und fühlte, wie sich die Leere in seinem Magen ausbreitete.
Er wollte sich strecken, atmete dann aber scharf ein und fiel auf die Decke zurück. Schmerzen schossen durch seinen rechten Arm und über seine Schulter. Sie waren so stark, dass sie seinen Hunger vertrieben. Er drückte die Augen fest zu und atmete mit zusammengebissenen Zähnen ein, bis das rhythmische Hämmern der Schmerzen schließlich nur noch ein gleichmäßiges Trommeln war.
Eine angenehme Kühle berührte seine Stirn. Er schaute nach oben und sah, dass Annabelle über ihm kniete und die Hand auf seine Stirn gelegt hatte.
„Versuch nicht, dich zu bewegen. Du hast eine schwere Nacht hinter dir.“
Er wollte stöhnen und versuchte, es hinter einem Lachen zu verstecken, was ihm aber kläglich misslang. „Was hast du gestern Abend mit mir gemacht, Frau?“
Sie lächelte und legte die Hände um sein Gesicht. Er schloss wieder die Augen und genoss ihre kühlen Hände und ihre sanfte Berührung. Er fühlte sich, als hätte er diesen Moment schon einmal erlebt, obwohl er genau wusste, dass das unmöglich war. Trotzdem weckte etwas an der Art, wie sie ihn berührte, eine Erinnerung in ihm, ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen.
„Du fühlst dich ganz heiß an“, flüsterte sie.
Er hörte das Plätschern von Wasser und dann wurde ein feuchtes Tuch über sein Gesicht gelegt. Als er aufblickte, wusste er mit unverrückbarer Gewissheit, dass Annabelle, egal, was sie früher gewesen war, jetzt ein anderer Mensch war. Er betrachtete ihre Gesichtszüge und versuchte zu erkunden, wer sie war, als sähe er sie zum ersten Mal in seinem Leben.
Sie beugte sich über ihn, um eine Decke heranzuziehen. Ihre Haare fielen über seine Brust.
Er atmete unwillkürlich ihren Duft ein und fand darin eine kurzzeitige Ablenkung von den Schmerzen. „Mmm …
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