Hoffnung am Horizont (German Edition)
süßen Geschmack, bevor sie schluckte.
„Köstlich“, flüsterte sie. Aus einem Impuls heraus stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste seine glatte Wange, während sie den Kakao vorsichtig in der linken Hand hielt. Dann trat sie schnell zurück, bevor er Zeit hatte, darauf zu reagieren. „Danke … dafür.“ Sie hielt die Tasse höher. „Aber noch mehr, weil du es nicht vergessen hast.“
Das Verlangen, das sie gestern Abend in Matthews Augen gesehen und das etwas Sanftes an sich gehabt hatte, war anders als alles, was sie bei anderen Männern vor ihm erlebt hatte. Und der Blick, mit dem Matthew sie jetzt anschaute, weckte in ihr Gefühle, wie Annabelle sie noch nie zuvor empfunden hatte. Wenn die Schokolade in ihrem Mund nicht schon geschmolzen gewesen wäre, so wäre sie auf der Stelle dahingeschmolzen.
Er erwiderte ihren Blick und wandte sich nicht nach einem Moment ab, wie er es normalerweise tat. Sie hatte sich keinen Zentimeter bewegt, aber sie hätte schwören können, dass sie sich näher gekommen waren. Sie musste die tiefen Gefühle dieses Moments vertreiben, bevor sie sie überwältigten, und kannte tausend Möglichkeiten, das zu tun. Aber im Moment konnte sie sich an keine einzige erinnern.
Als spürte er, dass sie Hilfe brauchte, tat er, als tippe er an den Hut, den er nicht aufhatte. „Die Freude ist ganz meinerseits.“
Erleichtert wandte Annabelle den Blick von seinen Augen ab und bemerkte es erst jetzt. „Du hast frische Sachen angezogen.“
„Ja, Madam. Und ich habe mich auch gewaschen.“
„Das sehe ich.“ Er war frisch rasiert und seine Haare hingen in feuchten Locken über seinen Kragen. Eine widerspenstige Strähne fiel ihm in die Stirn. Und obwohl er ihr so gefiel, musste sie dem Drang widerstehen, die Hand zu heben und sie aus seinem Gesicht zu streichen. „Was ist der Anlass?“
„Heute ist Sonntag.“
Sie zuckte mit den Achseln und nippte wieder an ihrem Kakao. Er war etwas abgekühlt und nicht mehr heiß. Er war einfach genau richtig. „Du hast gestern gesagt, dass wir genug Zeit haben, um Brennans Treck einzuholen. Wozu dann die Eile?“
„Ungefähr zwei oder drei Kilometer vor uns liegt eine Stadt, und ich wette, dass es dort eine Kirche gibt.“
Während sie schluckte, begriff sie, was er damit meinte. „Wirklich?“
„Wenn die Gottesdienste in Idaho zur gleichen Zeit anfangen wie die in Colorado, schaffen wir es auf jeden Fall rechtzeitig zum Singen, wenn eine gewisse junge Frau aufhört, herumzutrödeln und Kakao zu trinken, anstatt sich fertig zu machen.“
Annabelle trank den Kakao in drei großen Schlucken leer und schob ihm die leere Tasse in die Hand. „Ich könnte dich wieder küssen, Matthew Taylor.“
„Tun Sie das lieber nicht, Madam. Es wird mir auch so schon schwer genug fallen, mich auf die Predigt zu konzentrieren.“
Sie lächelte und machte sich eilig fertig, während er leise in sich hinein lachte.
* * *
Annabelle konnte das Singen hören, sobald Matthew den Wagen neben den anderen auf der Wiese zum Stehen gebracht hatte. Als er abgestiegen war, blieb sie noch regungslos sitzen, um dem Gesang zu lauschen und sich diesen Moment in ihr Gedächtnis einzuprägen.
Das schlichte weiße Gebäude mit dem weißen Kirchturm stand auf einer kleinen Anhöhe in einer Seitenstraße, die von der Hauptstraße abzweigte. Rosarote und gelbe Blumen blühten neben der Treppe, die zu der offenen Tür führte. Annabelle fragte sich, ob die Frau, die sie angepflanzt hatte, zu dem Chor der Stimmen gehörte, der an ihre Ohren drang.
In diesem Moment nahm etwas, das Jonathan vor über einem Jahr am Ufer des Fountain Creek zu ihr gesagt hatte, eine neue Bedeutung an. Sie fühlte sich jetzt wirklich wie ein neuer Mensch, der innerlich verändert war. Sie konnte zwar den Tag nennen, an dem sie Gottes Erlösung erfahren hatte, aber Annabelle hatte den Eindruck, dass sie ihr Leben lang brauchen würde, um dieses Gnadengeschenk zu begreifen.
„Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir hineingehen, Annabelle. Ich wollte nicht nur im Wagen sitzen und zuhören.“
Sie schaute nach unten und sah, dass Matthew lächelnd neben dem Wagen stand. „Das nennt man den Moment genießen, Mr Taylor. Haben Sie davon schon einmal gehört?“ Sie grinste, als sie sah, wie er mit der Zunge innen über seine Wange fuhr, eine klare Vorwarnung, dass jetzt gleich eine sarkastische Bemerkung käme.
„Das ist ja alles schön und gut, aber könntest du vielleicht auch
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